Vor 2008 war der Tourismus im asiatisch-pazifischen Raum ein Wachstumssegment, wovon vor allem Hotels profitierten, doch hat die allgemeine Flaute auch hier ihre Spuren hinterlassen.
München – Bisher sind jene, die eine Rabattschlacht um Zimmerpreise vermeiden konnten und diejenigen, die von der schwachen Währung ihres Landes profitierten wie z.B. in Südkorea, gut durch die Krise gekommen. So ist Seoul die einzige Städtedestination, die sowohl bei der Bettenbelegung als auch bei den Zimmerpreisen Wachstum vorlegte. Zu den Verlierern gehören vor allem Hotels der indischen Metropolen sowie Bejing, wie der aktuelle Deloitte-Report „Hospitality Vision – Asia-Pacific Performance Review“ zeigt.
„Die weltweite Krise hat auch in Asiens Hotellerie für Einbrüche gesorgt, doch wird Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Ostasien scheint dabei am schnellsten aus der Rezession zu finden, sodass Hoffnung auf Besserung für die Hotelbetreiber zwischen Mumbai, Tokio und Sydney besteht. Eine besondere Bedeutung kommt dem Binnentourismus zu – er wird sich zunächst besser entwickeln als der internationale“, erklärt Benjamin Ploppa, Senior Manager Hospitality von Deloitte.
Asia-Pacific mit am stärksten betroffen
Wirtschaftskrise, Schweinegrippe & Co. haben in dieser Region im ersten Halbjahr 2009 zu einem Rückgang der internationalen Reisenden von über sechs Prozent geführt. Zwischen Jahresanfang und August 2009 gingen die Zimmerbelegungen in ganz Asia-Pacific verglichen zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent zurück. Damit lag Asien weltweit zusammen mit Mittel- und Südamerika an der Spitze, allerdings mit nur geringem Abstand zum Mittelfeld. Deutlicher ist die internationale Spreizung bei den Zimmerpreisen. Nur Gesamteuropa schnitt bei den erzielten Raten noch schlechter ab (-22,2%) im asiatisch-pazifischen Raum sanken die Preise um 18,7 Prozent und in Mittel- und Südamerika beliefen sich die Rückgänge auf -10 Prozent. Ähnliches gilt für den RevPAR (Revenue per Available Room): Gesamteuropa und Asien haben mit mehr als -28 Prozent die größten Rückgänge zu verzeichnen – weit vor Süd- und Mittelamerika (-21%), Nordamerika (-19%) und dem Mittleren Osten (-19%). Die Wende scheint jedoch erreicht: Die Zahlen von Juli und August waren besser als im gesamten Halbjahr davor.
Die Gewinner: Bali und Seoul
Ein genauer Blick auf einzelne Länder bzw. Städte zeigt die Unterschiede in der Entwicklungsdynamik. Gewinner waren Hotels in Bali, Jakarta und Seoul, Verlierer vor allem Bejing, Mumbai und Neu-Delhi. Der Erfolg Balis resultiert nicht zuletzt aus einem verstärkten Besucherstrom aus Australien, der RevPAR war mit einem Wachstum von 11,4 Prozent der beste in ganz Asien. In Jakarta hingegen wurde der Anstieg der ADR (Average Daily Rate) um knapp 12 Prozent von einem Rückgang der Belegung um denselben Wert konterkariert, der RevPAR fiel insgesamt um 1,4 Prozent. Seoul profitierte in erster Linie vom schwachen Won, der Aus- und Inlandsgäste in die südkoreanische Metropole lockte.
Australien, Neuseeland und Japan mit Problemen
Durchwachsen waren die Resultate in Japan, Australien und Neuseeland. In Japan rückt das Ziel, 2010 mindestens 10 Millionen Touristen ins Land zu holen, angesichts eines Rückgangs von knapp 28 Prozent von Januar bis Juni 2009 in weite Ferne. Hotels in Tokio waren dabei weniger betroffen als in anderen japanischen Städten und Regionen. In Australien konnten Hotels in Sydney, Brisbane und Melbourne zwar hohe Belegungsraten vorweisen, der RevPAR sank aber um jeweils 13,4, 10,5 und 7,9 Prozent. In Neuseeland sanken sowohl Belegung als auch ADR um 9,7 bzw. 4,1 Prozent. Beide Staaten wollen jedoch den Reiseverkehr untereinander stark vereinfachen und damit beleben.
Indien und Thailand mit Zusatzbelastungen
In Indien und Thailand kamen zur Krise auch noch Probleme der inneren Sicherheit, die den Negativtrend verstärkten. Die Hotels in Indiens Metropolen verzeichnen asienweit den stärksten Einbruch beim RevPAR (-39,6% Neu-Delhi/-36,9% Mumbai). Die Branche rüstet jedoch zur Gegenoffensive, die sowohl auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen als auch auf intensiveres Marketing setzt. Besonders hart trifft es Thailand – der Tourismus hat hier einen Anteil von knapp 15 Prozent am BIP. Nach zwölf aufeinanderfolgenden Monaten zurückgehender RevPARs, zuletzt in Höhe von knapp 38 Prozent, besteht aber aufgrund von besseren Konjunkturdaten und staatlichen Fördermaßnahmen Hoffnung auf eine Wende.
„Ähnlich dramatisch wie Neu-Delhi und Mumbai ist Bejing betroffen – was natürlich auch mit dem fehlenden Vorjahreseffekt der Olympischen Spiele zusammenhängt. Neben dem allgemeinen Branchentief gibt es jedoch auch Positivbeispiele einzelner Hotels. Sie trotzen dem Trend, indem sie ihren Gästen einen deutlich erkennbaren Mehrwert bieten – zwar hat dies als Modellcharakter für die Branche nur begrenzte Bedeutung, bestätigt aber die These, dass Rabattschlachten definitiv nicht das optimale Instrument sind“, resümiert Benjamin Ploppa.