2006: Kloster Santo Toribio ruft Heiliges Jahr aus
Unter Touristen hat sich längst herum gesprochen, daß Santiago de Compostela, die Hauptstadt des nordspanischen Galicien – neben Jerusalem und Rom – ein berühmter Pilgerort ist. Aber wer in der touristischen Welt außerhalb Spaniens hat bisher davon gehört, daß auch das kantabrische Kloster Monasterio de Santo Toribio de Liébana eine wichtige Wallfahrtsstätte ist, und daß es über das Privileg verfügt, ein „Heiliges Jahr“ auszurufen?
Eine päpstliche Bulle von Julius II. verlieh dem Kloster vom Jahr 1512 an das Recht, immer dann ein Año Santo Lebaniego zu feiern, wenn der Geburtstag des Heiligen Toribio, der 16. April, auf einen Sonntag fällt. 2006 ist das der Fall. Und so wird Mitte die Pforte der Vergebung im Monasterio geöffnet und damit ein umfassender Ablaß für alle Sünden möglich.
Das Heilige Jahr ist für die nordspanische Autonomie Kantabrien ein wichtiges kulturelles, religiöses und soziales Ereignis und damit auch der Rahmen für ein umfassendes kulturelles Programm. Unter dem Titel „Cantabria 2006. Liébana, Tierra de Júbilo“ bietet die Region mit Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerten, Symposien und anderen Veranstaltungen ein großes touristisches Angebot. Eine Reihe von ausgewiesenen Pilgerrouten – die Asturianische, die Kastilische oder die Küsten-Route z. B. – ist Offerte für den Touristen, auf dem Wege zum Kloster Santo Toribio auch den Ländlichen Tourismus im Tal von Liébana, im Südwesten Kantabriens, kennenzulernen.
Die herausragende Rolle und die Pilgerströme des Mittelalters verdankt das Monasterio Santo Toribio vor allem dem Besitz einer Reliquie. Der Legende nach handelt es sich bei dem Holzteil um das größte erhaltene Stück aus dem Kreuz Christi; einst aus dem Heiligen Land hierher gebracht. Schon im 8. Jahrhundert machte es aus der Anlage einen Wallfahrtsort, der bis heute seine Anziehung nicht verloren hat.
Architektonisch ist vor allem die gotische Kirche aus dem 13. Jh. hervorzuheben. Auf den wesentlich früheren Ursprung der Klosteranlage – sie ist bereits im 6. Jahrhundert vom Bischof von Palencia, Toribio, gegründet worden – verweist nur das geistige Erbe. Santo Toribio war ein Zentrum religiösen Lebens. Beatus de Liébana, ein Mönch des Klosters, schuf im 8. Jahrhundert das kulturgeschichtlich noch heute wertvolle, illustrierte Werk „Kommentar zur Apokalypse“, von dem eine Reproduktion im Kloster zu sehen ist.
Touristen, die einen Besuch des Klosters nutzen möchten, um die gesamte Autonomie-Gemeinschaft Kantabrien näher kennenzulernen, sei der Ort Potes in der Nähe des Santuario empfohlen. Er ist ein guter Ausgangspunkt für Exkursionen, auch für zwei ausgewiesene Radtouren: Vom Kloster Liéban nach Lon und Von Potes nach Fuente Dé.
(Info: Örtliches Tourismusbüro, 0034 942 730787)
Kombinieren läßt sich der Besuch in Liébana natürlich auch mit dem in Kantabrien sehr verbreiteten Höhlentourismus. Die Autonomie verfügt über ein ausgedehntes Netz an Höhlen und Grotten; mehr als 50 Höhlen mit Felsmalereien und dazu rd. 6.000, die von geologischem und speläologischem Interesse sind. Das ist die weltweit größte Dichte an Höhlen.
