Langsam formt er sich zu einem großen Ganzen, der Janáček-Zyklus der Deutschen Oper am Rhein: Für die Premiere am 8. Mai wird im Produktionszentrum Duisburg-Wanheimerort das letzte und größte Bühnenwerk des Komponisten, „Aus einem Totenhaus“, geprobt, doch schon am Freitag, dem 17. und Sonntag, dem 19. April ist Leoš Janáčeks Oper „Katja Kabanowa“ im Düsseldorfer Opernhaus zu erleben.
Inszeniert von Stein Winge gehört die in tschechischer Sprache gesungene Oper von Leoš Janáček zu den interessantesten Produktionen im Repertoire der Deutschen Oper am Rhein. Chefdirigent John Fiore, ein Liebhaber der tschechischen Musik, wird sie mit den Düsseldorfer Symphonikern zum Klingen bringen.
Katja ist in ihrer Ehe mit Tichon gefangen und leidet unter ihrer drangsalierenden Schwiegermutter Kabanicha. Groß ist ihr Verlangen nach dem geliebten Boris, doch Schuld und Sinnlichkeit liegen im erbitterten Widerspruch zueinander. Ihren Ehebruch empfindet sie nicht als Befreiung aus einer unerträglich gewordenen Bindung, sondern als tiefes Unrecht. Die Scham darüber, dass sie ihre eigenen Werte zerstört hat, treibt sie in den Selbstmord.
Für seine 1921 uraufgeführte „Katja Kabanowa“ hat der tschechische Komponist Leoš Janáček Alexander Ostrowskijs Schauspiel „Gewitter“ zur Oper umgeformt und mit ihr „ein Meisterwerk der Psychologisierungskunst“ (Stefan Keim) geschaffen. Als das Stück 1996 als erste Produktion des bald vollständigen Janáček-Zyklus der Deutschen Oper am Rhein Premiere hatte, waren Presse und Publikum begeistert: Das sei „Oper pur, in der Personenführung auf wunderbare Weise der Musik verbunden, die hier so unmittelbar in die Ohren und zu Herzen geht“, schrieb etwa Johannes K. Glauber in der NRZ.
Dem entspricht die hochkarätige Besetzung der Wiederaufnahme: Dagmar Schellenberger singt die Katja, Bruce Rankin gibt ihren charakterschwachen, hilflosen Ehemann Tichon, Renée Morloc dessen bestimmende Mutter Kabanicha. Keith Olsen ist Katjas geliebter Boris, zwei Liebende sind auch Katarzyna Kuncio und Mirko Roschkowski als Vavara und Kudrjás.
Der komplette Zyklus mit fünf Opern von Leoš Janáček wird vom 2. bis 6. Juni noch einmal im geschlossener Form gezeigt: Dann ist jeden Abend um 19.30 Uhr ein anderes Werk des Komponisten im Düsseldorfer Opernhaus zu sehen – alle in der Regie von Stein Winge und alle unter John Fiores musikalischen Leitung.
Foto: Dagmar Schellenberger (Katja) / Deutsche Oper am Rhein