Großunternehmen lehnen neue Bezahlmethode ab.Herbsttagung für Geschäftsreise- und Mobilitätsmanagement beleuchtet
Stimmung unter Travel Managern
Frankfurt – Die Debit Card von Lufthansa AirPlus ist keine akzeptable Lösung für den Kauf von Lufthansa-Flugtickets – zumindest für Großunternehmen. Das wurde heute auf der Podiumsdiskussion zum Thema Optional Payment Charge auf der Herbsttagung für Geschäftsreise- und Mobilitätsmanagement in Essen deutlich. Der GeschäftsreiseVerband VDR hatte Vertreter der Deutschen Lufthansa und von dessen Tochter-Unternehmen AirPlus mit Travel Managern an einen Tisch gebracht, um über Gebührenwildwuchs, Prozesse und die Kosten-Nutzen-Relation der alternativen Bezahlmethode zu sprechen. Lufthansa und ihre Verbund-Airlines hatten am 2. November 2011 Entgelte – die sogenannte Optional Payment Charge – für die Zahlung von Flugtickets mit Kreditkarte eingeführt. Mit der Debit Card umgehen Kunden zwar das Disagio – die Umstellung auf die neue Karte wird jedoch erheblichen Aufwand in den Unternehmen und bei Reisebüros verursachen.
Eine Mitgliederbefragung des Verbands hatte im Vorfeld der Veranstaltung ein Stimmungsbild gezeichnet. Demnach sprechen sich über 80 Prozent der ordentlichen VDR-Mitglieder gegen die Debit Card von AirPlus aus. Fast drei Viertel davon nennen als Grund die schwierige
Umstellung. Vor allem in großen Unternehmen ab 1500 Mitarbeiter wirke sich der hohe Prozess- und Administrationsaufwand negativ auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus. Außerdem entfallen für Debit-Card-Nutzer die Vorteile einer Kreditkarte wie Reporting-Möglichkeiten und ein verlängertes Zahlungsziel – es sei denn, Kunden bezahlen dafür zusätzlich.
„Die Nachteile der von der Lufthansa empfohlenen Bezahlmethode Debit Card überwiegen eindeutig. Hinzu kommt, dass sich viele Unternehmen in die Enge getrieben fühlen und eine solche Art des Geschäftsgebarens sowie den Eingriff in interne Geschäftsprozesse nicht unterstützen“, erklärt Ralph Rettig, Vizepräsident des VDR, die Umfrage-Ergebnisse. Die Leiterin des VDR-Fachausschusses Mittelstand, Andrea Zimmermann, fügt hinzu: „Es ist sehr stark abhängig vom Reiseverhalten, von den Reisezielen und vom Volumen der Unternehmen, welche Schmerzen das neue Entgelt mit sich bringt. Kleine und mittelständische Unternehmen lassen sich eher auf die Debit Card ein, weil sie hauptsächlich innerdeutsch und günstig Lufthansa buchen und damit die Kostenerhöhung durch die Optional Payment Charge höher ins Gewicht fällt.“
Patrick Diemer, Vorsitzender der Geschäftsführung bei AirPlus International, und Marcus Frank, Globales Key Account Management der
Deutschen Lufthansa AG, verweisen auf die von Lufthansa empfohlene kostenfreie Bezahlmethode. „Bereits 15 bis 20 Prozent unserer Kunden haben sich für den Debit Account entschieden“, so Diemer. „Ich bin mir sicher, wir haben damit ein neues Marktsegment aufgestoßen, und weitere Wettbewerber werden nachziehen.“
Künftig sollte, wenn möglich, im Vorfeld gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, darin waren sich die Diskutanten einig. „Der Dialog ist sehr wichtig, er wird jedoch immer kontrovers bleiben“, so Frank. „Lufthansa wird sich weiterhin umschauen, wie sie sich aufstellt – das passt nicht immer jedem.“ VDR-Vizepräsident Ralph Rettig findet dazu klare Schlussworte: „Wir brauchen Preiswahrheit und -klarheit. Bundling – also die Endpreisdarstellung – und Transparenz müssen in Zukunft wieder eine größere Rolle spielen“, sagt er. „Hören Sie, was Ihre Kunden wollen – und Ihre Kunden werden Sie lieben.“
Noch mehr Zukunftsmusik spielte der VDR in den insgesamt 15 Fachforen, in denen es um Nachhaltigkeit, die Mobilität der Zukunft,
Reiseplanung „von Tür zu Tür“ und Corporate Car Sharing ging.
Foto: VDR