Die Dolomiten gelten als markantestes Merkmal des norditalienischen Trentino und wurden nach dem französischen Mineralogen Déodat de Dolomieu benannt.
Trient/Frankfurt – Mehr als 70 Prozent der Gesamtoberfläche der Provinz liegen in über tausend Metern Höhe. Die laut Reinhold Messner „schönsten Berge der Welt“ bilden ein Kletterterrain voller Herausforderungen und ein ideales Gebiet für Mountainbike-Touren. Zahlreiche Sagen ranken sich um die „bleichen Berge“: Von König Laurin über Prinzessin Simhilde bis hin zum Sperkmantel bevölkern unzählige Märchen- und Fabelwesen die trentinische Bergwelt.
Wanderer und Trekkingfans finden ein dichtes Netz aus 142 Schutz- und Ausflugshütten, in denen vom 20. Juni bis zum 20. September typisch trentinische Gerichte serviert werden: Mit der deftigen Gebirgsküche aus Polenta, Pilzen, Wild, Käse und Wurst sowie einem Glas erlesenem Wein können Wanderfreunde hier den Akku wieder aufladen. Zudem stehen an strategisch günstigen Punkten 33 Biwakhütten zur Verfügung, die Unterkünfte und Vorräte für erschöpfte Aktivurlauber bereithalten. Rund 197 vom Collegio Provinciale delle Guide Alpine del Trentino (Landeskolleg für Bergführer im Trentino) ausgebildete Berg-Guides begleiten Wander- und Trekkingtouren für Anfänger und Fortgeschrittene durch die trentinischen Dolomiten. Dabei erläutern sie Wissenswertes rund um Natur, Kultur und das Leben der Menschen im Gebirge. Viele der Hüttenwarte arbeiten zugleich als Bergführer und stehen Gebirgsfans mit praktischen Ratschlägen rund um Wanderrouten und Gehzeiten zur Verfügung. Ein reich gefüllter Veranstaltungskalender lädt jedes Jahr im Sommer zu Kletterkursen, Lehrwanderungen durch die Naturparks sowie Mountainbiking oder Canyoning.
Fassaner Dolomiten
Das Fassatal im äußersten Nordosten des Trentino liegt eingebettet in vier große Gebirgsmassive: die Sellagruppe im Norden, die „Dolomitenkönigin“ Marmolada (3.342 Meter) im Osten, den Catinaccio (Rosengarten) im Westen und den Langkofel im Nordwesten. Zahlreiche mittlere und anspruchsvolle Touren auf die Zwei- und Dreitausender versprechen eindrucksvolle Panoramen. Besonders lohnenswert stellt sich der Aufstieg zum Rifugio Maria am 2.952 Meter hohen Sass Pordoi dar: Oben angelangt genießen Wanderer einen atemberaubenden Rundblick über alle Gipfel des Tals. Von hier aus locken erlebnisreiche Hochgebirgstouren durch karge Mondlandschaften. Als Hauptattraktion im Rosengarten, dem Reich des Sagenkönigs Laurin, präsentieren sich die Vajolettürme (Torri del Vajolet), an denen Kletterer ihr Eldorado finden. Eine lohnenswerte Entdeckung verspricht auch der auf einer Höhe von 2.497 Metern im Catinaccio gelegene glasklare Lago di Antermoia.
Grenzenlose Nutzung sämtlicher Liftanlagen garantieren der „Panorama-Pass“ im Val di Fassa und der „Fiemme Mountain Pass“ im Val di Fiemme: Bergfreunde können von Juni bis Oktober beliebig oft entweder an vier von sieben oder an sechs von 13 Tagen auf die schönsten Gipfel der Fassaner Dolomiten gondeln. Erwachsene zahlen für den Pass ab 35 Euro, Jugendliche ab 25 Euro. Kinder bis fünf Jahre benutzen die Liftanlagen kostenlos. Weitere Informationen unter www.fassa.com.
