Lava-Grill, Salzblüte und Biosphären-Wein
Lanzarote – Wer hätte das gedacht: Der sonnigen Kanareninsel Lanzarote verdanken wir zahlreiche Köstlichkeiten für Genießer. Auf dem fruchtbaren Vulkanboden gedeihen Weine von besonderer Qualität, Fleisch stammt vorwiegend aus Freilandhaltung, Käse wird in Handarbeit hergestellt. Der Atlantik rundherum ergänzt das Angebot um edles Flor de Sal, fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte. Urlauber können die lokalen Spezialitäten nicht nur in Bars, Bodegas und Restaurants genießen, sondern auch deren Entstehung mitverfolgen: Direkt bei den Produzenten, aber auch im Rahmen von Foodfestivals, Weinseminaren und Kochkursen wird Interessierten die Entwicklung der Rohstoffe vom Ursprung bis zur Veredelung nähergebracht.
Fantasievoller Weinanbau ohne Maschinen
Die vier lanzarotinischen Weinanbaugebiete La Geria, San Bartolomé/Tías, Tinajo und Yé-Haría befinden sich auf extrem fruchtbarer Erde aus meterdicker Vulkanasche, Lapilli genannt. Da es nur selten regnet, haben die Bauern eine besondere Technik entwickelt, um auch geringste Mengen Wasser zu konservieren: Sie setzen die Rebstöcke in bis zu drei Meter tiefe Einzelkrater, von Mauern geschützt vor Passatwinden und Austrocknung. Nachts saugen die von der Sonne aufgeheizten Gesteinsschichten die Feuchtigkeit aus der Luft auf und speichern so jeden einzelnen Tropfen. Die Anordnung der Reben macht das Einsetzen technischer Hilfsmittel unmöglich, die Weinherstellung erfolgt ausschließlich manuell. Entsprechend hoch ist die Qualität von Sorten wie Malvasia, Moscatel Burrablanca und Diego (weiß) oder Listán Negro und Negramoll (rot). Vinophile können sich von den hervorragenden Resultaten nicht nur bei Degustationen überzeugen, sondern auch Führungen durch namhafte Bodegas wie „Martinón“, „Los Bermejos“ oder „Stratvs“ unternehmen. Letztere hat für ihren Dessertwein 2012 die Auszeichnung „bester Muskateller der Welt“ erhalten. Das älteste Weingut der Kanaren, „El Grifo“ in San Bartolomé, ist seit 1775 in Familienbesitz und beherbergt darüber hinaus ein Weinmuseum.
Tanzende Kühe und Käser für einen Tag Große industrielle Landwirtschaft ist auf Lanzarote glücklicherweise Mangelware. So erfolgt Viehzucht lediglich in kleinen Strukturen mit viel Raum für jedes einzelne Tier – egal ob Ziege, Schaf, Kuh, Schwein oder Kaninchen. Das Ergebnis sind Fleisch- und Milchprodukte von bester Qualität. Einer der Vorzeigebetriebe ist die „Finca de Uga“. Vorrang haben für Käsemeister Don Francisco Fabelo Marrero Komfort und Wohlbefinden seiner Schützlinge: So läuft etwa den ganzen Tag Musik im Stall. Wichtig ist ihm aber auch das Endergebnis. Die bunte Vielfalt reicht von Frischkäse über eine Mischung von Ziegen- und Schafsmilch bis hin zu Schimmelkäse. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von Hingabe und Engagement der Hersteller. Der Käse wird im Geschäft der „Bodega Stratvs“ verkauft. Weitere Käsereien, die man besuchen kann, inklusive Führungen: „Quesería Montaña Blanca“, „Quesería El Faro“, „Quesería Rubicón“ und „Flor de Teguise“.
Blüten aus weißem Gold in einzigartiger Landschaft Bereits 1895 begann Vicente Lleó Benlliure mit dem Bau der Salinen von Janubio an der Südwestküste Lanzarotes. Seitdem ist die größte Salzgewinnungsanlage der Kanaren in Familienbesitz. Benötigt wurde das „weiße Gold“ vor allem für die Pökel- und Fischkonserven-Industrie sowie die Vermarktung von Salzlake für die Konservierung von Fisch an Bord der Schiffe. Aufgrund des Rückgangs der Fischerei, der neuen Kältetechniken und der ausländischen Konkurrenz im Salzgeschäft musste die Produktion massiv reduziert werden. Trotz allem bemüht sich Familie Padrón Lleó nach wie vor, die jahrhundertealte Tradition sowie die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten: durch den Abbau von natürlichem, ökologischen Meersalz aus dem Atlantik ohne Konservierungsmittel oder Zusatzstoffe. Die Salinas de Janubio haben sich mittlerweile zu einer einzigartigen Naturlandschaft und einem Ökosystem mit halophiler, also salzliebender, Vegetation entwickelt. Außerdem nutzen Wiedehopf und Wüstengimpel sie als Brutgebiet. Meersalz und seit 2012 ganz neu Flor de Sal, die edle Salzblüte, gibt es zu kaufen in der „Bodega de Sal“ direkt bei den Salinen.
