Im Mittelpunkt des elsässischen Festivals „Stimmen und Romanische Straße“ stehen in diesem Jahr Geschichten von Frauen
„Frauengeschichten“ (Histoires de femmes) lautet das Motto des Festivals „Stimmen und Romanische Straße“ (Voix et Route Romane), das auch in diesem Jahr wieder im Elsass veranstaltet wird. Zuhörer, Musikliebhaber, Neugierige und Entdeckungshungrige sind eingeladen, bekannte Komponisten und ihre Musen, Dichterinnen und Musikerinnen zu treffen, die über beinahe ein Jahrtausend zum Entstehen des musikalischen Erbes beigetragen haben, das auch noch Jahrhunderte später in der Lage ist, zu bewegen und zu begeistern.
Im Mittelalter sind es lange Zeit vor allem Männer, die in Schriftstücken und in der Musikliteratur von den Frauen sprechen. Ihre Darstellungen entsprechen häufig mehr einem Ideal als der Realität. Die Kompositionen interessieren sich, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vorrangig, für die Lebensumstände von Nonnen und Damen. Erst in den letzten Jahrhunderten dieser fast ein Jahrtausend andauernden Epoche tauchen auch Dichterinnen und Musikerinnen aus einfacheren Verhältnissen auf. Der Wunsch des Festivals „Voix et Route Romane“ ist es, diese Entwicklung im Rahmen des diesjährigen Programms nachzuzeichnen. Nationale und internationale Künstler werden auch 2011 wieder von einigen der schönsten Orte der romanischen Straße im Elsass Besitz ergreifen. Das ist die Gelegenheit diese Kulturstätten, ihre Geschichte und Geheimnisse zu entdecken. Francois Geissler, Präsident des Programm-Komitees, wünscht sich, dass „diese Konzerte zwischen Poesie und Fantasie, Leidenschaft und Meditation, zwischen Geschichte, Traditionen und Moderne, alle dazu bewegen, sich dem Gesang der Steine zu öffnen“. Zwischen dem 3. und dem 24. September findet eine ganze Reihe von Konzerten statt, die mit Instrumental- und Vokalmusik die Geschichten von Frauen aus dem Mittelalter erzählen: Alla Francesca – „Non e tempo d’aspettare“ (in Rosheim), Lame Vocale – „Reise durch jüdische Melodien“ (in Haguenau), Azalais – „Frauengesänge“ (in Andlau), Les jardins de Courtoisie – „De toutes flours“ (in Ottmarsheim), Ligériana – „Die Legende der Dame von Fayel“ (in Molsheim), Trio Mediaeval – „Die Stimmen aus Oslo“ (in Guebwiller), Obsidienne – „Minnesängerinnen“ (in Straßburg).
Zum Auftakt des Festivals können am 9. Juli 2011 Besucher die Hohkönigsburg in Orschwiller auf außergewöhnliche Art und Weise entdecken. Mit Hereinbrechen der Nacht öffnen sich die Tore der Burg für einen einzigartigen und noch nie dagewesenen Abend, der Besucher den Charme und die Geheimnisse dieser kulturellen Hochburg, die seit mehr als 900 Jahren über der elsässischen Ebene thront, entdecken lässt. Entlang des Besichtigungsrundwegs, der zu diesem Anlass verändert wurde, vermischen sich Musik und zeitgenössische künstlerische Ausdrucksweisen. Die Bergfestung zeigt sich, wie man sie noch nie gesehen hat: Kunst, Erfindergeist und Kreativität stehen im Mittelpunkt der Besichtigung, bei der die Gäste abwechselnd Zuschauer und Akteure sind. Dies ist die Gelegenheit, einige Tanzschritte zum Klang der Schalmei, der Trompeten und Trommeln zu machen oder seine Geschicklichkeit im Spiel vor einer einmaligen Ton- und Lichtkulisse zu testen… Ein reiches und farbenfrohes Programm. Führungen ab 20:30 Uhr alle 20 Minuten.
Die romanische Straße führt von Feldbach im Sundgau bis nach Wissembourg im Nordelsass, mitten durch die elsässische Ebene und das Vogesengebirge. Mehr als 120 prestigeträchtige aber auch ganz versteckte Orte liegen entland dieser Strecke. 19 der Stätten, auf die an den Ortsschildern der jeweiligen Gemeinden hingewiesen wird, können besichtigt werden und geben wunderbaren Einblick in die romanische Architektur im Elsass. Wer der romanischen Straße folgt, kann die geographische und menschliche Vielfalt in der kleinsten Region Frankreichs entdecken.
Foto: ©Festival Voix et Route Romane