Insel im Karnevalsrausch
Mit der Wahl der Königin beginnt auf Teneriffa eine vierzehntägige Fiesta
Santa Cruz. Helau und Alaaf in den Karnevals-Hochburgen am Rhein, zur gleichen Zeit geht es bei bunten Umzügen und turbulenten Straßenfesten auf Teneriffa hoch her.
Insel im Karnevalsrausch
Mit der Wahl der Königin beginnt auf Teneriffa eine vierzehntägige Fiesta
Santa Cruz. Helau und Alaaf in den Karnevals-Hochburgen am Rhein, zur gleichen Zeit geht es bei bunten Umzügen und turbulenten Straßenfesten auf Teneriffa hoch her. Im Februar steht die Insel Kopf. Zwei Wochen lang inszenieren Murgas, Comparsas und Aktive eine einzige Fiesta. Es sind temperamentvolle Freiluftfeten, die den Samba-Orgien in Rio de Janeiro durchaus das Wasser oder besser den Wein reichen können.
In Santa Cruz startet der Konfettiwirbel am 10. Februar mit der Wahl der Königin. Zuletzt setzte sich Ana Maria Tavarez Mata als gekrönte Inselschönheit unter 30 Mitbewerberinnen durch. Gefeiert von 6000 Zuschauern und Delegationen von rund 60 Karnevalsvereinen gewann die 19jährige Studentin in phantasievollem Glitzerkostüm den Titel „Reina del Carneval“. Eine schwere Bürde – auch für die Nachfolgerin, die in dieser Session gekürt wird. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die von rollenden Gestellen gestützte Gala-Kostümierung kann in voller Pracht bis zu 100 Kilogramm wiegen und schon mal über eintausend Euro kosten. Auch Kinder und Teenies kommen auf Teneriffa zu karnevalistischen Königsehren.
Der generationsübergreifende Freudentaumel ergreift dabei nicht nur die Inselhauptstadt und die zweite Hochburg Santa Cruz, getanzt und gefeiert wird auch rundum in den kleinen Städten und Dörfern der größten Kanareninsel. In Santa Cruz erinnert das aktuelle Motto für Dekorationen und Kostüme an die Geschichte des karnevalistischen Treibens „Historia de un Carneval“, in Puerto de la Cruz steht bei den großen Motivumzügen der vulkanische Ursprung der Insel im Mittelpunkt. Unter dem Höllenlärm zahlreicher Trommlerbands und stimmgewaltiger Gesangsgruppen machen rund 50.000 Aktive bis weit nach Mitternacht Straßen und Plätze zum Tollhaus, begleitet von einer ausgelassenen Menschentraube, die als närrische Kulisse das Spektakel krönt. Selbst eine Karnevalsabordnung aus Düsseldorf macht sich auf dem Weg, um traditionsgemäß bei dem tollen Inseltreiben dabei zu sein.
Nur einmal am Aschermittwoch wird in Santa Cruz die Fiesta unterbrochen. Dann formiert sich ein Trauerzug aus Nonnen, Mönchen, Päpsten und Witwen, um eine Sardine aus Pappmaché würdevoll dem Feuertod zu überlassen. Während am gleichen Tag dem Hoppediz in Düsseldorf ein ähnliches Schicksal blüht und damit das Karnevalstreiben ein Ende hat, wird auf Teneriffa bis zum 21. Februar fröhlich und ausgelassen weitergemacht.
Günter von Saint-George
