Grenada- duftende Diva


15 Feb 2007 [11:46h]     Bookmark and Share


Grenada- duftende Diva

Grenada- duftende Diva



Die Gewürzinsel ist zu ihrer ursprünglichen Schönheit zurückgekehrt

St. George’s. Gut zwei Jahre nach Hurrikan Ivan gibt sich die kleinste Insel der suedlichen Antillen wieder paradiesisch. Grenada lockt mit weiSSen Straenden, tropischen Regenwaeldern und Riffs fuer Taucher und Schnorchler. Die „Perle der Karibik“ setzt verstaerkt auf Touristen, die das Individuelle suchen.

Roger, der uns in seinem leuchtend-farbigen Van vorbei an Bananenstauden, Brotfrucht- und Mahagonibaeumen zum Grand Anse Beach chauffiert, zeigt voller Stolz auf den laengsten Strand der Insel. Er ist drei Kilometer lang und das Aushaengeschild Grenadas. Kleine Fischerboote duempeln im Wasser, die Mittagssonne sticht vom wolkenlosen Himmel. Fuer die wenigen Touristen, die sich hier in der Vorsaison vergnuegen ist Grand Anse eine ideale Urlaubskulisse. Ein sanfter Passatwind weht Salzkristalle des Atlantik an Land. Nur etwa zwanzig Bootsminuten vor der Kueste warten Korallen Canyons und Riffs auf eine Tauchergruppe. Ihr Ziel ist die „Bianca C“, mit 183 Meter Laenge das groeSSte Kreuzfahrtschiff, das hier 1961 sank und in 55 Meter Tiefe auf Grund liegt. Fuer Einheimische gilt es als die „Titanic der Karibik“. Weitere elf Wracks und 30 Tauchplaetze, die auch fuer Anfaenger geeignet sind, locken im Inselsueden.

Wer Natur pur erleben will, findet sie im Grand Etang Nationalpark. Tropischer Regenwaelder bilden den rahmen fuer kleine Kraterseen und rauschende Wasserfaelle. Guide Telfor fuehrt uns durch gruenes Dickicht, wo wilder Wein, Kakaopflanzen, Zedern und Bambus die Pfade saeumen. „Vor zwei Jahren gab es hier kein gruenes Blatt mehr“, sagt Telfor. „Tropensturm Ivan hat sogar die Kronen der maechtigen Mahagonibaeume wie Streichholzkoepfe geknickt.“ Erst langsam erholt sich die Natur von dem Hurrikan-Kahlschlag. Darunter litten auch Gewuerzbaeume und -straeucher, die fuer den weltweit zweitgroeSSten Erzeuger von Muskatnuessen die Existenz bedeuten. Mit Amerikas Hilfe wurden Neuzuechtungen angepflanzt, die schon nach fuenf Jahren erste Ernten ermoeglichen sollen.

Noch sind vom Exportartikel Nr. 1 genuegend Vorraete da. Davon zeugen die tonnenweise Verarbeitung der Fruechte in der Muskatnussfabrik in Gouyave ebenso wie das Angebot auf dem Markt in St.-George’s. Zahllose Staende saeumen taeglich auSSer sonntags die kleinen Gassen der Hauptstadt. Der Duft von Nelken, Zimt , Ingwer und Thymian liegt in der Luft. Frauen preisen lebhaft und lautstark ihre „Spices“ an, ob Chili, Pfeffer oder Lorbeer. Gelassene Heiterkeit praegt das geschaeftige Treiben. Davon laesst sich auch das Heer von Schaulustigen gerne anstecken, die den ankernden Luxuslinern fuer einige Stunden entfliehen.

Die in grellen Farben leuchtenden Kolonialbauten in St.George’s haben Hurrican Ivan getrotzt, doch viele der zahllosen Holzhaeuser wurden 2004 ein Raub des Tropensturms. Mit Hilfe von Spendengeldern der US-AID wurden sie stabiler und solider wieder aufgebaut. Die Unterstuetzung von Uncle Sam hat in Grenada Tradition. Bereits vor gut 20 Jahren drohte die Insel mit einer Kuba-freundlichen Revolutionsregierung zu einer militaerischen Gefahr fuer die Weltmacht USA zu werden. Praesident Reagan lieSS das Eiland besetzen, schwer bewaffnete Marines stuermten an Land, Militaerhubschrauber luden Hundertschaften von Soldaten aus. Der Einsatz dauerte nur einige Wochen, aber die Invasion hinterlieSS Spuren. Behutsam besann man sich beim Neuanfang auf touristische Einnahmequellen und vermied Fehler, wie sie anderswo gemacht wurden. So ist auf Grenada kein Hotelbau hoeher als eine ausgewachsene Palme. Und: Aufdringliches Werben um Urlauber-Devisen ist schon gar nicht die Sache der Insulaner, die sich nur selten aus der karibischen Ruhe bringen lassen.

Auch nicht am Strand von Pont Salines im Suedwesten nur wenige Kilometer von St. George’s entfernt. Dort treffen sich Grenader zum Sonntagsbrunch im Restaurant Aquarium. Gefuehrt wird das Lokal vom Deutschen Ulli aus Celle. Das Meeting bei Barbecue und Reggaeklaengen ist Nachrichtenboerse und Stammtisch zugleich. Bei gegrilltem Lobster, Steak, Rum-Punch und Bier wird gespeist, getrunken und getratscht. Neuigkeiten machen die Runde, schlieSSlich erscheinen Grenadas Tageszeitungen nur zweimal die Woche. Eine andere Gelegenheit, zu feiern, finden Insulaner und Touristen beim traditionellen Fish Friday in Gouyave an der Westkueste. Hurrikan Ivan stand Pate fuer  das Spektakel, das jeden Freitag stattfindet. Seitdem machen zahllose Garstationen mit leckerem Meeresgetier und laermende Lifebands aus dem kleinen Ort ein Feuerwerk karibischer Lebensfreude. 

Guenter von Saint-George

Fotos: Guenter von Saint-George







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