Es ist, wenn man es einmal recht bedenkt, ein etwas trauriges Schicksal, dass das kleine Gewächs mit den tiefrot leuchtenden Blättern Jahr für Jahr erwartet: Acht Monate vollständig aus den Gedanken der Menschen verdrängt, erlebt es von November bis Januar seinen gigantischen Auftritt, nur um dann wieder in Vergessenheit zu geraten.
Aber der Weihnachtsstern, dessen Name bereits sein Schicksal besiegelt, muss nicht traurig sein, denn kaum eine andere Pflanze berührt in derart kurzer Zeit die Emotionen seiner Käufer so sehr wie er. Sobald die Adventszeit beginnt, der Duft von Zimt, Marzipan und Bratapfel in der Luft liegt und Ruhe und Besinnlichkeit in die Häuser einziehen, ist auch derWeihnachtsstern ein fester Bestandteil jeder weihnachtlichen Dekoration. Ja, vielleicht ist er es sogar, der erst die wahre Stimmung von Gemütlichkeit und Geborgenheit in die Wohnzimmer zaubert, denn er ist Symbol der Winter- und Weihnachtszeit.
Umso mehr erstaunt es uns, dass diese Pflanze ihren Ursprung in den tropischen Laubwäldern Mexikos hat. Die Azteken nannten sie Cuetlaxóchit, heute ist sie in Mexiko, Mittel- und Südamerika als Flor de Nochebuena bekannt. Erstmals wurde das wild wachsend bis zu vier Meter hohe Strauchgewächs im 17. Jahrhundert in Taxco für Weihnachtsfeste genutzt. Eine Gruppe Franziskaner Mönche pflückte die Zweige, um damit ihre Gedenkprozession zu schmücken. Während der Kolonialzeit begannen die Mexikaner aus den sternförmigen roten Blättern Kränze zu binden, die ihre Kirchen zum Fest von Christi Geburt zierten. Dass derWeihnachtsstern bis in die USA und nach Europa gelangte, verdanken wir Joel Robert Poinsett, von 1825 bis 1829 amerikanischer Botschafter in Mexiko. Auf einer Reise nach Taxco entdeckte er die reizvolle Blume und war von ihrer exotischen Schönheit so fasziniert, dass er einige Exemplare mitnahm und sie in seine Heimat nach Greenville, South Carolina, brachte. Von dort aus schickte Poinsett „La Nochebuena“ an Freunde in den USA und Europa. So begann die große Reise einer kleinen Pflanze, die die Menschen auf der ganzen Welt bis heute in Weihnachtsstimmung versetzen.