Die International Air Transport Association (IATA) erwartet im Jahr 2010 einen Gewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar für Fluggesellschaften weltweit. Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den 2,8 Milliarden US-Dollar Verlust, die noch in der letzten Prognose im März 2010 erwartet wurden.
Berlin – Die International Air Transport Association (IATA) erwartet im Jahr 2010 einen Gewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar für Fluggesellschaften weltweit. Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den 2,8 Milliarden US-Dollar Verlust, die noch in der letzten Prognose im März 2010 erwartet wurden.
Der Umsatz der Industrie wird auf 545 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 prognostiziert. Dies ist mehr als die 483 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009, liegt aber unter dem Wert von 564 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2008. Giovanni Bisignani, Director General und CEO der IATA: „Die Weltwirtschaft erholt sich von den Tiefen der Finanzkrise deutlich schneller als wir erwartet hatten. Die Fluggesellschaften profitieren von einer starken Erholung der Verkehrsnachfrage, die die Branche zurück in die schwarzen Zahlen bringt. Wir dachten, dass die Erholung von einem Umsatzrückgang von 81 Milliarden US-Dollar (14,3 Prozent) im Jahr 2009 mindestens drei Jahre dauern würde. Aber mit einer Steigerung der Umsätze um 62 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr haben wir das Vorkrisenniveau bereits zu fast 75 Prozent erreicht.“
„Der Gewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar darf über wichtige Probleme aber nicht hinwegtäuschen. Erstens steht dieser Wert für eine Gewinnspanne von nur 0,5 Prozent, was weit von einer nachhaltigen Rentabilität entfernt ist. Zweitens verzeichnet ein Großteil der Branche weltweit immer noch hohe Verluste. Eine stagnierende Wirtschaft, Streiks, Naturkatastrophen und die Währungskrise haben Fluggesellschaften in Europa einen zu erwarteten Verlust von 2,8 Milliarden US-Dollar beschert“, so Bisignani weiter.
Im Einzelnen beinhaltet die Prognose:
Verkehr: Der Passagierverkehr wird in diesem Jahr um 7,1 Prozent, der Frachtverkehr um 18,5 Prozent zulegen. Das sind signifikante Verbesserungen gegenüber dem ursprünglich prognostizierten Wachstum von 5,6 Prozent im Passagier- und 12 Prozent im Cargobereich. Im ersten Quartal ist die Branche auf das Gesamtjahr berechnet um 9 Prozent in der Passage und 26 Prozent im Frachtgeschäft gewachsen. Im Cargosektor ist das Plus größtenteils auf das Wiederaufstocken von Lagerbeständen zurückzuführen. Nach Erreichen normaler Lagerbestände endet dieser Aufschwung und die Branche erwartet ein weiterhin moderates Wachstum, das durch Ausgaben im Konsumbereich getrieben wird.
Erträge: Bei den Erträgen wird ein Wachstum von 4,5 Prozent im Passagier- sowie im Frachtverkehr erwartet. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den ursprünglich vorhergesagten 2 Prozent in der Passage und 3,1 Prozent im Frachtbereich. Das Wachstum liegt über der durchschnittlichen Inflationsrate, was maßgeblich zu dem prognostizierten Ertragsanstieg um 13 Prozent in 2010 beiträgt. Trotz des Wachstums bleiben die Umsätze 4 Prozent unter den Spitzenwerten von 2008.
Auslastung: Durch die geplante Einflottung von 1.340 neuen Flugzeugen weltweit wird die Kapazität im Jahr 2010 steigen. Rund 500 Flugzeuge werden ältere Modelle ersetzen, die übrigen Fluggeräte sind zusätzliche Kapazitäten. Darüber hinaus bestehen weiterhin ungenutzte Kapazitäten durch eine reduzierte Nutzung der Langstreckenflotten. Diese liegt einige Prozentpunkte unter Vorkrisenniveau. Auf das Gesamtjahr gerechnet erwartet die Branche ein durchschnittliches Nachfrageplus von 10,2 Prozent (Passage und Cargo) bei gleichzeitigem Anstieg der Kapazitäten um 5,4 Prozent. Dies wird die Auslastung, die bereits im ersten Quartal 2010 nahezu auf Rekordniveau lag, weiter beflügeln.
