Gläserner Kunde? Warum eine Hotelkette das Phänomen Freundschaft erforschen will. Accorhotels gibt Studie in Auftrag.
München – Zum Reisen gehört es, Menschen kennenzulernen – und bestenfalls neue Freundschaften zu schließen. Grund genug für die Mercure Hotels aus der Accor-Gruppe das Thema Freunde weltweit zu untersuchen? Mehr als einer ganz bestimmt. Hier aber zunächst was alle interessiert: Was bedeutet Freundschaft eigentlich in Zeiten, in denen viele auf sozialen Netzwerken Hunderte oder gar Tausende „Freunde“ haben? Wie hält man den Kontakt zu wahren Freunden? Und wer lernt neue Freunde am leichtesten kennen?
Eine weltweite Studie
Am kontaktfreudigsten sind die Brasilianer: 84 Prozent gaben an, auf Reisen schon einmal eine Freundschaft geschlossen zu haben. Gleiches gilt für 73 Prozent der Italiener und 71 Prozent der Chinesen. Schlusslicht sind die Japaner mit elf Prozent. Und die Deutschen? Liegen mit 54 Prozent gut im Mittelfeld.
Was sind ziemlich beste Freunde?
Erstellt wurde die global angelegte Studie vom französischen Meinungsforschungsinstitut TNS Sofres. Es fragte auch nach der Definition des besten Freundes. Da kommen für die Deutschen mehrere Faktoren zusammen: Für 89 Prozent ist es jemand, auf den man sich absolut verlassen kann. Dass dieselben Ansichten und Einstellungen wichtig sind, gaben 49 Prozent an. Für 41 Prozent ist es zudem eine Person, die Hobbys und Freizeitinteressen teilt. Und für 36 Prozent jemand, mit dem man ausgeht und Spaß hat. Der Kreis enger Freunde umfasst hierzulande im Schnitt 3,7 Personen. In Großbritannien sind es 3,1, in Australien vier.
Wie die Deutschen Kontakt halten
Kontakt zu Freunden hält die große Mehrheit der Deutschen gemäß der Studie auf ganz klassische Weise: 74 Prozent telefonieren, 61 Prozent gehen vorwiegend gemeinsam aus. Auf den nächsten Plätzen folgt die Kommunikation über Text und Posts: 41 Prozent schreiben Textnachrichten, 32 Prozent chatten, 28 Prozent mailen, 19 Prozent teilen Inhalte auf sozialen Netzwerken und 17 Prozent folgen ihren Freunden dort. Aber es ist nicht alles digital: 18 Prozent schreiben
ganz klassisch Briefe und Postkarten.
Auf Reisen ist das Internet das Mittel der Wahl, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. 44 Prozent nutzen dazu Online-Kanäle, 43 Prozent schreiben Mails. 28 Prozent teilen Fotos über die diversen sozialen Netzwerke. Ebenfalls 28 Prozent halten über Facebook Kontakt und 24 Prozent kommunizieren per Online-Chat.
Offline- und Online-Freunde
Apropos soziale Netzwerke: Aus Online-Freunden können durchaus echte werden. 44 Prozent der User weltweit gaben an, dass sie einen Kontakt aus dem World Wide Web auch schon einmal im echten Leben getroffen haben. China ist hier mit 72 Prozent führend, gefolgt von Brasilien mit 67 Prozent. In Deutschland sind es lediglich 34 Prozent – in den Nachbarländern Niederlande (28 Prozent) und Frankreich (26 Prozent) allerdings noch weniger.
Und wie funktioniert es andersherum, wenn aus realen Freunden auch Online-Follower werden? Auch hier liegen die sozialen Netzwerker in China mit 80 Prozent vorne. 77 Prozent der Brasilianer haben diese Erfahrung bereits gemacht und immerhin 54 Prozent der Deutschen. Es folgen Polen und Japaner mit jeweils 45 und Franzosen mit 43 Prozent.
Die von Mercure beauftragte Studie zeigt auf, wie facettenreich das Thema Freundschaft ist und wie viel Einfluss der kulturelle Hintergrund auf die Definition von Freundschaft und die Kommunikation zwischen Freunden hat – auch im Social Web.
Bei den veröffentlichten Ergebnissen dürfte es sich nur um einen Teil der tatsächlichen Ergebnisse handeln. Warum eine Hotelkette sich für die Tiefen der zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert liegt auf der Hand: Wer Menschen Produkte anbieten will, muss ihre Bedürfnisse kennen und wissen wie sie ticken.
An personalisierten Daten fehlt es den Hotels der Accorhotellerie sicher nicht. Mit dem kettenübergreifenden Kundenbindungs- und Punktesammelprogramm „Le Club“ geben Kunden ihre speziellen Wünsche oder gar Bewegungsprofile von sich aus preis. Grundsätzliches Wissen über Zwischenmenschliches und interkulturelle Eigenarten wie sie sich aus der Studie ergeben, können die Zukunft da nur bereichern.
Foto: Carstino Delmonte