Pala-Gruppe (Pale di San Martino)
Die berühmte Pala-Gruppe (italienisch „Pale di San Martino”) überthront den Ferienort San Martino di Castrozza im Osttrentino. Sie gehört zum Naturpark Paneveggio und bildet eine lange, gezahnte Felsenkette: vom Passo di Valles über Cima di Focobon (3.054 Meter), Cima di Bureloni (3.130 Meter), Cima della Vezzana (3.192 Meter), Cimòn della Pala (3.185 Meter), Cima della Rosetta (2.743 Meter), Pala di San Martino (2.982 Meter), Cima Fradusta (2.939 Meter) bis hin zur Croda Granda (2.849 Meter). Die wegen ihrer Kühnheit als „Adler“ bezeichneten Bergführer von San Martino di Castrozza begleiten Alpenurlauber auf leichten Natur- und historischen Thementouren sowie schwierigen, auf Klettersteigen entlang führenden Wanderungen zu den Pale oder auf den „klassischen“ Dolomitenstrecken. Zudem offerieren sie Freeclimbing-Kurse für Kinder und Erwachsene.
Der mit 3.185 Metern höchste Berg des Pala-Kammes, der Cimòn della Pala, wird aufgrund seiner Form gerne mit dem Matterhorn verglichen. In seiner Umgebung laden über 200 gesicherte und ungesicherte Klettersteige mit Seilen, Sprossen und Leitern zur Überwindung von Felsplatten, Kaminen und Gürteln ein. Bester Ausgangspunkt für eine Klettertour auf das „trentinische Matterhorn“ bilden die jeweils auf 2.578 Höhenmetern gelegenen Schutzhütten Rosetta-Pedrotti sowie die Talorte San Martino di Castrozza und Bellamonte. Eindrucksvoll präsentiert sich auch das Pala-Hochplateau: Die 50 Quadratkilometer große Felsfläche liegt zwischen 2.500 und 2.800 Metern Höhe und stürzt an ihren Rändern mit Steilwänden ab.
Wer vor der Dolomitenbesteigung noch Trockenübungen machen möchte, findet in der Nähe der Ortschaften Primiero, San Martino di Castrozza und Passo Rolle elf Klettergärten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade, wie „Totoga“, „Castelpietra“, „San Silvestro“ oder „Tognazza“. Profi-Freeclimber bekommen im Gebiet „Goblin“ im Val di Noana leuchtende Augen: Die 35 Meter steil abfallende Kletterwand „The dream is free“ mit minimalen Haltpunkten und Schwierigkeitsgrad elf gilt als größte Herausforderung für Climber in ganz Italien. Weitere Informationen im Internet unter www.sanmartino.com.
Lagorai und Latemar
Freunde der Stille schätzen das Lagorai mit seinen 40 Kilometern Länge als ausgedehntestes Gebirge des Trentino. Die im Osten der Provinz gelegene Bergkette zieht sich vom Passo Manghen bis zum Passo Rolle hin und ist in allen vier Himmelsrichtungen von beliebten Trentiner Tälern umgeben: So wartet im Norden des Lagorai das Fleimstal auf Winter- und Sommergäste, im Süden erstreckt sich das Valsugana. Westlich befindet sich das Hochplateau von Piné, und östlich begrenzt der Primiero die Gebirgskette. Als höchster Berg der Lagorai-Gruppe gilt die Cima d’Asta mit 2.847 Metern, in der sich eine Vielzahl von kristallklaren Bergseen verstecken.
Das stark zerklüftete und aus Felstürmen und Spitzsäulen bestehende Latemar-Massiv liegt in der Nähe von Predazzo und trägt wegen seines Geflechts aus spektakulären Klettersteigen den Beinamen „Labyrinth“. Den höchsten Gipfel des Latemar bildet die Torre di Pisa mit ihren 2.690 Metern.
Adamello, Presanella und Ortler-Cevedale
Rund um das Val Rendena im Nordwesten des Trentino gruppiert sich zwischen Madonna di Campiglio und dem Tonalepass die Adamello-Presanella-Kette. Der Naturpark Adamello-Brenta schützt die ursprüngliche Landschaft, so dass sich hier sogar die neu angesiedelten Braunbären wohlfühlen. Als Highlight lockt mit dem Adamellogletscher eine der größten Eisflächen in Europa. Lohnenswerte Ausflugsziele für ausdauernde Wanderer stellen das Val Genova mit der Garibaldihütte dar, von wo aus Bergfreunde über den Pian di Neve die 3.554 Meter hohe Cima Adamello erklimmen können.
