Das Königreich Navarra ist ein kleines Land: Mit wenig mehr als 10.000 Quadratkilometern entspricht es etwa der Hälfte des Bundeslandes Hessen.
Das Mosaik aus verschiedenen Landschaften auf diesem kleinen Raum ist einzigartig: Schneebedeckte Berge um die Pyrenaeen-Doerfer im Norden, steinerne Burgen und Kloester aus dem Mittelalter entlang des Jakobswegs nach Santiago de Compostela und im Sueden die spektakulaere Wueste Bardenas Reales. Navarra ist ein Geheimtipp fuer GenieSSer von guten Weinen, sowie fuer Wanderer und Kulturinteressierte gleichermaSSen.
Kuehle Berge, steinerne Doerfer und ein Maerchenwald
Im Norden Navarras laden traditionsreiche Doerfer ein, in einem der zumeist Landgasthaeuser (Casas Rurales) Station zu machen. Wanderwege fuehren durch gruene Taeler, in denen es der Sage nach von Hexen nur so wimmelt. Zugarramurdi im Baztan-Tal beispielsweise galt schon im Mittelalter als „Dorf der Hexen“. Die 120 Meter lange und teils 12 Meter hohe Hoehle hieSS damals „Kathedrale des Teufels“. Noch heute findet dort alljaehrlich am Samstag vor dem Johannestag (24. Juni) ein Treffen fuer „Zauberer und Hexen“ statt. In Roncesvalles geht es umso religioeser zu: Hier ist die noerdlichste Station des Jakobswegs in Spanien. Die imposante Stiftskirche des Augustinerklosters mit schoenem Kreuzgang und eine kleine Kapelle sind Ziel zahlreicher Pilgerbesuche. Etwas weiter suedlich liegt der Selva de Irati, der groeSSte zusammenhaengende Buchenwald Europas. Rotwild und Steinboecke sind in dem 170 Quadratkilometer groSSen Gebiet heimisch. Sehenswert sind auch die steinernen, mit Schindeln gedeckten Haeuser in Ochagavia, einem Dorf mit 700 Einwohner suedlich des Waldes. Zwischen alten Steinbruecken und gepflasterten StraSSen fuehlt sich der Besucher einige Jahrhunderte zurueck versetzt. Auch hier bieten mehrere Casas Rurales die passende Unterkunft.
Pamplona, die kultige Hauptstadt
Ihren Namen verdankt die Stadt im Zentrum Navarras der Legende nach dem roemischen Feldherrn Pompeius. 75 vor Christus gruendete er die Stadt Pompaelo, das heutige Pamplona. Eindrucksvolle Verweise auf die Vergangenheit Pamplonas sind die gothische Kathedrale, deren Kreuzgang zu den schoensten in Spanien gehoert, und die Zitadelle aus dem 16./17. Jahrhundert. Entlang der Teilstuecke der alten Stadtmauer bieten sich zahlreiche Gelegenheiten fuer einen Spaziergang mit schoenem Ausblick auf die Altstadt und das Tal des Rio Arga. Sehenswert ist auch das Rathaus – Casa Consistorial – aus dem 15. Jahrhundert in der Altstadt. Entspannen kann der Reisende vom Stadtbummel im Parque Media Luna. Der „Park des Halbmonds“ ist mit seinen alten StraSSenlaternen eine ebenso romantische Anlage, wie sein Name vermuten laesst. Jeden 6. Juli beginnt ein 7-taegiges Fest zu Ehren des
Stadtheiligen San Fermin bei dem die Einwohnerzahl der Stadt sich verdreifacht. Das nicht nur durch Hemingway bekannte Fest mit dem Eintreiben der Stiere durch die Altstadt wurde das erste Mal bereits vor mehr als 400 Jahren gefeiert. Wer uebrigens auf den Spuren des amerikanischen Schriftstellers wandeln moechte, besucht am besten das Cafe Iruna – uebrigens der baskische Name Pamplonas. Die 250.000 Einwohner Stadt ist der Regierungssitz und das Wirtschaftszentrum der Provinz.
Lebendiges Mittelalter und Naturschauspiele
Suedoestlich von Pamplona liegt das Dorf Javier. In der gut erhaltenen Burg soll der Landesheilige San Francisco de Javier gelebt haben. Weiter oestlich findet der Reisende in den steilen Bergschluchten Foz de Arbayun und Foz de Lumbier Natur pur. Dort gibt es zum Beispiel die groeSSte Kolonie von Gaensegeiern in Europa. Nahe der Grenze zu Aragon liegt das Staedtchen Sang„Aesa. Die Kathedrale Santa Maria de Sang„Aesa mit einem aufwaendig verzierten Portal ist Bestandteil des Jakobswegs, der von Osten aus durch Navarra fuehrt. Dieser vereint sich mit der Route aus dem Norden in Puente la Reina, etwa 25 Kilometer suedwestlich von Pamplona. Die sechsboegige „Bruecke der Koenigin“ aus dem 11. Jahrhundert ist das Wahrzeichen des Staedtchens. Auf einer Besichtigungstour duerfen die achteckige Kirche in Eunate und der Kreuzgang im Kloster San Pedro in Estella nicht fehlen. Architektur und Geschichte ziehen die Pilger hier gleichermaSSen in Bann.
Wein und Wueste im Sueden
Knapp 40 Kilometer suedlich der Provinzhauptstadt liegt Olite. Im Mittelalter war diese Stadt sogar Sitz der Koenige von Navarra. Die Burg mitten auf dem Hauptplatz, zu dem die engen, kleinen Gassen fuehren, gleicht einem Maerchenschloss. Wer sich einmal wie im Maerchen fuehlen will, uebernachtet in dem Parador in der Burg. Weiter gen Sueden gelangt der Reisende in die Bardenas Reales, eine spektakulaere Wuestenlandschaft. Das fast menschenleere Gelaende misst 415 Quadratkilometer und ist Naturschutzgebiet. Einige der von Wind und Wetter gezeichneten Erosionsformen erinnern an Naturburgen. Tudela ganz im Sueden der Provinz ist mit knapp 30.000 Einwohnern die zweitgroeSSte Stadt in Navarra. Sie wurde von den Mauren gegruendet und birgt in ihren winkligen Gassen einige historische Bauwerke aus dieser Zeit. Eindrucksvoll ist auch das Portal mit einer Darstellung des Juengsten Gerichts an der Kathedrale der Stadt. Durch das waermere Klima wachsen in der Ribera-Gegend im Sueden Navarras nicht nur viele Gemuesesorten, sondern auch gute Weine, die sich mit denen aus der Rioja messen lassen koennen.
Informationen ueber Navarra
Die Comunidad Foral de Navarra im Norden Spaniens ist eine der kleinsten Autonomiegemeinschaften des Landes. Im Norden grenzt die Provinz an Frankreich und die Pyrenaeen, im Suedosten an Aragon, im Suedwesten an La Rioja und im Nordwesten an das Baskenland. Viele Bewohner des Nordens von Navarra sprechen und fuehlen sich baskisch. Ortsnamen und Festgewohnheiten sind dort oft baskischen Ursprungs. Hauptstadt der Provinz ist Pamplona; die naechst groeSSeren Staedte sind Tudela, Estella und Tafalla.