Grill-Spektakel mit Vulkanfeuer Am heißesten Punkt des Timanfaya-Nationalparks mit seinen Feuerbergen gelegen, bietet das Restaurant „El Diablo“ seinen Besuchern ein Koch-Event der Extraklasse: Alle angebotenen Speisen wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte werden auf einem echten Vulkanofen gegrillt. Genau genommen handelt es sich dabei um ein sechs Meter tiefes Loch mit darüber gebautem Rost. Dort werden Temperaturen von bis zu 400 Grad nur mithilfe der Hitze aus den Tiefen der Erde erreicht. Den Eingang zum Lokal markiert César Manriques Eisenskulptur „Feuerteufelchen“. Der berühmte Insel-Künstler hat auch die Architektur des Hauses entworfen, einen Rundbau aus Lavagestein mit riesigen, verglasten Panoramafenstern. Sie bieten sensationelle Aussichten auf die Mondlandschaft des Nationalparks.
Runzelkartoffeln, Kanarenspargel, frischer Fisch Die Küche auf Lanzarote hält zahlreiche Überraschungen bereit: So ist die Kanareninsel etwa ein beliebtes Anbaugebiet für grünen und weißen Spargel, der jeweils im Juni/August und Dezember/Januar geerntet wird. Weitere Gemüsesorten, die auf Lanzarote prächtig gedeihen und meist in schmackhaften Eintöpfen weiterverarbeitet werden, sind Zucchini, Kürbis, Zwiebeln, Erbsen, Mais, Tomaten und Kartoffeln, aus denen die typischen papas arrugadas hergestellt werden: Runzelkartoffeln mit Meersalz-Kruste. Sie sind aus der lanzarotinischen Küche nicht wegzudenken und werden stets mit einer der beiden Soßen mojo rojo aus roter Paprika und Chili sowie mojo verde aus Petersilie, Knoblauch und Olivenöl gereicht. Dazu schmeckt besonders gut Kaninchen (conejo), Lamm (borrego oder cordero) oder Zicklein (cabrito) aus dem Ofen. Ebenso frischer Fisch, entweder a la plancha (gegrillt) oder in einer dicken Salzkruste. Zu den beliebtesten Sorten zählen Tunfisch (atún, bonito), Dorade (dorada), Sardellen (boquerones), Seehecht (merluza) und die besondere Spezialität Papageifisch (vieja). Da Meeresfrüchte in den Restaurants oft gefroren eingekauft werden, empfiehlt sich die Nachfrage, ob Gambas, Garnelen oder Muscheln wirklich frisch sind und aus der Umgebung stammen.
Events und Festivals – Lanzarote feiert sich und seine Köstlichkeiten
21. bis 30. September 2012:
Semana Enogastronómica Saborea Lanzarote del Mar y el Vino/Fisch und Wein-Festival
11. November 2012:
Día Europeo del Enoturismo/Europäischer Tag des Weintouristen
9. bis 18. November 2012:
Semana Enogastronómica Saborea a Lanzarote de la Tierra y el Vino/Food- und Weinwoche gewidmet den Produkten der Erde
30. November bis 2. Dezember 2012:
Festival Enogastronómico Saborea Lanzarote/Food- und Weinfestival in Villa de Teguise
Februar 2013:
Feria de Queso/Käsefest in Playa Blanca
April 2013: Muestra Gastronómica de los Granos de Lanzarote/Gemüse-Gastronomie-Show in Haría
April/Mai 2013:
Sonidos Líquidos Festival/Wein und Musik in den Weingütern
Juni 2013:
Wine Run in La Geria
Juli 2013:
Semana Enogastronómica Saborea Lanzarote de la Tapa y el Vino/Tapas-Festival in Puerto del Carmen
August 2013:
Fiesta de la Vendimia/Weinlese-Fest in La Geria
Infos und Termine unter www.saborealanzarote.com
Lanzarote zum Nachkochen:
Costillas de cerdo con piña y coles (Schweinerippchen mit Maiskolben und Kohl)
Schweinerippchen
1,2 frische Schweinerippchen (4–6 Stück)
2 Maiskolben, in je 4 Stücke geschnitten
600 g geschälte Kartoffeln „von der Größe einer Frauenfaust“
1 kleiner Weißkohl, in Streifen geschnitten
Mojo verde
3 Knoblauchzehen
1 Bund Petersilie
1 Bund Koriander ODER eine kleine Avocado
¼ Tasse Wasser
¼ Tasse Olivenöl
¼ Tasse guter Weißwein
1 Schuss Weinessig
Pfeffer und Salz zum Würzen
ZUBEREITUNG
Rippchen
Die einzelnen Schweinerippchen großzügig mit Salz einreiben, für etwa 20 Minuten in eine verschlossene Plastiktüte geben und durchziehen lassen. Nach 20 Minuten Salz abwaschen. In einem flachen Topf ohne Deckel Wasser zum Kochen bringen und die Maiskolben hineingeben. Sobald das Wasser wieder brodelt, Rippchen hinzufügen. Wenn das Wasser erneut kocht, Kohl und beim nächsten Brodeln Kartoffeln hinzugeben. Wenn alle Zutaten im Topf sind, müssen sie komplett mit Wasser bedeckt sein. Bei mittlerer Hitze so lange kochen, bis die Kartoffeln gar sind. Inzwischen die Mojo verde zubereiten.
Mojo verde
Knoblauch, gewaschene Petersilie, gewaschenen Koriander ODER geschälte Avocado sowie Wasser, Olivenöl, Weißwein und Weinessig in einen Mixer geben und pürieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Soll die Mojo dick- bzw. dünnflüssiger werden, entweder mit Olivenöl oder mit Weißwein strecken.
Rippchen mit Mais, Kohl und Kartoffeln auf einem Teller anrichten und mit der Mojo verde servieren.
Foto: Carstino Delmonte