Bahnkunden nominierten ihre Lieblings-Schaffner
Berlin – „Wie sympathisch sind die deutschen Bahnen?“, fragte die Allianz pro Schiene im Oktober 2010 und mehr als 100 Bahnkunden aus ganz Deutschland haben inzwischen eine Antwort gegeben. „Die Geschichten, die seit dem ersten Aufruf eingegangen sind, handeln allesamt von außergewöhnlichen Geschehnissen rund um eine Reise im Zug“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Donnerstag in Berlin.
„Besonders bemerkenswert fanden wir es in der Jury, dass viele Bahnkunden ihren Lieblings-Zugbegleiter bereits mit Namen kannten“, sagte Flege. „Bahnfahren ist offenbar eine sehr soziale und tief persönliche Angelegenheit.“ Die meisten der rund 50 namentlich genannten Zugbegleiter hätten inzwischen über die Deutsche Bahn oder ihre Wettbewerber Veolia und Keolis von ihrer Nominierung erfahren, so Flege.
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Vielfach beschäftigte die Fahrgäste das Winterchaos, das in vielen Zügen zum Jahreswechsel für Turbulenzen gesorgt hatte. „Die Einsendungen der Fahrgäste beweisen uns aber, dass viele Zugbegleiter gerade in diesen kritischen Tagen zu Höchstform aufgelaufen sind“, sagte Flege. Auch kritische Dauerbrenner wie der Fahrradtransport im Zug, Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden sind oder Hilfsbereitschaft bei Zugbindungen sorgten für zahlreiche Positiv-Einsendungen.
Sogar Journalisten griffen zur Feder: Die Geschichte über einen Triebfahrzeugführer, der auf der Odenwaldbahn inmitten eines Orkans alle Männer aus dem Zug zusammengerufen hatte, um entwurzelte Bäume vom Gleis zu räumen, sandte ein Redakteur des Hessischen Rundfunks an die Allianz pro Schiene. „Selbst Menschen, die die Bahn mit überaus kritischen Augen sehen, haben uns berichtet, dass die Mitarbeiter an der Basis oft einen sehr guten Dienst tun“, sagte Flege. „Und diese Eisenbahner mit Herz sind das eigentliche Gesicht der Bahnen.“
Ein großer Anteil der Geschichten dreht sich außerdem um das Thema Durchsagen. „Aus den Zuschriften können wir sehen, dass viele Menschen eine Abwechslung von den Standard-Ansagen sehr zu schätzen wissen“, sagte Flege. „ICE-Zugchefs aber auch Bahnhofsansager, die vom Immergleichen abweichen und ruhig auch mal einen ausgeprägten Dialekt sprechen können, kommen bei den Fahrgästen überraschend gut an.“ Sogar einen singenden Zugbegleiter hatten Bahnkunden nominiert.
Der „kultige Bahnhofssprecher“ von Mülheim, Gerd Wastrauk, dem das Portal „der Westen“ bereits einen kleinen Beitrag gewidmet hat, wurde sogar gleich von mehreren Fahrgästen als Kandidat für den Titel „Eisenbahner mit Herz“ vorgeschlagen. Die Jury des Wettbewerbs unter dem Vorsitz der Allianz pro Schiene hatte also die Qual der Wahl.
Foto: Carstino Delmonte