Fahrgastverband PRO BAHN fordert Änderung der
Investitionspolitik zum Schienenwegeausbau und Beseitigung der Engpässe
Hamburg – Der Fahrgastverband PRO BAHN befürchtet erhebliche Einschnitte im Reisezugverkehr auf Bahnstrecken, die die EU für den internationalen Güterverkehr freimachen will. „Wenn der von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf der „Verordnung zur Schaffung eines europäischen Schienennetzes für einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr“ in geltendes EU-Recht umgesetzt wird, wird das zur Folge haben, dass die Reisezüge im Fern- und Nahverkehr nicht mehr im Takt fahren, dass sie unpünktlicher fahren und dass sie an die Seite fahren müssen, wenn verspätete Güterzüge auftauchen,“ beurteilt der PRO BAHN-Bundesvorsitzende Karl-Peter Naumann die Situation. „Das bedeutet einen schwer merkbaren Fahrplan und nicht mehr funktionierende Anschlüsse und damit einen schweren Schaden an der Zuverlässigkeit und am Image des Reisezugverkehrs.“
Verantwortlich dafür sind unzureichende Kapazitäten auf vielen Abschnitten des Schienennetzes. „Besonders betroffen sein werden S-Bahnen rund um Hannover, Leipzig, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart und anderen Zentren, wo Güterzüge und Reisezüge in dichter Folge auf dem gleichen Gleis fahren müssen,“ berichtet Naumann. „Großprojekte für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit zweifelhaften Kosten-Nutzen-Verhältnis haben verhindert, dass genügende Kapazitäten für Güterzüge geschaffen wurden. In vielen Zentren werden jetzt auf stark befahrenen Strecken zusätzliche Gleise benötigt, weil die EU ihre Vorfahrt erzwingt.“
„Viel zu lange ist die Zunahme des Schienengüterverkehrs von der Politik außen vor gelassen worden, weil prestiegeträchtige Neubauprojekte in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und mit deren Realisierung begonnen wurde“, betont Marcel Drews, Mitglied im PRO BAHN-Bundesvorstand.
Daher ist PRO BAHN Mitinitiator der Initiative „Deutschland-Takt“, bei dem sich verschiedene Persönlichkeiten aus Verbänden und Politik zusammengeschlossen haben und sich dafür engagieren, dass dieses Modell auch für Deutschland Wirklichkeit wird“, erklärt Naumann einen Lösungsweg, dem ein langfristiger Planungsansatz zugrunde gelegt werden muss. „Die Schweiz hat vorgemacht, dass ein Integraler Taktfahrplan für den Personen- und Güterverkehr mit kleineren, finanzierbaren Baumaßnahmen möglich ist. Ein Blick auf die Statistik zeigt den Erfolg: die Schweizer sind Weltmeister im Bahnfahren.“
„Bund und Länder sind daher aufgefordert, ein Gesamtkonzept maßgeschneiderter Projekte vorzulegen. „Bei Fachleuten der Deutschen Bahn gibt es bereits Ansätze dafür. Beispielsweise möchten sie die bisher kaum verfolgte Elektrifizierung Hof-Regensburg zeitnah realisieren, um andere Nord-Süd-Strecken zu entlasten. Die Fachebene muss endlich bei Vorstand und Politik Gehör finden,“ verdeutlicht Drews die Notwendigkeit raschen Handelns. „Wenn mehr Güterzüge durch die Oberpfalz fahren, dann profitieren Pendler in Hannover, Frankfurt und Nürnberg davon.“