Mit dem Beginn des Herbstes kehrt auch die Brunft des Hirsches in den Naturpark Alcornocales zurück, eines der beeindruckendsten Schauspiele, die man in dem weitläufigen Korkeichenwald in der Provinz Cádiz erleben kann.
Cadiz – Das fast schon tropenähnliche Mikroklima des Korkeichenwaldes hat zu einer üppigen Vegetation mit beigetragen, die an manchen Stellen, urwaldgleich, fast undurchdringlich wird. Dabei stößt man immer wieder auf enge, in tiefen Tälern verlaufende Flüsschen, die als Canutos bezeichnet werden. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von 170.025 Hektar, wobei er im Norden vom Grazalemagebirge und im Süden vom Naturpark Meerenge Gibraltar begrenzt wird.
Die Hirschbrunft beginnt im September und mittlerweile gibt es mehrere Anbieter, die geführte Exkursionen organisieren, um die Tiere bei ihrem Ritual zu beobachten, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Spezies geht. Das Ergebnis dieses von der Evolution geschriebenen Rituals wird dann im darauffolgenden Frühjahr in Form neuer Kitze sichtbar.
Die Hirsche, die in der Gegend als “Venados” bezeichnet werden, verfügen im Korkeichenwald über eine Population von rund 35.000 Exemplaren, die jeden Spätsommer die Schlacht um die Fortpflanzung beginnen, indem sie um die besten Kühe kämpfen. Die Brunft kündigt sich durch das tagelang andauernde Röhren an, durch das die Kämpfe eingeleitet werden, im Rahmen derer sich die Hirsche Geweihkämpfe bis zur Erschöpfung liefern. Der Klang des Kampfgestöbers erfüllt bald den ganzen Wald, wobei das Echo, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden, kilometerweit zu hören ist. Das Naturschauspiel dauert in der Regel rund einen Monat, etwa von Ende September bis Anfang November, auch abhängig vom Klima.
So organisiert beispielsweise das Rathaus von Los Barrios Exkursionen zur Hirschbrunft, die in der Regel auf das Gebiet des Gemeindewaldes von Valdeinfierno fuhren. Die rund vier Stunden dauernden Exkursionen finden des Nachts statt; man sollte dabei wetterfeste und wandergeeignete Kleidung tragen. Darüber hinaus ist das Mitführen von Taschenlampe und Fernglas empfehlenswert. Auch Privatanbieter bieten geführte Routen zur Hirschbrunft an, andere Unternehmen organisieren diese auf Anfrage.
Die im Korkeichenwald lebenden Hirsche sind rastlose, nachtaktive Pflanzenfresser mit grauem Winterfell, das im Frühjahr eine rötliche Färbung annimmt. Die bis zu hundert Kilo Körpergewicht erreichenden Tiere gelangen etwa im Juli zu ihrer physischen und ästhetischen Höchstform. Im Mittelgebirgshinterland der Provinz Cádiz sind die Hirsche die wichtigste Jagd-Spezies, die im Korkeichenwald ein ideales Refugium gefunden hat.
Andere Bewohner dieses Waldes, der als der bestkonservierte Europas gilt, sind der Gänsegeier, der Uhu, Rehe, Biber und das nordafrikanische Ichneumon. Störche, Weißkopfadler, Falken und zahlreiche andere Vogelarten geben sich in diesem Paradies für Ornithologen ein Stelldichein.
Darüber hinaus kann man hier Abenteuersportarten wie Cañon-Abstieg oder Kanu fahren betreiben. Abgerundet wird das Ganze durch archäologische Exkursionen oder Ballonflüge; freilich ist allein schon ein Spaziergang durch diese Tausendjährigen Wälder ein Abenteuer für sich.
Foto: Tourespana