Eine Reise durch das jüdische Spanien


26 Mrz 2010 [12:43h]     Bookmark and Share




Lange Zeit, bis zum Jahr 1492, war die Iberische Halbinsel ein Schmelztiegel verschiedener Völker, Kulturen und Religionen.

Madrid – Jüdische Gemeinden erstreckten sich bis zu diesem Datum über die gesamte Halbinsel. Sie waren kulturell eigenständig, gingen ihren Bräuchen und ihrer Religion nach, standen aber gleichzeitig in engem Kontakt mit den benachbarten christlichen und arabischen Gemeinden. Die Sephardischen Juden, die bis zu ihrer Vertreibung 1492 und 1531 in Portugal und Spanien lebten und die sich nach ihrer Flucht zum größten Teil im Osmanischen Reich und in Nordwestafrika (Maghreb) ansiedelten, hinterließen ein kollektives Erbe, das sich in zahlreichen Dörfern Spaniens erhalten hat. Auf einer Fahrt entlang der Sepharad-Wege, die vom Europarat als Großer Kulturweg ausgezeichnet wurden, lässt sich die kulturelle und religiöse Hinterlassenschaft der Sepharden besonders gut erschließen.

Das Netz der Judenviertel Spaniens bietet dem Reisenden zahlreiche interessante Sehenswürdigkeiten und Informationen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die unten aufgeführten Städte:

Cáceres. Im alten Judenviertel, das die älteste Zone der Weltkulturerbestadt einnimmt, lebte eine beachtliche jüdische Ortsgemeinde, die neben der Stadtmauer zwischen der Kathedrale und verschiedenen Herrschaftshäusern angesiedelt war. Die Judería Vieja mit ihrem weiß gekalkten Häusergewirr ist von langen, steilen Wegen durchzogen, die von unzähligen kleinen, verborgenen Plätzen unterbrochen werden.

Córdoba. Das Geflecht der wunderschönen Straßen, die auffallend weißgetünchten Häuser und das bunte Gemisch der Kunstgewerbewerkstätten, die das Judenviertel ausmachen, beeindrucken den Besucher durch ihren andalusischen Charme. Die kleine Synagoge, die kühlen Innenhöfe, die Statue des jüdischen Universalgelehrten Maimónides oder das Calahorra-Tor hinterlassen unvergessliche Eindrücke.

Girona. Wie kaum eine andere Stadt hütet Girona ihr jüdisches Vermächtnis aus der Zeit, als sie mit dem Namen „Ciudad Madre de Israel“, Mutter Israels, geehrt wurde. Diese Ehrung geht auf den Einfluss des angesehen Kabbalisten Nahamànides beim Wiederaufbau von Jerusalem im 13. Jahrhundert zurück. Kleine Straßen, versteckte Plätze, enge steile Gassen mit unglaublichem Gefälle und gelegentlichen Überwölbungen, Gitter und Laternen lassen jenes sonderbare Ambiente entstehen, das das Judenviertel von Girona so einmalig macht. Die Calle de la Força, unumstrittener Mittelpunkt des jüdischen Girona, beherbergte auch die Schule der Kabbalisten. Heute befindet sich in den Hausnummern 8 und 10 das Zentrum „Bonastruc ça Porta“, das sich mit der Erforschung des Judentums in Spanien und der Welt beschäftigt.

Hervás (Prov. Cáceres). Unweit von der Ruta de la Plata entfernt lehnt das Judenviertel von Hervás bescheiden und urwüchsig über einem Felsen an den sanften Gewässern des Rio Ambroz. Die ungewöhnliche Judería zeichnet sich durch eine ländliche Note, eine Steinpflasterung aus dem nahen Flussmaterial und Fachwerkhäuser mit geometrischen Fassaden aus.

Oviedo. Die Hauptstadt des Fürstentums Asturien war während des Mittelalters eine bedeutende jüdische Enklave. Hier stand eine wichtige Synagoge inmitten des Altstadtkerns innerhalb der Stadtmauern, in dem sich die Juden frei bewegen konnten.

Ribadavia (Prov. Ourense). Dem Judenviertel von Ribadavia, das vom galicischen Kalkstein geprägt ist, wird beim „Fest der Geschichte“ an jedem letzten Augustsamstag im Jahr besondere Aufmerksamkeit zuteil. In einem mittelalterlichen Rahmen leben alte Bräuche und Traditionen der ehemaligen jüdischen Bevölkerung auf und werden mit nachempfundenen jüdischen Hochzeitsritualen, Tänzen und Theateraufführungen wieder lebendig.

Segovia. Die kastilische Weltkulturerbestadt weist ein wertvolles Judenviertel auf, dessen Besichtigung mit der alten Synagoge, der heutigen Corpus-Christi-Kirche begonnen und mit den Überresten des Judenfriedhofs abgeschlossen werden sollte.

Toledo. Die beiden geschichtsträchtigen Synagogen, El Tránsito und Santa María la Blanca, wie auch das gesamte Labyrinth des Judenviertels von Toledo bezeugen auch heute noch das Ansehen, das Toledo zu einem Zentrum des westlichen Judentums machte.

Tortosa (Prov. Tarragona). In dem katalanischen Judenviertel neben der Ebro-Mündung lebten angesehene Bankleute, Händler und Intellektuelle. Schon damals ein stark besuchter Ort, zieht Tortosa noch heute die Besucher durch seine bunten Fischerstraßen, Gassen und Plätzchen in seinen Bann.

Tudela (Navarra). Das Judenviertel von Tudela, in dem der bekannte Reisende Benjamín de Tudela geboren wurde, war das herausragende Zentrum Navarras im Mittelalter. Die unregelmäßige Anordnung wie auch die eindeutig hebräische Mischung enger Gassen, Laternen und urbanistischer Schätze sind noch heute zu erkennen.

Weitere Städte, die zum „Netz jüdischer Stätten in Spanien“ gehören, sind Monforte de Lemos, Estella, Calahorra, Besalú, Barcelona, Palma, Tarazona, León, Ávila und Jaén.








  • Palma.guide



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