Weltklasse: Weinbau in Oregon


07 Nov 2008 [07:02h]     Bookmark and Share


Weltklasse: Weinbau in Oregon

Weltklasse: Weinbau in Oregon



Wein aus Oregon ist ein echter Geheimtipp. Die Gründe für die hohe Qualität dieser Weine aus dem Nordwesten der USA ist allerdings kein Geheimnis.

An der Pazifikküste findet man in diesen Breiten eine ideale Kombination aus gutem Boden und günstigem Klima – genau das, was auch Besucher an dieser Region schätzen. Was läge also näher, als sich vor Ort persönlich vom edlen Geschmack dieses Rebensafts zu überzeugen?

In Oregon gibt es insgesamt 16 designierte Weinanbaugebiete (Appellationen), die offiziell als „American Viticultural Areas“ (AVA) anerkannt werden und bestimmte charakteristische Merkmale wie Höhenlage, Bodenbeschaffenheit und ähnliches aufweisen. Das weitaus größte ist das Willamette Valley, das in sechs Unterregionen unterteilt ist. Über 200 Weingüter liegen in diesem Tal, das man auch „Valley of Flavor“ – „Tal des Geschmacks“ nennt. Die langen, milden Sommertage und der gemäßigte Herbst lassen die Reben auf dem fruchtbaren Vulkanboden bestens gedeihen.

Südlich davon liegen Umpqua Valley, Red Hills Douglas County, Rogue Valley, Applegate Valley und Southern Oregon. Daneben gibt es ganz im Osten, an der Grenze zu Idaho, das Snake River Valley und im nördlich gelegenen Flusstal des Columbia die Appellation Columbia Gorge. Weiter östlich erstrecken sich zwei grenzüberschreitende Appellationen – Columbia Valley und Walla Walla Valley – bis in den Nachbarstaat Washington hinein. Einen umfassenden Überblick über die Weinbaugebiete, die Weingüter und ihren Wein bietet die Website der Oregon Winegrowers Association unter OregonWine.org.

Probieren geht über studieren

Wer sich nicht mit einer Tour durch die Wein-Bars von Portland begnügen möchte, kann die Weine Oregons auch gleich an Ort und Stelle kosten. Ein guter Ausgangspunkt ist das Städtchen Dundee, das einige Kilometer südwestlich von Portland liegt. In der Ponzi Wine Bar (PonziWines.com) kann man Weine von über 120 Winzern aus Oregon kosten, die rotierend in den Weinproben angeboten werden. Dick und Nancy Ponzi, die Besitzer der Bar, gehören selbst zu den Pionieren, denn sie versuchten bereits 1970 ihr Glück mit dem Anbau von Burgunderreben und nennen heute eine Anbaufläche von 40 Hektar ihr Eigen.

Weiter westlich gelangt man nach Carlton, ein Städtchen mit gut 1.500 Einwohnern, aber mehr als zehn Weingütern. Die ehemalige Sparkasse an der Ecke von Pine und Main Street hütet inzwischen ganz andere Schätze in ihren Tresoren: In seinem „Tasting Room“ (pinot-noir.com) hortet Jay MacDonald gute Tropfen renommierter Kellereien wie Domaine Drouhin, Lemelson Vineyards und Ken Wright Cellars, aber auch solche kleiner Weingüter und solche, die man anderswo nur schwer auftreiben kann. Vor allem kann man hier (für 10% des Flaschenpreises) die Erzeugnisse der so genannten „Boutique-Weinkellereien“ kosten, die keine eigenen Proben anbieten. Wer sich also einen umfassenden Eindruck vom Weinangebot Oregons verschaffen möchte, kommt um eine Probe bei Jay nicht herum.

Wie der Burgunder nach Oregon kam

Die im südlichen Nachbarstaat Kalifornien bereits früh eingeführten europäischen Vinifera-Rebsorten hielten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts auch in Oregon Einzug. Ihren guten Ruf unter Experten verdanken sie vor allem der Tatsache, dass der Anbau von Burgunderweinen – in den USA wie in Frankreich „Pinot“ genannt – im gemäßigten Klima von Oregon viel eher möglich ist als im wärmeren Kalifornien.

Einer der Weinpioniere Oregons war der Anfang Oktober verstorbene David Lett, den man hier auch liebevoll „Papa Pinot“ nannte. Nach seinem Weinkundestudium erforschte er in Nordeuropa ausgiebig das dortige Klima und gelangte zu dem Schluss, dass in Oregon die notwendigen Voraussetzungen für den Anbau von Pinot herrschten. So kehrte er mit Weinstöcken im Gepäck in die Heimat zurück und gründete mit seiner Frau Diana 1966 die Eyrie Vineyards (EyrieVineyards.com) in den Red Hills von Dundee, rund 50 km südwestlich von Portland. Seine Rebstöcke trugen nicht nur die ersten Spätburgunder- und Chardonnayreben im Willamette-Tal, sondern auch die ersten Grauburgunderreben in ganz Amerika. Heute ist dieser „Pinot gris“ ein echter Verkaufsschlager für die Eyrie Vineyards. Lett pflanzte auch den Grundstock für den Blauen Spätburgunder oder „Pinot noir“, der heute etwa die Hälfte der Trauben ausmacht, die in Oregon angebaut werden.

Der internationale Durchbruch gelang Lett allerdings in einem Wettbewerb, der 1979 in Frankreich ausgetragen wurde: Sein Spätburgunder, Jahrgang 1975, wurde bei einer verdeckten Weinprobe nur um zwei Zehntelpunkte von einem französischen geschlagen. Das ließ Weinkenner aus aller Welt aufhorchen, und Lett fühlte sich in seiner Analyse bestätigt: Oregon war eine erstklassige Weinbauregion – sogar Weltklasse.

Wein ist ein vorzügliches Souvenir und eignet sich auch hervorragend als Mitbringsel für Freunde und Bekannte. Einige deutsche Weinhändler bieten mittlerweile auch eine begrenzte Auswahl an Weinen aus Oregon an.

Natürlich liegen nicht alle Weingüter Oregons an den Hauptverkehrsadern. Einige sind leicht versteckt, liegen etwas abseits oder „off the beaten path“, wie die Amerikaner sagen. Ein Veranstalter mit dem passenden Namen „Off the Beaten Path Tours“ (JunctionCity.com/tours) hat sich auf Ausflüge mit Weinproben zu solchen Gütern spezialisiert, die man als Ortsfremder in Oregon nur schwer findet.







  • Palma.guide



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