Fünf Highlights im Norden des südamerikanischen Landes zeigen ein anderes Peru voller Natur- und Kulturschätze
Frankfurt / Lima – Machu Picchu, Lima oder der Titicacasee stehen auf dem Reiseplan fast aller Peru-Besucher. Mehr und mehr entwickelt sich nun auch der Norden des Landes zu einem bedeutenden Ziel für Touristen. Und das nicht ohne Grund: Die nördlichen Regionen des Landes halten zwischen Pazifikküste, Andenkordilleren und Amazonasregenwald so manche Überraschung bereit.
1. Kuélap, die Festung der Nebelkrieger
Wer Peru automatisch mit Machu Picchu gleichsetzt ist weit gefehlt. Im Herzen der Region Amazonas im nordperuanischen Nebelwald thront auf 3000 Meter Höhe die beeindruckende Festung Kuélap – eine archäologische Schatztruhe, die die Herzen von Entdeckern und Geschichtsliebhabern höher schlagen lässt. Die Bauherren von Kuélap gehörten dem präkolumbianischen Volk der Chachapoyas, zu deutsch Nebelkrieger, an, die hier zwischen 800 und 1470 vor Christus lebten. Ein Besuch in Kuélap gleicht einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit mitten hinein in die unberührte Natur und zu einer Kultur von der heute hierzulande viel zu wenig bekannt ist.
Die erhöhte Lage von Kuélap garantiert einen einwandfreien Rundumblick, deshalb gehen Archäologen davon aus, dass die Festung zur Verteidigung erbaut wurde. Dennoch wurde Kuélap einst schließlich von den Inka eingenommen. Rund um die Festung zieht sich eine gewaltige Mauer von knapp 20 Meter Höhe, der Eingang ist nur über drei sehr schmale Eingänge möglich. Im Inneren sind bis zu 420 runde Steinhäuser mit Zick-Zack-Verzierungen und Friesen sowie Grabstätten, Zeremonialstätten und Verteidigungsanlagen zu finden.
Noch ist die Anreise nach Kuélap Teil des Abenteuers: vom Dorf Tingo am Fuße der Anden aus geht es mit dem Jeep 1,5 Stunden immer am Tal entlang in zackigen Serpentinen den Berg hinauf. Mit der Eröffnung der Seilbahn im November 2016 wird sich das ändern und alle Besucher erreichen den Gipfel bequem in nur 20 Minuten.
2. Der Gocta-Wasserfall
Der Gocta-Wasserfall mit seinen beeindruckenden 771 Metern wurde 2002 vom deutschen Entwicklungshelfer Stefan Ziemendorff entdeckt. Der vierthöchste Wasserfall der Welt liegt im Bundesstaat Amazonas und ist durch seine Lage inmitten eines Nebelwaldtales am besten mit einer insgesamt zweistündigen Kombination aus Ritt und Wanderung vom Dorf Cocachimba aus zu erreichen, die an 22 weiteren, kleineren Wasserfällen vorbeiführt und so schon einen Vorgeschmack bietet. Die Wassermassen von Gocta donnern über zwei Stufen in die Tiefe und bilden am Boden ein natürliches Becken, das zum Schwimmen und Abkühlen einlädt. Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um den Wasserfall von Gocta. So heißt es, dass am Fuß des Wasserfalls eine schöne Sirene, die Mutter der Fische, lebt und einen beträchtlichen Goldschatz hütet. Ein Besuch könnte also noch lohnenswerter ausfallen als angenommen.
3. Cajamarca, die koloniale Perle
Cajamarca, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, besticht mit ihrem großzügigen Hauptplatz, der beeindruckenden Kathedrale und der allgegenwärtigen kolonialen Architektur. Wenn die Dämmerung über Cajamarca hereinbricht und die Lichter der zahlreichen Häuser, welche die umliegenden Berghänge emporklettern, zu funkeln beginnen erinnert die Stimmung fast ein wenig an Cusco im Süden des Landes. Und auch Cajamarca spielte eine wichtige Rolle im Inka-Imperium: Hier lebte einst der Inkaherrscher Atahualpa und hier wurde er 1532 vom spanischen Eroberer Francisco Pizarro gefangen genommen – ein Schritt hin zur spanischen Eroberung von Peru.
Und auch die Umgebung von Cajamarca kann sich sehen lassen: Das Naturreservat Cumbemayo lockt zum Wandern, Klettern oder Mountainbiken und die Thermalbäder Baños del Inca versprechen Entspannung am Ende eines ereignisreichen Tages.
4. Das archäologische Museum von Leymebamba
Das verschlafene Örtchen Leymebamba wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein Besuchermagnet. Doch die Umgebung hat es in sich: Leymebamba ist ein beliebter Ausgangspunkt zum Kondorsee, wo zahlreiche Mumien der Chachapoyas gefunden worden sind. Diese und andere Relikte der Nebelkriegerkultur sind heute im Museum von Leymebamba ausgestellt. Das im Jahr 2000 eröffnete Museum ist für die meisten Touristen der Hauptgrund für einen Besuch in Leymebamba. Die beeindruckende Ausstellung führt auf anschauliche Weise die Zivilisation der Chachapoyas vor Augen. Herzstück sind 200 zum Teil hervorragend erhaltene Mumien, die mit ihren Grabbeigaben ausgestellt sind. Es heißt dass sich Edward Munch für sein Werk “Der Schrei” von dieser Sammlung inspirieren ließ – und beim Anblick der toten Krieger hinter Fensterglas lässt sich das durchaus nachvollziehen.
5. Die Grabstätten von Revash
Ein weiterer lohnenswerter Ausflug von Leymebamba aus führt zu den Grabstätten von Revash. Die Revash-Kultur entwickelte sich parallel zur Chachapoyas-Zivilisation. Die typischen Grabkammern sind in die umliegenden Kalksteinklippen eingemauert, dicht an dicht reihen sie sich an der Felskante entlang. Charakteristisch sind die Giebeldächer, die einst zum Schutz vor Regen dienten, und die roten Piktogramme. Eine dreistündige Wanderung führt über teilweise steile Wege bis kurz unter die Felswand. Zur Mittagszeit ist das Licht besonders gut für Fotoaufnahmen.