Köstlich Kulinarisches aus dem Nordwesten der USA


28 Okt 2008 [10:02h]     Bookmark and Share




Biere, Beeren, Biofrüchte: Amerika von seiner leckersten Seite

Frisches Obst, edle Weine, „Bio“-Kost: wer denkt da an Amerika? Die Antwort: Jeder, der schon einmal den Bundesstaat Washington im äußersten Nordwesten der USA besucht und dort die äußerst gesunde Küche erlebt hat, die sich all jener frischen Zutaten bedient, die Land und Meer hier in Hülle und Fülle hergeben! Freilich lässt sich solche Frische nicht exportieren: den authentischen Gourmetgenuss kann man nur vor Ort unverfälscht erleben.

Eine Reise nach Washington ist zu jeder Jahreszeit ein Genuss, denn jeder Monat ist auch Fang- oder Erntezeit für die eine oder andere Spezialität der Region. Auf einer Reise durch Washington ist jedenfalls niemand gezwungen, sich von einem Fast-Food-Restaurant zum nächsten durchzuschlagen hier lernt man Amerika von seiner leckersten Seite kennen.

Beeren und Bauern

So wächst beispielsweise die Hälfte aller Äpfel, die in den USA verzehrt werden, im Staat Washington sie füllen über hundert Millionen Kisten! Damit ist der Apfelanbau der bedeutendste Zweig der einheimischen Landwirtschaft. Die Erntezeit reicht von Mitte August bis Anfang November. Die „Washington Apple Commission“ in Wenatchee, das ziemlich genau in der Mitte des Bundesstaates liegt, bietet sogenannte „agricultural tours“ an, bei denen man einiges über den Anbau dieses Obstes erfährt. Den ebenfalls berühmten Kran- oder Preiselbeeren („cranberries“) hat man sogar ein eigenes Museum gewidmet: das „Cranberry Museum“ mit angeschlossener „Demonstration Farm“ in der Küstenstadt Long Beach.

Daneben werden in Washington Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Birnen und anderes Obst angebaut. Sehr viele Obstfarmen kann man besuchen und besichtigen. Hinweise darauf findet man ebenso wie größere oder kleinere Obststände oft am Straßenrand, wenn man nicht ausschließlich auf Schnellstraßen unterwegs ist. Ansonsten hat man in den Städten auf einem der zahlreichen Bauernmärkte die Möglichkeit, Obst und Gemüse direkt vom Erzeuger zu kaufen. Das Landwirtschaftsministerium des Staates fördert übrigens den sogenannten „biologischen“ Anbau von Lebensmitteln durch ein eigenes „Organic Food Program“.

Weine und Wonnen

Wenn man von Früchten spricht, darf man selbstverständlich die Trauben nicht vergessen, die hier prächtig gedeihen. Bereits vor fast zweihundert Jahren begann in Washington der Anbau von Weintrauben. Trotzdem zeigen sich Besucher oft überrascht, wenn sie hören, dass der Staat als Weinproduzent unter allen Bundesstaaten der USA an zweiter Stelle rangiert. Die Gründe dafür sind leicht nachvollziehbar: Das Klima ist mild, und die Weinberge liegen auf der gleichen geographischen Breite wie die legendären Weinbauregionen Bordeaux und Burgund in Frankreich. Washingtons Winzer bauen in über 500 Weingütern auf einer Gesamtfläche von über 12.500 Hektar neben exotischen Neuschöpfungen vertraute und vielfach preisgekrönte Rebsorten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder Riesling an. Viele dieser Weingüter können besichtigt werden. Natürlich kann man die Weine bei dieser Gelegenheit auch kosten und gleich beim Erzeuger ein köstliches Mitbringsel aus Washington erstehen. Nähere Informationen dazu gibt es im Internet unter WashingtonWine.org.

Luftige 275 m über dem rauschenden Columbia River kann man sich bei Sagecliffe im Cave B Inn (CaveBInn.com) einquartieren, einem Weingut auf halber Strecke zwischen Seattle und Spokane. Dort lässt sich der stressgeplagte Gast, der nicht jeden Cent umdrehen muss, mit dem Pauschalangebot „The Art of Indulgence“ nach allen Regeln der Kunst verwöhnen: In der Limousine vom Flughafen abgeholt und rund um die Uhr von einem Butler bedient, kann er nach Herzenslust schmausen, sich massieren lassen, edelste Weine genießen und vieles mehr auf Wunsch Angeln gehen, durch den versteinerten Wald von Gingko reiten, mit dem Hubschrauber durch die Schlucht fliegen, mit einem renommierten Küchenchef kochen oder beim Abfüllen von Wein helfen. Natürlich erhält man auch eine private Führung durch das Weingut und kann sich sogar zur Entspannung einer „VinoTherapy“ unterziehen. Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen kann oder will, findet hier aber auch preiswertere Pauschalangebote wie etwa „Sunnyside Up“ oder „Remember When“ ab $149, „Desert Retreat“ oder speziell zur Weinlese im Oktober „Tastes of the Season“ ab $289.