Erfrischendes Vergnügen im Presanella-Massiv bietet das Valle del Nardis mit seinen berühmten Wasserfällen und den „kleinen Kaminen“. Von hier aus können Trekkingprofis auch den höchsten trentinischen Gipfel besteigen: die 3.556 Meter hohe Cima Presanella.
Im Nordwesten der Provinz befindet sich auch der trentinische Teil des Nationalparks Stilfserjoch. Die Ortler-Cevedale-Gruppe mit ihren Dreitausendern bietet eine besondere Panoramawanderstrecke: Zwischen dem Pizzo Tresero und dem Cevedale können Bergfans 13 Gipfel erklettern, ohne dabei eine Höhe von 3.300 Metern zu verlassen.
Die Brentagruppe
Im Westen des Trentino lockt inmitten des Naturparks Adamello-Brenta die aus drei Ketten bestehende Brentagruppe zu Ausflügen in luftige Höhen. Neben seiner steil-schroffen Felsstruktur gelten ausgedehnte Wälder, eine unverfälschte Natur und die schwache Besiedelung als Hauptmerkmale dieser Dolomitenkette. Zu den bekanntesten Gipfeln des durch seine bewegte Bergsteigergeschichte berühmten Kalksteingebirges zählen die Cima Tosa – mit 3.173 Metern der höchste Gipfel der Brentagruppe -, der Grosté, die Cima Brenta, der als „Guglia“ bekannte Campanil Basso und der Campanil Alto. Von Madonna di Campiglio und Pinzolo oder von San Lorenzo in Banale oder Molveno gelangt man per Seilbahn schnell in die Höhenlagen. Die anspruchsvollen Klettersteige „Bocchette Alte“, „Bocchette Centrali“ sowie der „Sentiero Benini“, die zwischen 2.500 und 2.880 Höhenmetern durch Scharten und Felsbänder führen, sind Trekkingfans mit Ausdauer ein fester Begriff.
Piccole Dolomiti und Monte Bondone
Die “kleinen Dolomiten” liegen im Südosten des Trentino und gelten als die niedrigste Gebirgsgruppe der Provinz. Das Grenzgebirge zum Veneto diente im ersten Weltkrieg als Frontlinie zwischen Österreich und Italien und wartet noch heute mit zahlreichen Wehrgängen und Festungsruinen auf: Der 70 Kilometer lange und mit dem Zeichen „TF“ ausgeschilderte Themenweg „Trekking dei Forti“ verläuft über die hier gelegenen Hochebenen von Folgaria, Lavarone und Luserna und erläutert historisch Interessierten wissenswerte Details über die als „Stellungskrieg“ bekannte militärische Auseinandersetzung.
Zwischen dem nördlichem Gardasee und Trient präsentieren sich drei Zweitausender als attraktives Wanderterrain: Monte Baldo, Monte Stivo und Monte Bondone. Botaniker finden im Naturschutzgebiet des Monte Baldo über 400 ausgefallene Pflanzenarten. Auf dem Monte Stivo hingegen erinnert die als beliebtes Tourenziel bekannte Schutzhütte an den Gründer des trentinischen Bergsteigervereins (SAT) Prospero Marchetti. Das Landschaftsschutzgebiet rund um den Monte Bondone besteht aus drei Gipfeln, den „Tre Cime“: Bei einer Gratwanderung können Botanikfans am Cornetto, am Dos d’Abramo oder an der Cima Verde die abwechslungsreiche Bergflora bewundern. Der 2.091 Meter hohe Bondoneberg selbst liegt nur 16 Kilometer von Trient entfernt und schmückt sich daher mit dem Zweitnamen „Hausberg“ der Provinzhauptstadt. Viele Trentiner besitzen hier ein Wochenendhäuschen oder vergnügen sich im Sommer bei Picknicks, Bike- und Wandertouren.
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