In der Schweiz knallen zum Jahreswechsel nicht nur die Korken: Krachendes Feuerwerk, lärmende Umzüge mit vermummten Gestalten, Trommeln, Schellen und Peitschenknallen – so endet das alte Jahr traditionell in der Schweiz. Denn nach altem Brauchtum geht es in der Nacht zum Jahreswechsel um die Abwehr von bösen Geistern und Dämonen.
Archetringele heißt der Silvesterbrauch in Laupen (Schweizer Mittelland). Dabei ziehen maskierte Gestalten lärmend durch den Ort. Der Ursprung des Achetringele, was soviel bedeutet wie „hinunterschellen“, liegt vermutlich in der germanischen Wintersonnwende. Der Krach soll das Böse vertreiben.
Ein riesiges Spektakel ist der Brauch des Altjahrsesels in Schwarzenburg, ebenfalls im Schweizer Mittelland. Der „Esu“ (Esel) – dargestellt durch einen verkleideten Einheimischen – symbolisiert das alte Jahr und wird für alles Schlechte, welches das alte Jahr gebracht hat, verprügelt. Der „Esuführer“ übernimmt diese Aufgabe. Die Figuren des Altjahrsesels verkörpern größtenteils gegensätzliche Bedeutungspaare, wie alt und neu, gut und böse, Vergangenheit und Zukunft. Hinausgetrieben wird der Esel von dem das neue Jahr versinnbildlichenden Brautpaar, dem Teufel, einem Pfarrer und einem zweigesichtigen Weib. Dieses „Hinnerefürfraueli“ schaut mit der hübsch aussehenden Gesichtshälfte freundlich ins kommende Jahr.
Da die Appenzeller Hinterländer lange den Gregorianischen Kalender nicht annehmen wollten, feiern sie heute den Jahreswechsel gleich zweimal: am 31. Dezember und am 13. Januar. Im Mittelpunkt stehen bei den Feierlichkeiten die Silvesterkläuse. Sie tragen Trachten, Masken mit riesigen kunstvollen Hüten oder sind mit mit Tannenzweigen dekorierten Gewändern verkleidet. Mit lautem Schellengerassel melden sie sich, jodeln mehrstimmig und wünschen den Hausbewohnern Glück zum neuen Jahr. Zum Dank erhalten die Silvesterkläuse Getränke – meist Hochprozentiges. Besonders schön wird dieser Brauch in Urnäsch, Schwellbrunn, Hundwil, Waldstatt und Stein begangen. Falls der 31. Dezember oder der 13. Januar auf einen Sonntag fallen, ziehen die Silvesterkläuse bereits am Samstag durch die Ortschaften.
Zwischen Weihnachten und Silvester fallen auch die Altjahresbräuche im Berner Oberland wie die Pelzmartiga in Kandersteg oder die Trychelwoche in Meiringen.
In Kandersteg verwandeln sich an Weihnachten und an Neujahr die jungen Männer des Dorfes in Pelzmartiga. Indem sie den „Chindlifrässer“, „Blätzibub“ und Huttefroueli“ vom Mittag bis in die späten Abendstunden entgegentreten und dabei einen Heidenlärm veranstalten, soll das Böse abgewehrt werden.
In Meiringen und anderen Dörfern des Haslitals ziehen die „Trychler“ (Scheller) eine ganze Woche durch die Orte. Dieser Altjahresbrauch beginnt am 26. Dezember um Mitternacht und dauert bis Silvester. Mit rhythmischen Glockenklängen werden jeden Abend die bösen Geister vertrieben. Am Ende der Trychelwoche – dem letzten Tag im Jahr – treffen sich die Trychelzüge aus den verschiedenen Dörfern im Haslital in Meiringen.
In Klosters (Graubünden) ist das Glücksschweinrennen der Renner! Traditionsgemäß findet am Nachmittag des 1. Januar im Dorfzentrum von Klosters der große Neujahrsempfang statt. Rund 2000 Einheimische und Gäste treffen zusammen und stoßen auf das neue Jahr an. Absoluter Höhepunkt ist das Klosterser Hotschrennen. Zehn Schweine, welche in der Region groß gezogen wurden, laufen in einem sehenswerten Sprint um die Wette. Der Sieger wird der Glücksbringer fürs neue Jahr. Die Rennsäue werden intensiv mit regelmäßigen Trainings zu Musik auf das Ereignis vorbereitet.
Ein weiterer Neujahrsbrauch findet seit 50 Jahren am 2. Januar in Interlaken statt: Der Ort im Berner Oberland wird vom Hardermannli, seinem Wyb und seinem Gefolge, den sogenannten Potschen, heimgesucht. Diese tragen kunstvoll geschnitzte Holzmasken und abenteuerliche Kostüme, die mit Tannbart und Fellen behängt sind. Nach dem traditionellen Umzug trifft man sich in den Beizen in Interlaken zum gemütlichen Beisammensein.
Foto: Schweiz Tourismus