An Bord eines Airbus A 319 des Lufthansa-Konzerns wurde dem Beinahe-Unfall von 2010 erneut unbekannter Geruch festgestellt. Passagiere in Cagliari mussten das Flugzeug verlassen und mit Ersatzflieger weiterreisen.
Köln/Bonn – Die Lufthansa hat erneut Probleme mit der Kabinenluft in Airbus-Maschinen. Im italienischen Cagliari mussten die 143 Passagiere eines A319-Airbus wieder aussteigen, weil ein undefinierbarer Geruch in der Kabine wahrgenommen wurde. Laut Billigflugtochter Germanwings, die den Airbus in ihrer Flotte betreibt, hatte sich das Problem bereits bei der Landung in Cagliari bemerkbar gemacht.
Das Unternehmen suggerierte zunächst eine Verbindung zu einer Hilfsturbine, die eingeschaltet wurde, um die Klimaanlage mit Druckluft und Strom am Boden zu versorgen. Die Hilfsturbine wurde nach dem Verdachtsmoment vom Piloten vor Ort sofort ausgeschaltet. Trotz dieser Abschaltung bestand das Problem dennoch weiter, sodass nach dem Boarding für den Rückflug nach Köln beim Rollen Richtung Startbahn der Flug vorsichtshalber abgebrochen wurde und die Passagiere wieder aussteigen mussten. Sie wurden später mit einem anderen Flugzeug zu ihrem Zielort gebracht.
Der tatsächliche Grund für die intensive Geruchsentwicklung muß demnach noch festgestellt werden.
Besondere Beachtung verdient der Vorfall, da erst letzte Woche bekannt wurde, dass bereits vor zwei Jahren ein Airbus, ebenfalls von der Billigabteilung Germanwings aus dem Lufthansa-Konzern einen Beinahe-Unfall verursacht hätte. Den damaligen, offenbar höchst dramatischen Zwischenfall hielt die Billig-Airline unter Verschluß, jedenfalls wurde er erst jetzt durch einen Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung bekannt. Der Mutterkonzern Lufthansa räumte nach dem Bekanntwerden des Vorfalls von 2010 auch Probleme beim neuen Mega-Flagschiff A 380 ein. Auch diese Probleme werden noch untersucht und behoben.
Warum nur die Flugzeuge des Lufthansa-Konzerns aktuell Kabinenluft-Probleme haben oder damit in die Schlagzeilen geraten ist ad hoc nicht nachvollziehbar. Zwar nutzen alle Fluglinien, die denselben Flugzeugtyp fliegen innerhalb der Kabine mehr oder weniger abweichende Innenausstattung und Bestuhlung. Die grundsätzliche Technik, und dazu gehört auch die Luftzufuhr in den Innenraum des Flugzeugs, dürfte jedoch bei allen Airbus-Maschinen einer Bauserie gleich sein. Airbus-Maschinen der Baureihen A 319/320/321 und auch der neue A 380 werden von vielen europäischen und überseeischen Airlines seit Jahren eingesetzt. Sie gehören zu den Verkaufshits innerhalb der Airbus-Familie.
Unerfreulich ist jedoch die Strategie von Germanwings: Anstatt mit offenen Karten zu spielen und beispielsweise im Rahmen einer Pressekonferenz die Piloten des unheilvollen Fluges von 2010 zu Worte kommen zu lassen, werden die Pilotennamen der von Ex-Lufthansa-Manager Thomas Winkelmann geführten LH-Tochter Germanwings geheim gehalten. Dabei könnte mehr Offenheit verlorenes Vertrauen gerade jetzt nach dem zweiten Vorfall dieser Art skeptischen Passagieren verlorenes Vertrauen zurückbringen.
Immerhin sollen schon sehr bald Tausende innerdeutsche und Europaflüge der Lufthansa an die Nachfolgefirma von Germanwings, die zur Zeit noch unter dem Arbeitstitel „Direct 4you“ geplant wird, durchgeführt werden. Dann werden sich jährlich viele Millionen Menschen an Bord von Flugzeugen befinden, die jetzt noch den Schriftzug „Germanwings“ tragen.
Foto: Carstino Delmonte