Gehören Verspätungen bei Ryanair zum Geschäftsmodell?


12 Apr 2018 [21:52h]     Bookmark and Share


Gehören Verspätungen bei Ryanair zum Geschäftsmodell?

Foto: Carstino Delmonte



Die irische No-Frills-Airline Ryanair tacktet ihre Flüge zu eng. In Frankfurt kam es abends immer wieder zu verspätungen, die auch in das Nachtflugverbot hineinreichten. Nun will Hessens Verkehrsminister dagegen rechtlich vorgehen. Es drohen empfindliche Strafen.

Frankfurt –  Die zahlreichen Verspätungen von Ryanair am Frankfurter Flughafen sind ein fortlaufendes Ärgernis nicht nur für Kunden der Airline. Besonders die Flüge aus Barcelona und London-Stansted, die regelmäßig um 22.30 Uhr und 22.25 Uhr landen sollen, aber aufgrund der Verspätungen besonders häufig erst nach 23 Uhr, also in den Zeiten des Nachtflugverbots ankommen, sind dem VerkehrsministerTarek Al-Wazir (Grüne) zuviel. Er will nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten.
Das Ministerium teilte am Donnerstag mit, die Daten von besonders häufig verspäteten Verbindungen an das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt weitergeleitet zu haben. „Wir suchen jetzt die rechtliche Klärung: Sind Verbindungen, die so knapp geplant werden, dass schon kleinste Unregelmäßigkeiten zu Verspätungen am späten Abend führen, mit dem Planfeststellungsbeschluss vereinbar oder nicht?“, so Al-Wazir in einer Pressemeldung.

Alle Airlines haben sich laut Planfeststellungsbeschluss für den Frankfurter Flughafen für den Flugverkehr nach 23 Uhr an die erhebliche Beschränkungen zu halten. Bei Verspätungen dürfen Flüge maximal noch bis 23.59 Uhr landen. Regelmäßig darf das aber nicht geschehen.

Falls das Regierungspräsidium die knappe Flugplanung von Ryanair als Verstoß gegen das Nachtflugverbot einstuft könnte ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Airline eingeleitet werden, die mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro bestraft werden. Außerdem droht auch eine „Einziehung des Wertes der Taterträge“, so das Ministerium. Dabei handelt es sich um die Kosten, die bei einer Ausweichlandung an einem anderen Flughafen ohne Nachtflugbeschränkung entstanden wären. Hier drohen nochmals sechsstellige Summen auf den Billigheimer zuzukommen.

Ob die sehr spät geplanten Tagesrandflüge zu wichtigen Geschäftsmetropolen in Europa wie Barcelona und London besonders Geschäftsleute anzieht und diese Flüge daher auch profitabler für Ryanair sind so dass eine Strafe nicht wirklich ins Gewicht fällt, ist angesichts der Höhe der absehbaren Sanktionen kaum wahrscheinlich.

In Frankfurt Rhein-Main ist Ryanair bezogen auf den Sitzplatzanteil im Sommer bereits drittgrößte Airline. Rund 25 Prozent der planmäßigen Landungen sind nach 22 Uhr angesetzt. Bereits in der ersten Woche des Sommerflugplans gingen 63 Prozent aller Verspätungslandungen nach 23 Uhr auf das Konto der Iren.







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