Trotz Krise verzeichnen die deutschen Airports mehr Passagiere im ersten Halbjahr – und schimpfen weiter auf die Politik.
Berlin – Der Flughafenverband ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) hat heute in Berlin die Verkehrszahlen für das erste Halbjahr 2010 vorgestellt. Von Januar bis Juni 2010 wurden an den 23 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland 85,9 Millionen Passagiere abgefertigt. Dies entspricht wieder einem Wachstum. Vergleich zum Vorjahreszeitraum macht es ein Plus von 1,6 Prozent aus.
Dennoch versucht Ralph Beisel, Chef des Verbandes wie in allen seinen Pressemeldungen auch diesmal zu dramatisieren: „Noch nie wurde die Luftfahrtbranche innerhalb weniger Monate von so vielen unterschiedlichen Krisen erschüttert. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, der harte Winter, der Pilotenstreik und die Aschewolke aus Island haben die Entwicklung der Fluggastzahlen erheblich gebremst“.
Allerdings muss auch Beissel zugeben, dass die erreichten 1,6 Prozent Zuwachs kein Flop sind. Es gab trotz aller Unkenrufe des ewig gierigen ADV-Verbandes einen Nachfrageschub. Keine Frage – die Menschen reisen sowohl privat als auch geschäftlich mehr als zuvor.
Und auch im Luftfrachtverkehr hält das bereits Ende 2009 begonnene Wachstum unvermindert an. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Fracht und somit im Schnitt 25,5 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum befördert. So muss auch Beisel kleinlaut aber auch hier nicht bescheiden verkünden: Nach Auffassung der Flughafenexperten zeigen die erfreulichen Cargozahlen, dass die Zeichen für einen weiteren Konjunkturaufschwung gut stehen und sich die Wirtschaft weiter von der Rezession erholt.
Trotz der positiven Signale politisiert der Flughafenverband ADV. Überhaupt nicht anfreunden mag sich der Luftverkehrs-Manager mit den Plänen der Bundesregierung: „Die Luftverkehrssteuer gefährdet den Aufschwung. Die schwarz-gelbe Koalition will den Bürgern tief in die Tasche greifen und sie schadet damit dem Luftverkehrsstandort Deutschland.“
Ob der Verbandschef sich tatsächlich so überwiegend um das Wohl der Passagiere sorgt, darf hinterfragt werden. Denn auch die Pläne der EU, demnächst das Flüssigkeitsverbot wieder aufzuheben gefällt Beisel garnicht. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass zugleich Investitionen für bessere Personenscanner notwendig werden. Und das kostet die Airports erstmal ordentlich Geld. Auch an jedem überteuerten Plastikfläschenchen Wasser im Transitbereich nach den Sicherheitskontrollen verdienen die Airports direkt oder indirekt mit. Wenn das Flügkeitsverbot von der EU tatsächlich fällt, würde viele Fluggäste auch hier nicht mehr die extremen Getränkepreise zu zahlen bereit sein.
Foto: Carstino Delmonte/ Touristikpresse.net (Archivbild)