Gemächlich oder superschnell: Auf Schienen durch Taiwan
Mainz – Eine Insel mit viel’ Bergen und ’nem Eisenbahnverkehr: Das ist Taiwan, die Insel im Westpazifik, die portugiesische Seefahrer einst Formosa – „die Schöne” – tauften. Heute steht die moderne Inselrepublik für eine gelungene Mischung aus Traditionspflege und technischem Fortschritt. Dieses friedliche Nebeneinander der (vermeintlichen) Gegensätze spiegelt sich auch in den Bahnreisemöglichkeiten wider, die Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen zur Verfügung stehen: vom Zeitlupen- bis zum Zeitraffertempo kann man hier die beeindruckende Landschaft an sich vorüberziehen lassen – je nachdem, ob man in anderthalb Stunden die Insel überqueren oder alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe genießen möchte.
Auf jeden Fall bietet die Eisenbahn jedem Taiwanbesucher die Gelegenheit, die Insel völlig stressfrei kennenzulernen. Die Taiwan Railways Administration (TRA) unterscheidet fünf verschiedene Zugtypen mit unterschiedlichem Komfort, die auf dem inselweiten Schienennetz verkehren.
Wer sich ein Bild vom Bahnreisen auf Taiwan machen möchte, hat in diesem Monat gleich mehrfach Gelegenheit, sich eine HD-Produktion des SWR auf dem deutsch-französischen Kultursender Arte anzuschauen: „Taiwan” heißt die neueste 43-Minuten-Folge der beliebten Dokumentarreihe Mit dem Zug durch …, die am Mittwoch, dem 12. Juni 2013 um 19:30 Uhr zum ersten Mal ausgestrahlt wird. Wiederholt wird dieses Programm am 19. Juni um 7:45 Uhr sowie am 22. Juni um 14:25 Uhr. Außerdem steht es zwischen dem 12. und 19. Juni eine Woche lang kostenlos auf der Internetplattform Arte+7 zur Verfügung.
Auf der Fernseh-Bahnfahrt erlebt der Zuschauer hautnah mit, was ihn als Zugreisenden in Taiwan erwartet. Bereits der Bahnhof von Taipeh im Norden der Insel ist sehenswert – ganz abgesehen von den vielen weiteren Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt, wie etwa dem Wolkenkratzer Taipei 101, der Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle oder dem Longshan-Tempel, einem der ältesten und bedeutendsten Taiwans. Weitere Stationen der Zugreise sind die ehemalige Goldgräberstadt Jiufen und die 20 Kilometer lange Taroko-Schlucht im gleichnamigen Nationalpark mit ihren bis zu 500 Meter hohen Wänden aus Marmor. Kaohsiung, die Metropole des Südens, ist bekannt für ihre aufwendig gestalteten U-Bahnhöfe. Ganz in der Nähe der Stadt befindet sich das Foguanshan-Kloster mit einer 36 Meter hohen Statue des Religionsstifters. Fort Zeelandia und der Konfuziustempel sind die wohl berühmtesten Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Hauptstadt Tainan. In Xihu entstand aus einer ehemaligen Zuckerraffinerie ein Museum, das auch über eine sieben Kilometer lange Museumseisenbahn verfügt. Ein weiterer Höhepunkt ist die Bahn zum Alishan. Am Endpunkt der Fahrt kann man dort den legendären Sonnenaufgang im Alishan-Gebirge erleben. Solche kleinen Schmalspurbahnen werden auf Nebenstrecken betrieben und fahren hauptsächlich Touristen in gemächlichem Tempo zu Sehenswürdigkeiten.
Das genaue Gegenteil von gemächlich ist die Hochgeschwindigkeitseisenbahn “Taiwan High Speed Rail” (THSR). Seit sechs Jahren verbindet sie die beiden größten Städte des Landes, Taipeh und Kaohsiung, mit derzeit sechs weiteren Zusteigemöglichkeiten. Für die knapp 350 Kilometer lange Gesamtstrecke entlang der Westküste über nahezu die gesamte Länge der Insel von Nord nach Süd benötigt sie lediglich eine gute anderthalbe Stunde – mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h
Unter www.thsrc.com.tw kann man sich ausführlich (in englischer Sprache) über das Angebot informieren, Fahrpläne und Fahrpreise aufrufen und sogar gleich eine Fahrkarte buchen. Natürlich findet man im Internet auch die Fahrpläne der „normalen” Bahnen und kann ebenfalls dort online Fahrscheine buchen. Während der Hauptreisezeiten ist es sogar dringend zu empfehlen, die Fahrkarten vorab zu reservieren. Weitere Informationen gibt es unter www.railway.gov.tw.
Auch wenn Bahnreisen auf der Insel Taiwan eine attraktive und reizvolle Möglichkeit darstellen, das Land von der Größe Baden-Württembergs entspannt kennenzulernen, stehen selbstverständlich noch andere Fortbewegungsmittel zur Verfügung, die sich auch in der Kombination mit einer Bahnfahrt nutzen lassen. Sehr beliebt ist der “Taiwan Tourist Shuttle”, der Besucher aus dem Ausland im Linienbetrieb nach festem Fahrplan auf zwölf Strecken von großen Bahnhöfen und anderen Treffpunkten zu Sehenswürdigkeiten und beliebten Ausflugszielen in elf Landkreisen und sechs nationalen Ausflugsregionen bringt, so dass man auf diese Weise auch entlegene Attraktionen erreicht, zu denen keine Bahngleise führen. Für unabhängiges Reisen halten außerdem zahlreiche Autovermietungen vielerorts eine breite Palette an Pkw bereit – auch beispielsweise an den THSR-Bahnhöfen. Mit einem internationalen Führerschein dürfen Ausländer bis zu 80 Tage in Taiwan fahren. Und sportliche Touristen können an vielen Bahnhöfen (und natürlich an anderen Stationen) auch Fahrräder mieten, um Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen.
Taiwan
Asiens schönste Seiten auf einer einzigen Insel – das bietet Taiwan Fernosturlaubern und Reisenden auf dem Weg nach Südostasien, Australien oder rund um die Welt. Die Insel, die von frühen Seefahrern zu Recht „Formosa” – die Schöne – genannt wurde, liegt rund 160 Kilometer vor der Südostküste Chinas im Westpazifik. Die Einwohner zählen zu den herzlichsten Gastgebern Asiens. Darüber hinaus bietet das hochmoderne Land fernöstliches Flair, asiatische Kulturen und subtropische Natur auf kleinstem Raum bei maximaler Reisesicherheit. Die atemberaubende Landschaft besticht mit üppigen Regenwäldern, hohen Bergen, fruchtbaren Tälern, schroffen Küsten und zauberhaften Korallen- und Vulkaninseln, während in der Hauptstadt Taipeh und den übrigen Städten jahrhundertealte Traditionen der Moderne des 21. Jahrhunderts begegnen.
Foto: Edgar Delmont