Grenada erhält hochmoderne Destillerie
Wiesbaden – Rum und Karibik gehören zusammen wie Captain Sparrow und Johnny Depp. Denn so wie einem zum Thema Whiskey als Erstes die kargen schottischen Highlands in den Sinn kommen, denkt man bei Rum unausweichlich an weiße Strände und sanftes Meeresrauschen. Das alles gibt es auch auf Grenada, wenngleich die Gewürzinsel bis dato im Gegensatz zu anderen Karibikstaaten eher für würzige Aromen denn für Hochprozentiges bekannt ist.
Dabei hat das Brennen auf der Insel eine weit über zweihundertjährige Tradition. Zudem gilt das Endprodukt unter Kennern als Geheimtipp. Gleichwohl gibt es neben einzelnen Privatbrennereien, die das Destillat zumeist ausschließlich für den Eigenbedarf herstellen, bislang nur zwei Firmen mit nennenswerten Produktionsmengen.
Da ist zum einen die River Antoine Rum Distillery. Das Unternehmen existiert seit 1785 und arbeitet auch heute noch in äußerst traditioneller Art und Weise. Zuschauen ist wie eine Reise in die Vergangenheit. So wird das Zuckerrohr mit Hilfe einer historischen Wassermühle zerkleinert und gepresst, die Faserreste unter den Brennblasen verfeuert. Das Endprodukt ist ein schnörkelloser, äußerst kräftiger Rum, der hauptsächlich auf der Insel selbst vertrieben und genossen wird.
Ein weiterer Markteilnehmer ist Clarke‘s Court, Älteren besser bekannt unter den einstigen Markennamen Tradewinds oder Red Neck. Seit 1937 brennt das Unternehmen im Woodlands Valley. Dort wo bereits im 18. Jahrhundert eine Mühle Zuckerrohr verarbeitete.
Beide Brennereien können übrigens im Rahmen einer geführten Tour inklusive anschließendem Rum Tasting besichtigt werden. Vielleicht schmeckt dabei der eine oder andere heraus, dass sich die Rums mit Blick auf den Grundstoff durchaus unterscheiden. Während Clarke’s Court mit Melasse, einem Restprodukt der Zuckergewinnung arbeitet, setzt River Antoine nach wie vor auf das genuine Zuckerrohr.
Um diesen ursprünglichen Rohstoff dreht sich auch alles bei einem neuen Player, der sich seit kurzem anschickt, ein neues Kapitel der Rum-Geschichte Grenadas zu schreiben. Nicht weniger als 20 Mio. US-Dollar investiert die britische Renegade Spirits in eine neue Destillerie im Nordosten der Insel.
Während der Bau der Produktionsstätte erst im Juli dieses Jahres begonnen hat, reichen die Vorbereitungen für den ersten Brand bereits weiter zurück. So wurden schon 2015 Kultivierungsmaßnahmen ergriffen, um ausgewählte Zuckerrohrsorten vor Ort anzubauen und künftig ernten zu können.
Rund 1 Million Liter Rum sollen, so das Produktionsziel, pro Jahr hergestellt werden, von denen die ersten 2021/2022 nach Lagerung in Eichenfässern auf den Markt kommen werden. Sicherlich auch in Deutschland.