Wunderliches und Sonderbares im Nordwesten der USA


13 Jul 2006 [11:55h]     Bookmark and Share




Reptilienmann, Meerjungfrau und andere Schnapsideen

Im hohen Norden der USA wird es bisweilen ganz schön einsam, und dann kommen die Menschen mitunter auf merkwürdige Ideen. Auf einer Reise durch den Bundesstaat Washington sollten sich Besucher keinesfalls die vielen Kuriositäten am Wegesrand entgehen lassen – Merkwürdiges und Schrulliges, das man sicherlich nicht überall auf der Welt findet: versteinerte, mumifizierte und ausgestopfte Wesen mit überzähligen Gliedmaßen oder einfach nur absurde Basteleien, die zum Schmunzeln und Staunen anregen.

Wer kommt schon auf die Idee, die bunten Flusen aus dem Flusensieb des Wäschetrockners aufzuheben? Elizabeth Barlow (Tel. +1-360-374-6738) aus dem Städtchen Forks im äußersten Nordwesten des Bundesstaates sammelt sie nicht nur, sondern gestaltet daraus farbenfrohe Kunstwerke, die sich durchaus sehen lassen können. Ansonsten ist dieser Ort eher für seine Schnitzereien berühmt, die – in alter Holzfällertradition – mit der Kettensäge hergestellt werden. Am anderen Ende des Staates kann man dagegen eine Holzkunst besichtigen, die nach mehr Fingerspitzengefühl verlangt: der Nachbau einer chinesischen Dschunke aus 27.000 Streichhölzern steht in „Carr’s One-of-a-Kind Museum“ in Spokane steht gleich neben einer Lincoln-Limousine, die einmal Elvis Presley gehörte.


*** Ye Olde Curiosity Shop ***

Ein weiteres Streichholzschiff findet man in Seattle in „Ye Olde Curiosity Shop“. Seit über hundert Jahren lockt dieser „alte Kuriositätenladen“ in Seattle (1001 Alaskan Way, unmittelbar am Puget Sound; Tel. +1-206-682-5844) Besucher an – darunter Prominente wie Charlie Chaplin, John Wayne und Sylvester Stallone. Sylvester heißt auch eine Mumie, die hier in einer Vitrine steht. Weiterhin gibt es einen angeblich jahrhundertealten „afrikanischen Voodoo-Affen“ zu bewundern sowie eine Meerjungfrau, zusammen mit Meerbaby und Meerhund (nicht zu verwechseln mit einem Seehund) namens „Petri-Fido“ – ein Wortspiel aus „petrified“ („versteinert“) und dem Namen Fido.

Das Geschäft gehört heute dem Enkel und Urenkel von Joseph E. „Daddy“ Standley aus Ohio, der den Laden im Jahre 1899 gegründet hatte. Er begann einst mit dem Verkauf von Souvenirs, die Indianer aus der Region speziell für ihn anfertigten: Minitotempfähle, Decken, Körbe und vieles mehr. Neben Schrumpfköpfen aus Ecuador und einem doppelköpfigen Kalb findet man hier deshalb auch heute noch authentische Indianerkunst.

*** Marsh’s Free Museum ***

Nicht ganz so authentisch, dafür aber – wie der Name schon sagt – kostenlos zu besichtigen sind die Kuriositäten in „Marsh’s Free Museum“ in Long Beach im äußersten Südwesten von Washington (www.MarshsFreeMuseum.com). Wellington Marsh, Sr., der Großvater der heutigen Besitzer, gründete hier in den 1920er Jahren zunächst eine Kneipe. Während der Wirtschaftskrise zahlten die Kunden ihre Rechnung gelegentlich mit allerlei Tand, und daraus entstand dann das Museum. Auch hier gibt es die obligatorischen Schrumpfköpfe und ein doppelköpfiges Kalb zu sehen, aber auch ein einäugiges Lamm und ein weiteres mit acht Beinen. Dabei handelt es sich wohl noch um echte Launen der Natur – nicht ganz ernst zu nehmen sind allerdings der „Werwolf aus Wyoming“, eine Art Horror-Wolpertinger, der von einem kreativen Scherzkeks geschickt aus dem Hinterteil eines Rehs gebastelt wurde, und der „Alligator-Mann“, die Hauptattraktion des Museums. Der Oberkörper stammt von einem P

 rimaten, der Rest von
 einem Alligator – doch zusammengefunden haben die beiden Teile mit Sicherheit erst nach dem Ableben der beiden „Spender“.

*** Willie Keils Grab ***

Ganz echt ist hingegen der „gepökelte Pionier“, der ein paar Kilometer weiter nördlich in einem eher unscheinbaren Grab liegt, das aber immerhin auf den meisten Straßenkarten eingezeichnet ist. Es liegt am Highway 6 bei Menlo, unweit der Mündung des Willapa River in den Pazifik. Kurios ist vor allem die Geschichte von Willie Keil, der hier begraben liegt: er dürfte der einzige Pionier sein, der den halben Kontinent als Leiche durchquerte. Er war nämlich als Neunzehnjähriger im Mai 1855 der Malaria erlegen, noch bevor er die langersehnte Reise antreten konnte. Sein Vater, der mit seiner Religionsgemeinschaft aus Bethel in Missouri gen Westen zog, wollte ihn auf keinen Fall zurücklassen und legte ihn deshalb in einem mit Blei ausgekleideten Sarg in hochprozentigen Whiskey ein, der die unangenehmen Begleiterscheinungen eines solchen Leichentransports minderte, bis man Willie am Ziel der Reise endlich zur ewigen Ruhe betten konnte – ein halbes Jahr nach seinem Tod
 . Immerhin
soll er als Toter so manches Leben gerettet haben: Indianer, die dem Siedlertreck begegneten, machten beim Anblick der „Schnapsleiche“ schnell kehrt und ließen die Gruppe unbehelligt! So hat sich schon manche vermeintliche „Schnapsidee“ nachträglich als sehr nützlich erwiesen …

*** Weitere Informationen ***

Reiseinteressierte, die allgemeine Fragen rund um den „Evergreen State“ Washington haben, können sich an das Fremdenverkehrsamt des Bundesstaates wenden: Washington State Tourism, c/o Wiechmann Tourism Service GmbH, Scheidswaldstraße 73, D-60385 Frankfurt, Telefon +49-(0)69-25538240, Telefax +49-(0)69-25538100. Im Internet präsentiert sich der Staat Washington unter www.ExperienceWashington.com.
Die deutsche Pressemappe sowie Bildmaterial zum Staat Washington können bei der Pressestelle angefordert werden.
Juli 2006







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