Forsa-Mobilitätsumfrage: In Großstädten liegen Bus und Bahn vorne


13 Okt 2014 [11:37h]     Bookmark and Share


Forsa-Mobilitätsumfrage: In Großstädten liegen Bus und Bahn vorne

Forsa-Mobilitätsumfrage: In Großstädten liegen Bus und Bahn vorne



Stadtstaaten sind Wachstumszentren beim Fahrrad

Berlin – In Deutschlands Großstädten sind in den vergangenen zwölf Monaten weniger Menschen ins Auto gestiegen als in Bus und Bahn: Laut einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa nutzten in Städten ab 100.000 Einwohnern 81 Prozent der Menschen den öffentlichen Verkehr, und 78 Prozent das eigene Auto. In Deutschland insgesamt rangiert das Auto allerdings weiterhin auf Platz eins der Nutzerskala: 83 Prozent der Bundesbürger haben in den letzten zwölf Monaten ein eigenes Auto genutzt, 70 Prozent fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln und 68 Prozent mit dem Fahrrad. Mit deutlichem Abstand folgten Taxi (42 Prozent), Motorrad (11 Prozent) und Carsharing (4 Prozent). Für die Mobilitäts-Befragung im Auftrag von Allianz pro Schiene, dem Fahrradclub ADFC, dem Bundesverband CarSharing (bcs) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) befragte Forsa zwischen Juni und August 2014 rund 4000 Bundesbürger zu ihrem Mobilitätsverhalten.

„Die Mobilität in Deutschland macht einen tiefgreifenden Wandel durch. Trendsetter sind hier die Großstädte, deren Bevölkerungsanteil in Zukunft noch weiter wachsen wird“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Dienstag in Berlin. „Dass Bewohner von Berlin und Hamburg inzwischen zu 90 Prozent den öffentlichen Verkehr nutzen und nur noch zu etwa 60 Prozent das eigene Auto, zeigt eine neue öffentliche Mobilitätskultur.“ Auch bei der Altersstruktur der Nutzer zeige sich dieser Wandel. „Laut Forsa ist der öffentliche Verkehr in Deutschland aufs Jahr gesehen jetzt schon die Nummer eins bei den unter 30-Jährigen“, sagte Flege. „Hier wächst eine neue Generation heran, die nicht mehr auf den Autobesitz fixiert ist.“ Flege betonte, dass die Befragten die Verkehrsmittel Bahn, CarSharing und Fahrrad nicht als Konkurrenzangebote aufgefasst hätten, sondern als Ergänzung. „Es ist bemerkenswert, dass bei den CarSharing-Nutzern die größte Überschneidung mit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel festzustellen ist.“

Auch Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbandes CarSharing, strich die sich wandelnde Mobilitätskultur in Deutschland heraus. „CarSharing nutzen bislang nur vier Prozent der Befragten über 18 Jahre, und der Schwerpunkt dieser Nutzung sind die Großstädte, in denen die CarSharing-Dichte besonders hoch ist. Das verspricht uns auch in Zukunft hohe Wachstumsraten.“ Laut Forsa gehört CarSharing zu den Verkehrsangeboten, bei denen sich die Nutzungshäufigkeit besonders gut entwickelt. „Rund ein Drittel der CarSharing-Nutzer gaben an, Car-Sharing häufiger als im Vorjahr genutzt zu haben“, sagte bcs-Chef Loose. „Viele Nutzer sind junge, gut vernetzte Großstädter, die auch Bahn und Bus gegenüber aufgeschlossen sind. Damit sind wir ein wichtiger Mosaikstein innerhalb der neuen Mobilitätstrends.“

Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), verwies auf die steile Karriere des Fahrrads bei den Nutzerzahlen. „Das Fahrrad hat sich hinter dem Auto und dem öffentlichen Verkehr als die dritte große Säule der Alltagsmobilität etabliert“, sagte Stork. Wachstumszentren der Fahrradmobilität seien laut Forsa die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, aber auch kleinere Städte mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern. Bei den Radfahrern weise die Nutzungshäufigkeit einen positiven Saldo auf. „Verkehrspolitisch interessant ist für uns, dass die Fahrradnutzer überdurchschnittlich häufig auch Bahn und Bus nutzen“, sagte Stork. Hier habe die Politik Nachholbedarf.

Marion Jungbluth, Verkehrsexpertin bei dem Verbraucherzentrale Bundesverband, stellte fest, dass gegenwärtig die Kosten für Mobilität für einen Großteil der Deutschen kein Thema zu sein scheint. „Nur fünf Prozent der Befragten haben aus Kostengründen auf Fahrten verzichtet“, sagte Jungbluth. Allerdings sei der Anteil der Menschen, die auf Mobilität verzichtet hätten bei der Gruppe mit einem geringeren Einkommen mit 13 Prozent deutlich höher. „Um Kostensteigerungen bei den Verbrauchern, die nicht nur für Kraftstoffe sondern auch für den öffentlichen Verkehr zu erwarten sind, abfedern zu können, bietet sich das Konzept der Nahmobilität an, das eine moderne am Menschen orientierte Siedlungsplanung vorsieht: Wenn alle wesentlichen Ziele im Alltag zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Verkehr erreichbar sind, ist das der beste Schutz vor steigenden Mobilitätskosten. Wir brauchen eine auch in Zukunft bezahlbare Mobilität, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und keine Gruppe der Gesellschaft ausschließt“, sagte Jungbluth.

Foto: Carstino Delmonte







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