Asche: Die Sperrung der Lufträume infolge eines Vulkanausbruches hat mit rund 100.000 Flugannullierungen an sechs Tagen in den europäischen Märkten der Erholung im April einen Dämpfer versetzt. Obwohl Unsicherheiten im Hinblick auf zukünftige Vulkanausbrüche bleiben, scheint die Krise aber von kurzer Dauer gewesen zu sein. Erste Zahlen aus dem Monat Mai lassen eine Erholung der Verkehrszahlen bei europäischen Fluggesellschaften erkennen.
Reisen in Premium-Klassen: Entgegen ursprünglichen Befürchtungen, dass die Finanzkrise strukturelle Auswirkungen auf den Premium-Reisemarkt haben könnte, scheint sich dieser Bereich in vielen Regionen entsprechend den Verbesserungen im internationalen Handel zu erholen. Auf das Gesamtjahr gerechnet ist das Premium-Segment im ersten Quartal 2010 um 20 Prozent gewachsen. Die Verkehrszahlen in der Economy Class liegen wieder auf Vorkrisen-Niveau. Privatreisenden halten sich mit Buchungen weiterhin zurück. Die Erholung der Nachfrage in der Economy Class ist somit teilweise auf eine gestiegene Zahl von Geschäftsreisen in dieser Serviceklasse zurückzuführen.
Treibstoff: Die Treibstoffkosten entwickeln sich weiterhin gemäß der ursprünglichen Prognose. Für das Gesamtjahr 2010 geht die IATA von einem durchschnittlichen Ölpreis von 79 US-Dollar pro Barrel (Brent) aus.
Regionale Unterschiede
Die regionalen Unterschiede bei der Effizienz der Fluggesellschaften haben sich in der aktuellen Prognose verstärkt. „Die Erholung von der Krise verläuft asymmetrisch. Die schlechtere Lage in Europa steht in eklatantem Widerspruch zu den Verbesserungen in allen anderen Regionen“, sagt Bisiginani.
Asien-Pazifik: Fluggesellschaften aus dieser Region profitieren von einem starken regionalen Wachstum. Während weltweit eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukt von 2,9 Prozent erwartet wird, wächst die Wirtschaft in Asien – mit Ausnahme Japans – in diesem Jahr voraussichtlich um 7 Prozent, in China sogar um 9,9 Prozent. Airlines aus dem asiatisch-pazifischen Raum werden mit prognostizierten 2,2 Milliarden US-Dollar daher den höchsten Gewinn machen – mehr als doppelt so viel wie die noch im März vorhergesagten 900 Millionen US-Dollar Gewinn. Gegenüber den 2,7 Milliarden US-Dollar Verlust in 2009 ist dies eine deutliche Wende zum Besseren.
Nordamerika: Fluggesellschaften aus Nordamerika werden mit einem Gewinn von 1,9 Milliarden US-Dollar wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Gegenüber dem ursprünglich prognostizierten Minus von 1,8 Milliarden US-Dollar sowie dem Verlust von 2,7 Milliarden US-Dollar in 2009 ist dies eine signifikante Umkehrbewegung. Die US-Wirtschaft wächst um 3,3 Prozent. Durch eine steigende Nachfrage, Kapazitätskürzungen und Fusionen auf dem Heimatmarkt können die Airlines ihre Effizienz steigern.
Lateinamerika: Fluggesellschaften in dieser Region erwarten einen Gewinn von 900 Millionen US-Dollar, ein leichtes Plus gegenüber den ursprünglich prognostizierten 800 Millionen US-Dollar. Nach einem Gewinn von 500 Millionen US-Dollar im Jahr 2009 ist Lateinamerika die einzige Region, deren Airlines in zwei aufeinander folgenden Jahren schwarze Zahlen schreiben werden. Produkte aus Lateinamerika werden insbesondere auf dem wachsenden asiatischen Markt nachgefragt. Außerdem wächst die regionale Wirtschaft um 3,9 Prozent.
