Oktober: „Geistreiches“ aus dem Nordwesten der USA


28 Sep 2006 [08:26h]     Bookmark and Share




70 Geisterstädte – Spaß und Spuk in Oregon

Als Halloween-Monat wird der Oktober auch bei uns immer mehr zum Geister- und Gespenstermonat. Die Tradition der Kürbisse, Kostüme und Kinderstreiche stammt bekanntlich aus den USA, und so greift man in Oregon im Nordwesten des Landes um diese Jahreszeit gerne in die Spukkiste. Besucher aus aller Welt haben in dieser schönen Jahreszeit nebenbei Gelegenheit, solche Mythen und Legenden ganz persönlich auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Aber auch zu jeder anderen Jahreszeit ist ein Besuch in den Geisterstädten ein Abenteuer.
Während man im dichter bevölkerten Westen des Bundesstaates hin und wieder von merkwürdigen Begegnungen zwischen Mensch und Gespenst hört, sind es im dünnbesiedelten Osten eher die (fast) menschenleeren „Geisterstädte“, die Touristen mit ihrer Geschichte und ihren Geschichten in ihren Bann ziehen.

Geisterstädte

Viele einst blühende Siedlungen, in denen Menschen lebten, die im „wilden“ Nordwesten der USA nach Gold schürften und Eisenbahnschienen legten, sind heute nur noch Geisterstädte. Das gleiche Schicksal widerfuhr auch Städten an vormals vielbefahrenen Wegstrecken, die später durch anders verlaufende Schnellstraßen ersetzt wurden. Diese vergänglichen Spuren der Zivilisation erobert sich die Natur langsam zurück, aber mehr als siebzig Geisterstädte sind in Oregon noch aufzuspüren.

Gerade das Goldminengebiet im Nordosten Oregons ist reich an ganz oder größtenteils verlassenen Städten. Granite am Elkhorn Drive beispielsweise zählte Ende des vorletzten Jahrhunderts rund 5.000 Einwohner, nachdem man hier 1862 Gold gefunden hatte – heute sind nur noch ein paar Dutzend Menschen übrig, die die wenigen noch bestehenden Gebäude bevölkern. Eine weitere Geisterstadt ist Cornucopia, 19 km nordwestlich von Halfway, das am „Hells Canyon Scenic Byway“ liegt. Hier fand man 1885 Gold im Wert von über $20 Millionen – hundert Jahre später war die Stadt leer, doch viele der alten Gebäude stehen noch und können – auf eigene Gefahr – besichtigt werden. Shaniko am US-Highway 97 war noch vor hundert Jahren der weltgrößte Wollumschlagplatz im Binnenland, heute ist es nur noch eine sogenannte „lebende“ Geisterstadt – immerhin mit eigener Website: www.Shaniko.com. Ein paar Kilometer weiter findet man Antelope, das in den 1970er Jahren vorübergehend in
 die Hände einer Kommune fiel und in „Rajneesh“ umgetauft wurde – aber auch die Sektenmitglieder zogen inzwischen wieder ab, und die Stadt trägt wieder den alten Namen. Whitney, 18 km südwestlich von Sumpter gelegen, diente um die vorletzte Jahrhundertwende Bergwerken und Holzfällern als Verladestation, doch nach einem Brand im Sägewerk 1918 wurde die Stadt fast aufgegeben.

Einige dieser Geisterstädte sind noch nicht völlig menschenleer, andere hingegen gänzlich unbewohnt. Sie bestehen nur noch aus Ruinen und sind in aktuellen Straßenkarten gar nicht mehr eingezeichnet. Die „Jagd“ nach diesen Ghost Towns kann also zu einer echten Herausforderung werden. Eine Hilfe dabei bietet die Liste der Geisterstädte, die man – wahlweise alphabetisch oder nach County geordnet – im Internet unter www.Ghosttowns.com/states/or/or.html findet.

Gespenstertürme

Trotz der Bezeichnung „Geisterstadt“ hört man aber selten Geistergeschichten im Zusammenhang mit diesen Orten – schließlich kommen ja kaum Menschen in diese Städte, die einem Geist begegnen könnten. Anders sieht es da schon entlang der bevölkerungsreichen Pazifikküste Oregons aus. Besonders die zahlreichen hübschen Leuchttürme in dieser malerischen, bisweilen aber auch geheimnisvoll nebelverhangenen Landschaft geben Anlass zu mancher Schauergeschichte. Selbst eine angesehene Zeitschrift wie Life und ein renommierter Fernsehsender wie der „History Channel“ haben sich bereits mit den Legenden beschäftigt, die sich um den über hundert Jahre alten denkmalgeschützten Leuchtturm am Heceta Head bei Florence ranken. In der Hauptferienzeit werden Führungen durch den Turm angeboten, und im früheren Wohnhaus des Leuchtturmwärters kann man heutzutage übernachten und frühstücken. Bei dieser Gelegenheit könnten sich die Besucher eigentlich persönlich davon überzeugen, ob es stimmt, dass hier die Frau eines früheren Leuchtturmwärters spukt. Im Leuchtturm am Yaquina Head soll es gleich zwei Geister geben: den eines Arbeiters, der beim Bau des Turmes zu Tode stürzte und dessen Leiche nie gefunden wurde, und den eines Leuchtturmwärters, der auf der Treppe zu seinem Arbeitsplatz einen Herzinfarkt erlitt. Im Gegensatz zu diesen beliebten Touristenattraktionen ist der Tillamook-Rock-Leuchtturm ein Ort, zu dem es nicht viele Menschen hinzieht – jedenfalls keine lebenden. Er wird angeblich vom Geist eines Ingenieurs heimgesucht, den man mit dem Bau dieses Turms beauftragt hatte und der dann kurzerhand von der Insel ins Meer gespült wurde – und nie wieder auftauchte. Sein Geist dürfte sich aber durchaus wohlfühlen in der Gesellschaft, die er heute hat, denn als der Betrieb vor fünfzig Jahren eingestellt wurde, wurde aus dem Leuchtturm ein „Seefriedhof“: in seinem Innern ist genügend Platz für eine halbe Million Urnen mit sterblichen Überresten – und langsam füllt er sich. Kaum vorstellbar, dass es da bei nur einem Geist bleibt …

