Bahn viermal sicherer als der Bus
Berlin – Überall in Europa ist Bahnfahren sicherer als Autofahren. Auch in Deutschland hält die Bahn ihren Spitzenplatz als sicherstes Verkehrsmittel. Nach Berechnungen der Allianz pro Schiene war im deutschen Zehnjahresschnitt von 2004 bis 2013 das Todesrisiko für Insassen eines Pkw 58-mal höher als für Bahnreisende. Bei den Verletzungen fällt das Risiko deutlich größer aus: Bezogen auf die Personenkilometer ist die Wahrscheinlichkeit zu verunglücken bei jeder Autofahrt gut 111-mal höher als bei einer Bahnfahrt. Während der Bus in puncto Sicherheit ebenfalls deutlich vor dem Pkw liegt, bleibt der Abstand zwischen Bus und Bahn dennoch spürbar: Das Todesrisiko für Busreisende ist im Vergleich zur Bahn knapp viermal höher, das Verletzungsrisiko liegt 33,3-mal über dem der Bahn. „Für unsere alltägliche Mobilität ist die Eisenbahn das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem Automobil-Club Verkehr (ACV) am Mittwoch in Berlin. „Die im Koalitionsvertrag von Union und SPD angestrebte Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene spielt nicht nur eine klimapolitische Rolle. Der Sicherheitsvorteil ist ein zweites wichtiges Argument für das System Eisenbahn“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.
Beim Vergleich der Opferzahlen von Schiene und Straße liegt Deutschland in der mehrjährigen europäischen Betrachtung auf den guten vorderen Plätzen. Im EU-Durchschnitt 2005 bis 2012 starben 3,6 Pkw-Insassen pro Milliarde Personenkilometer, in Deutschland waren es 2,6 getötete Autofahrer. Demgegenüber standen europaweit 0,14 getötete Bahnreisende. Mit 0,04 Toten war Deutschland im Schnitt von 2005 bis 2012 deutlich besser als der europäische Durchschnitt. „In keinem europäischen Land ist Autofahren sicherer als Bahnfahren“, sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Flege. Am gefährlichsten leben Autofahrer im Osten Europas: in Rumänien (durchschnittlich 14 Tote), Lettland (10) oder Ungarn (9) sind pro Milliarde Personenkilometer die meisten Todesopfer unter den Autoinsassen zu beklagen.
Horst Metzler, Geschäftsführer des Automobil-Clubs Verkehr (ACV) betonte, dass die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr im aktuellen Jahr leicht angestiegen sei. „3.339 Straßenverkehrstote in Deutschland in 2013, schätzungsweise 3.350 Todesopfer in 2014 und über 28.000 Tote in Europa im Jahr 2012 sind kein Grund, sich zurückzulehnen“, sagte Metzler. „Der europaweite Straßenverkehr löscht Jahr für Jahr eine Kleinstadt aus.“ Dass die Zahl der Toten verlässlich und scheinbar automatisch immer weiter sinke, sei kein Selbstläufer. „Wie die Jahre 2014 und 2011 beweisen, müssen Bund, Länder und Kommunen erhöhte Anstrengungen unternehmen“, sagte Metzler.
Getötete Reisende pro Mrd. Pkm (Durchschnitt 2004-2013)
Quelle: Allianz pro Schiene auf Basis von Statistisches Bundesamt, TREMOD. Stand 10.12.2014.
Um die steigenden Unfallzahlen zu erklären, reiche ein Verweis auf das schöne Wetter im Frühling oder „überhöhte Geschwindigkeit“, die traditionelle Unfallursache Nummer eins, nicht aus. „Wir glauben, dass Smartphones im Straßenverkehr ein wesentlicher Faktor sind, der auch erklärt, warum die Zahl der Verkehrstoten bei den 15 bis 18-jährigen um 22 Prozent zugenommen hat“, sagte Metzler. „Selfies und Facebook beim Autofahren bedeuten eine gefährliche Blindfahrt von mehreren Sekunden. Der ACV fordert den Gesetzgeber auf, sich mit der zunehmenden Zahl an Verkehrsunfällen zu befassen, die chattende, surfende oder fotografierende Autofahrer verursachen“, sagte der ACV-Geschäftsführer und kritisierte, dass Polizei und Statistik bislang die Rolle von Handys im Unfallgeschehen nicht dokumentieren.
Foto: Carstino Delmonte