Am Welttag der geistigen Gesundheit, dem 10. Oktober 2011 warnt Survival International vor den ernsthaften und dauerhaften Folgen von Landverlust für indigene Völker.
Berlin/ Brasilia/ Caracas – Eine in Südamerika einmalige Selbstmordwelle betrifft ein indigenes Volk in Brasilien und Venezuela. Seit 1981 haben sich mehr als 625 Guarani das Leben genommen. Davon war der jüngste gerade neun Jahre alt.
Den Guarani-Indianern wurde in den letzten Jahrzehnten fast ihr gesamtes Land genommen. Bauern und Viehzüchter besetzen das angestammte Land der Indigenen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben indigene Völker im Vergleich zur nicht-indigenen Bevölkerung in ihren jeweiligen Ländern oft höhere Selbstmordraten. Je nach Ort und Altersgruppe, kann die Selbstmordrate bei über 100 Selbstmorden auf 100.000 Personen pro Jahr liegen. Die Raten können zwei-, drei- oder sogar viermal höher sein als die der nicht-indigenen Bevölkerung.
Dies ist bei den Guarani besonders dramatisch. Laut einer Studie im Auftrag des brasilianischen Gesundheitsministeriums, ist die Selbstmordrate innerhalb des Volkes neunzehn Mal höher als im nationalen Durchschnitt. Es wurde auch eine besondere Betroffenheit von Guarani-Kindern und Jugendlichen festgestellt.
Survivals Direktor Stephen Corry sagte dazu: „Was könnte ein deutlicheres Zeichen der Verzweiflung dieser Menschen sein, als dass ihre Kinder sich selbst das Leben nehmen? Es ist eine beschämende Anklage gegen das brasilianische ‚Wirtschaftswunder‘ – den Guarani das Land zu nehmen zerstört ihre Lebensgrundlage. Ihre psychische Gesundheit bleibt nur dann intakt, wenn ihnen das Recht auf ihr Land gewährt wird.“
Weitere Informationen über die Auswirkungen des Landverlustes und aufgezwungener ‚Entwicklung‘ für indigene Völker, finden Interessierte in Survivals Bericht ‚Fortschritt kann töten‚.
Foto: © Joaó Ripper/Survival Intl.