Biere und Brauer

Neben dem Rebensaft erfreut sich in Washington aber auch der Gerstensaft größter Beliebtheit. Dem Engagement einiger Bierliebhaber ist es zu verdanken, dass im Staat heute wieder ähnliche Verhältnisse herrschen wie einst in den Pioniertagen, als nahezu jedes Dorf eine eigene Brauerei besaß. Überall findet man nämlich sogenannte „Microbreweries“, kleine private Brauereien, die vor rund zwanzig Jahren aus dem Bedürfnis nach Abwechslung vom Einheitsgebräu der großen Konzerne entstanden. Obwohl die Freunde von Hopfen und Malz zunächst nur für den „Hausgebrauch“ produzieren wollten, konnte man kaum verhindern, dass sich die Qualität des guten Gerstensafts herumsprach. Und gibt es heute neben nahezu jeder Kleinbrauerei auch einen Ausschank, genannt „brewpub“. Inzwischen werden sogar organisierte Brauereitouren mit Besichtigungen angeboten. Wer mehr über die kleinen Brauereien erfahren möchte, kann im Internet die BrewPubZone.com besuchen. Anschriften findet man auch auf der Website der Bierbrauergilde, WashingtonBrewersGuild.org. Deutsche Besucher, die sich nicht an einheimische Sorten mit etwas gewöhnungsbedürftigen Bezeichnungen wie „Moose Drool“ („Elchgeifer“) heranwagen, können auf „alte Bekannte“ zurückgreifen: Pilsner, Helles, Kölsch oder Hefeweizen stehen in Washington hoch im Kurs unter ihren vertrauten deutschen Namen.

Frischfleisch und Flugfisch

Der fruchtbare Boden von Washington eignet sich auch ausgezeichnet für die Viehzucht. Im großen Stil begannen erst die Pioniere mit dieser Art der Landnutzung, doch heute besteht ein Drittel der Landfläche des Staates aus Weideland. Die glücklichen Rinder werden zum Teil zu leckeren Steaks verarbeitet, zum Teil hält man sie als Milchvieh. Aus der Milch dieser Kühe entstehen unter anderem originelle Käsesorten, die man zum Teil nur in dieser Gegend findet und die bei Käsekennern weit über die Grenzen Washingtons geschätzt werden.

In einem Küstenstaat wie Washington spielt freilich auch das Meer mit all dem, was man im Englischen kurz und knapp als „seafood“ bezeichnet, eine große Rolle: Austern, Krabben, Lachs, Thunfisch, Heilbutt und Kabeljau sind nur einige der Köstlichkeiten, die frisch aus dem Ozean in den Restaurants entlang der Pazifikküste landen, wo man sie auf vielfältige und einfallsreiche Weise zubereitet. Schon die Indianer wussten die reichhaltigen Fischgründe zu schätzen, und so ernährte die Fischerei die Bewohner dieser Region, die heute den Staat Washington bildet, bereits lange vor der Ankunft der Siedler aus dem Osten des Kontinents.

Heute ist der Pike Place Market (PikePlaceMarket.org) in Seattle nicht nur der älteste Bauern- und Fischmarkt der USA, sondern auch eine beliebte Besucherattraktion. Weltbekannt ist er insbesondere für seinen „fliegenden Fisch“: Die Fischverkäufer von „Pike Place Fish“ lassen ihren Fisch nicht nur zu den stets zahlreich versammelten Kunden und anderen Neugierigen „sprechen“, sondern werfen ihn sich auch gegenseitig zu.

Apropos Fliegen: Seattle, die „grüne“ Metropole am Puget Sound, liegt für Urlauber aus Deutschland nun „näher“ denn je. Die Lufthansa bringt Reisende seit diesem Jahr nonstop und ohne Umsteigen im Airbus A330 300 in rund zehn Flugstunden bequem von Frankfurt am Main in die Traumstadt.







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