Das „Flagschiff“ dieses enormen Naturerbes ist die Höhle von Altamira mit Felsmalereien von Bisons, Pferden und Rehen, die zwischen 15.000 und 18.000 Jahre alt sind. Sie gehört zum Weltkulturerbe, ist aber – um die unersetzlichen Zeichnungen nicht zu gefährden – nur noch für Archäologen zugänglich. Um trotzdem vielen Menschen einen Eindruck von ihrer Schönheit zu vermitteln, entstand ein originalgetreuer Nachbau. Und seit Juli 2005 ist in der Nähe der Gemeinden Valdáliga, Herrerías und Rionansa die Höhle „El Soplao“ für die Öffentlichkeit freigegeben. Über etwa 15 km beeindrucken wunderbare Formationen an Aragoniten, Stalaktiten, Stalagmiten u. a. Licht- und Schattenspiele sowie Farben und Formen.
Information:
Gedenkjahr für Ignacio de Loyola
Im Baskenland ist der 450. Todestag von San Ignacio de Loyola Anlaß, im Geburtsort des Heiligen zahlreiche kulturelle und religiöse Aktivitäten zu veranstalten. Das Programm startet am 30. Juni und geht bis zum 3. September.
Igancio de Loyola, der 1491 in Azpeitia, am Zusammenfluß von Urola und Régil geboren worden war, starb 1556 in Rom als Generaloberer des Jesuitenordens, den er sechzehn Jahre zuvor als Compañía de Jesús, Gesellschaft Jesu, gegründet hatte. 1622 sprach ihn Papst Gregor XV. heilig.
Sein Geburtshaus wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an den Jesuitenorden gegeben. Die Jesuiten ließen den aus dem 14. Jahrhundert stammenden Turm-Wohnbau von einem Kirchenrundbau und anderen Neubauten umgeben. Der gesamte Komplex bildet heute die wichtigste religiöse Stätte des Baskenlandes, das Santuario de San Ignacio de Loyola.
Anläßlich des 450. Todestages wird im Santuario ein Ausstellungsraum eröffnet, in dem Leben und Erbe Loyolas nachvollziehbar dargestellt werden und die enorme Bedeutung des Santuario als religiöses und geistliches Zentrum des Jesuitenordens gewürdigt wird.
Estella: „Dort, wo die Wege sich treffen“
Estella ist eine kleine Stadt im nordspanischen Kantabrien, die im Sommer zu einem Treffpunkt der Kulturen werden soll.
Für die Zeit vom 23. bis 29. Juni 2006 organisiert die Stiftung ALALBA, deren Ziel es ist, interreligiösen Dialog zu fördern, ein internationales Forum der Religionen „Foro Espiritual de Estella“. Die Woche im Juni soll ein bewußter Stop des alltäglich-geschäftigen Treibens sein, ein Innehalten, um gemeinsam über das Zusammenleben der verschiedenen Religionen, Kulturen und Traditionen nachzudenken, um Verständigung und Annäherung zu befördern und das nicht auf der Ebene von Institutionen sondern in der realen lokalen Welt.
Eingeladen wird zum Dialog über Katholizismus, Protestantismus, Judentum, Islam, Buddhismus und andere Glaubensgemeinschaften. Der angebotene Gedankenaustausch ist ein Ausgangspunkt, um zu gegenseitigem Verständnis und friedlichem Miteinander zu kommen. Die Autoren fordern daher auf, den Rucksack mit den „Gewißheiten und Unklarheiten oder Fragen“ zu packen und am Dialog „dort, wo die Wege sich treffen“ teilzunehmen.
Das Treffen soll ein Volks-Forum werden, zugänglich sowohl den Bewohner der Gaststadt als auch interessierten Touristen; mit Beteiligung religiöser und spiritueller Persönlichkeiten aus ganz Europa. Voraussetzung für eine Teilnahme ist ein offener Geist für Meinung und Auffassung des Anderen. Das Programm bietet u. a. Konferenzen, Vorlesungen, Kolloquien, Workshops, ökumenische Veranstaltungen und Kultur.
Das Foro Espiritual de Estella wird unterstützt durch: Regionalregierung Navarra, spanisches Ministerium für Landwirtschaft, Fischfang und Ernährung, EU, die Stadt Estella sowie AUDIR (Vereinigung für Interreligiösen Dialog der UNESCO, Sektion Katalonien) und ADIM (Vereinigung für Interreligiösen Dialog in Madrid).
Weitere Information (Organisation und Teilnahme): www.foroespiritual.org