Die Hauptstadt Andalusiens steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sevilla 2008 – Jahr des Guadalquivir“, umso mehr ein Anlass die vielen Brücken, die über den längsten Fluss Andalusiens führen, näher zu betrachten.
Von jeher wurde Sevilla von dem Fluss Guadalquivir geprägt. Unzählige Völker haben sich an seinen Ufern im Lauf der Jahrhunderte niedergelassen und ihre verschiedenen Bräuche und Kulturen hinterlassen.
Der griechische Geograf, Historiker und Philosoph Strabon beschrieb das Flussufer der bereits damals berühmten Stadt folgendermaßen: „Auf den Fluren entlang der Ufer und den kleinen Inseln inmitten des Flusses wird mit Sorgfalt Ackerbau betrieben. Zudem bietet die Landschaft einen wunderschönen Anblick, denn Wälder und verschiedene andere Pflanzungen schmücken die Gefilde“.
Hispalis, der wichtigste Handelsort der römischen Provinz Hispania Baetica, dem heutigen Andalusien, wurde von großen, bis zu 400 Tonnen schweren Schiffen angelaufen. Die Araber tauften den römischen Fluss Betis später in Wadi al-Kabir – „Großer Fluss“ – um, woraus der heutige Namen Guadalquivir abgeleitet ist. Ab dem 13. Jahrhundert spiegelte sich der Goldene Turm in den Wassern des Guadalquivir, der mit der Entdeckung der Neuen Welt eine immer wichtigere Rolle zu spielen begann: Der Hafen von Sevilla war das Zentrum, von dem aus ohne Unterlass Seeleute, Schiffe und Materialien zu den Inseln der Karibik und zur Erkundung der Küsten des amerikanischen Kontinents aufbrachen. Gleichzeitig nahm der Hafen von Sevilla den gesamten Schiffsverkehr aus dem neuen Kontinent auf.
Im 12. Jahrhundert existierte nachweislich eine an zwei großen Kais befestigte Schiffsbrücke, die Sevilla mit dem Stadtviertel Triana verband und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts fortbestand. Dann wurde an dieser Stelle die Brücke von Isabella II. gebaut, besser bekannt als Triana-Brücke. Doch der Hafen von Sevilla musste seine bedeutende Stellung einbüßen, als sich das Flussbett zunehmend verschlechterte und die Zufahrt der Schiffe dadurch behindert wurde. Zudem verlagerte sich im Jahr 1717 das Handelsmonopol mit Amerika nach Cádiz, was in Sevilla eine Wirtschaftskrise auslöste.
Erst seit der Weltausstellung EXPO’92 fließt der Gualdaquivir wieder ungehindert unter den architektonisch ganz unterschiedlichen Brücken, die in den verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte errichtet worden sind. Die Weltausstellung war auch Anlass, etliche neue Brücken wie die Puente de la Barqueta, Puente del Alamillo und die Puente del V. Centenario zu bauen, die der Stadt einen modernen Anstrich verleihen.
Foto: Turespaña Düsseldorf