Naher und Mittlerer Osten: Fluggesellschaften im Nahen und Mittleren Osten erwarten mit 100 Millionen US-Dollar den ersten Gewinn seit dem Jahr 2005. Dies ist eine signifikante Verbesserung gegenüber dem ursprünglich prognostizierten Minus von 400 Millionen US-Dollar sowie dem Verlust von 600 Millionen US-Dollar in 2009. Mit 4,3 Prozent liegt das Wirtschaftswachstum der Region über dem globalen Durchschnitt. Außerdem können Fluggesellschaften mit ihren Drehkreuzen am Golf Marktanteile auf Routen von Europa nach Asien gewinnen. Kapazitätssteigerungen erfolgen jedoch zurückhaltender.
Afrika: Fluggesellschaften in dieser Region erwarten mit 100 Millionen US-Dollar den ersten Gewinn seit dem Jahr 2002. Damit zeigt sich eine Umkehrbewegung gegenüber dem noch im März prognostizierten Minus von 100 Millionen US-Dollar sowie den 100 Millionen US-Dollar Verlust, den afrikanische Airlines im Jahr 2009 eingeflogen haben.
Europa: Mit 2,8 Milliarden US-Dollar Verlust bleibt Europa als einzige Region in den roten Zahlen. Damit liegt der Verlust höher als noch im März prognostiziert (2,2 Milliarden US-Dollar), fällt aber geringer aus als im Jahr 2009, als europäische Fluggesellschaften noch ein Minus von 4,3 Milliarden US-Dollar vermeldeten. Das Wirtschaftswachstum ist mit 0,9 Prozent zu schwach um eine Erholung herbeizuführen. Für weitere Unsicherheiten sorgt die Währungskrise. Darüber hinaus gehen 70 Prozent des Umsatzrückgangs von 1,8 Milliarden US-Dollar nach der Vulkanaschekrise auf das Konto europäischer Fluggesellschaften. Außerdem hat eine Serie von Streiks und Streikankündigungen die Rentabilität der Region beeinträchtigt.
Giovanni Bisignani: „Schwarze Zahlen sind ein fantastisches Ergebnis. Die Ausdauer der Branche ist gestärkt worden durch ein Jahrzehnt der Kostensenkungen, Umstrukturierungen und innerbetrieblicher Veränderungen. IATA Programme haben mit 47 Milliarden US-Dollar Kosteneinsparungen seit 2004 in den Bereichen Safety Auditing, Fuel Management, Infrastrukturkosten und Simplifying the Business seit 2004 maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen.“
„Aber trotz unserer harten Arbeit deckt die Marge von 0,5 Prozent noch nicht einmal die Kosten des eingesetzten Kapitals. Die Industrie ist zerbrechlich. Die Herausforderung, die Branche zu stärken erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, den Belegschaften und den Partnern in der Industrie. Sie alle müssen begreifen, dass die Branche die Kosten weiter senken und ihre Effizienz verbessern muss. Die Industrie muss weiterhin in die Lage versetzt werden sich selbst zu restrukturieren, um nachhaltig profitabel zu werden. Wir müssen uns auf größere Veränderungen gefasst machen“, so Bisignani.
Vergleich IATA Prognosen 2010
März Prognose Juni Prognose
Umsatz (Revenues)
$522 Milliarden $545 Milliarden
Passagierwachstum
(Passenger demand growth)
5.6% 7.1%
Frachtwachstum
(Cargo demand growth)
12.0% 18.5%
Ertrag Passagierverkehr
(Passenger Yields)
+2.0% +4.5%
Ertrag Frachtverkehr
(Cargo Yields)
+3.1% +4.5%
Ölpreis (Oil) $79/Barrel $79/Barrel
Treibstoffkosten
(Fuel cost)
$132 Milliarden $140 Milliarden
Nettogewinn
Net Profit
-$2.8 Milliarden +$2.5 Milliarden
Netto Marge
Net % margin
-0.5% +0.5%
Der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) repräsentiert rund 230 Fluggesellschaften weltweit, die 93 Prozent des internationalen Luftverkehrs ausmachen.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net