Spukhäuser

Gespenster scheinen sich aber auch unter Lebenden ganz wohlzufühlen. Besonders Kneipen, Saloons, Freuden- und andere Häuser, in denen sich traditionsgemäß zwielichtige Gestalten aufhielten, scheinen es den Geistern angetan zu haben. Kein Wunder, denn hier war auch die Wahrscheinlichkeit, eines unnatürlichen Todes zu sterben, immer etwas höher als andernorts. Ein gutes Beispiel ist die Taverne White Eagle in Portland: hier wird immer wieder einmal von Flüsterstimmen, Möbelrücken, fliegenden Speisekarten, selbsttätigen Klospülungen und merkwürdigem Wechselgeld berichtet.
Auf die Dauer scheint das Gespensterleben aber eher langweilig zu sein. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum sich viele Geister in Theatern und Kinos einnisten – dort gibt es etwas Unterhaltung, und es ist meist angenehm düster. Gerade mit der Beleuchtung scheint sich der Geist im Bagdad Theater von Portland seine Späße zu erlauben. Das Kino wurde bereits in den 1920er Jahren gebaut, doch als Elektriker nach dem Verkauf des Hauses 1994 die Stromleitungen neu verlegten, soll allerhand Merkwürdiges passiert sein – und auf einer fensterlosen Toilette weht mitunter angeblich ein eiskalter Wind. Möglicherweise leiden einige Gespenster unter chronischer Blasenschwäche, denn ausgerechnet das stille Örtchen für Damen soll auch ein bevorzugter Aufenthaltsort des Geistes sein, der im Liberty Theatre von Astoria sein Unwesen treibt. Immerhin weiß man nun, dass es sich wohl um einen weiblichen Geist handelt …

Eine Geschlechtsgenossin namens Vera macht angeblich die Musikfakultät der Universität Oregon in Forest Grove unsicher, nachdem diese das ehemalige Wohnhaus Knight Hall bezog. Passend zum neuen Zweck der Einrichtung singt sie und spielt Klavier – aber angeblich mag sie es nicht, wenn andere das gleiche tun. Wer mehr über die Geisterhäuser von Oregon erfahren möchte, kann (in englischer Sprache) im Internet nachlesen, zum Beispiel unter www.GhostsAndCritters.com/oregonghosts.html oder unter www.RealHaunts.com/Haunted-Houses/United-States/Oregon – alle Angaben sind selbstverständlich ohne Gewähr! Und wer noch mehr über die Geister von Oregon erfahren möchte, kann sich eines der Bücher von Jefferson Davis zulegen, zum Beispiel Ghosts, Critters & Sacred Places of Washington and Oregon (ISBN 1-893186-02-4). Die Bücher tauchen gelegentlich im Internet-Buchhandel auf, doch leichter findet man sie in Oregon selbst. Man kann sich dann auch A Haunted Tour Guide to the Pacific Northwest vom gleichen Autor zu Gemüte führen, eine Art Reiseführer, in dem Davis öffentlich zugängliche Orte beschreibt, an denen es spuken soll. Ob das alles stimmt? Daran scheiden sich die Geister …

Weitere Informationen

Portland, der wirtschaftliche und kulturelle Nabel Oregons, ist von Deutschland aus mehrmals pro Woche nonstop mit der Lufthansa zu erreichen – von Frankfurt/Main aus geht es in 10 Stunden und 25 Minuten an die Pazifikküste Oregons.
Weitere Informationen zu den einzelnen Themen (in englischer Sprache) erhält man auf den im Text genannten Websites. Verbrauchern steht für alle Fragen rund um Oregon die Oregon Tourism Commission, c/o Wiechmann Tourism Service GmbH, Scheidswaldstraße 73, 60385 Frankfurt, Telefon +49 69 25538240, Telefax +49 69 25538100 mit Rat und Tat zur Seite. Deutschsprachige Informationen zu Oregon gibt es auch im Internet: Unter www.TravelOregon.de kann der „Beaver State“ rund um die Uhr besucht werden – auch zur Geisterstunde!







  • Palma.guide



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