Düsseldorf: Zeus, Venus und die Folgen


04 Okt 2008 [07:01h]     Bookmark and Share




Hetjens-Museum: Rezeption antiker Mythen in der Angewandten Kunst

Düsseldorf – Die Geschichten der antiken Götter fanden durch alle Zeiten hinweg Eingang in die Literatur und Kunst. Für die Keramikkunst waren sie eine unerschöpfliche Quelle an Vorlagen für Dekor und Form. Die neue Ausstellung des Düsseldorfer Hetjens-Museums „Zeus, Venus und die Folgen – Rezeption antiker Mythen in der Angewandten Kunst“ präsentiert an der Schulstraße 4 vom 2. Oktober bis 11. Januar drei bedeutende historische Phasen der Rezeption. Gezeigt werden antike griechische Vasen (6.-4. Jahrhundert v. Chr.), Fayencen der Renaissance (16. Jahrhundert) und Porzellan des 18. Jahrhunderts mit Abbildungen der antiken Sagen.

Der Mythos als Realität

In der Antike waren die Mythen allgegenwärtig. Sowohl in der Architektur, der Plastik, als auch in der Kleinkunst finden sich zahlreiche Darstellungen der Sagen der griechischen Götter. Eine Unterscheidung zwischen den großen Mythen und historischen Tatsachen wurde selbst nach dem Aufkommen der Geschichtsschreibung im 5. Jahrhundert v. Chr. nicht vorgenommen. Die Götter und Helden galten den Menschen als authentische Vorbilder und ihre Taten hatten einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis.

Bei der Vermittlung der alten Sagen, die im 8. Jahrhundert v. Chr. durch die epischen Dichter Homer und Hesiod tradiert wurden, spielte die Keramik eine wichtige Rolle. Vornehmlich zu einem Gebrauchszweck angefertigt, ging die Bedeutung der antiken Vasen mit mythologischen Darstellungen aber weit darüber hinaus. Als Bestandteil des Alltags und als Bildträger waren sie ein Medium der Überlieferung. Von den ausgewählten Mythen, die Eingang in die Vasenkunst fanden, erfreuten sich die zwölf Taten des Helden Herakles großer Beliebtheit in ganz Griechenland. Von zentraler Bedeutung waren jedoch die Mythen von Troja und den Irrfahrten des Odysseus, die Themen wie Krieg, Tod und Wiederkehr der Helden zeigten.

Die Wiederentdeckung der antike Mythen

Nachdem die antiken Götter und ihre Geschichten in der Spätantike und dem Mittelalter mehrfach einen Bedeutungswandel erfuhren und teilweise als heidnische Dämonen verurteilt wurden, erlebten sie in der Renaissance eine neue Rezeption im Sinne des Altertums. Die antiken Künste und Wissenschaften schienen schon im Mittelalter immer wieder aufzublühen: Die mythologischen Szenen von antiken Sarkophagen wurden von Handwerkern kopiert und in klerikalen Kreisen sammelte und kommentierte man die literarischen Werke. Die Endeckung neuer archäologischer Kunstwerke am Ende des 15. Jahrhunderts in Rom regte das Interesse der Künstler ebenso an: Statuen nach altem Vorbild wurden erstmals nicht mit zeitgenössischer Kleidung, sondern nackt dargestellt.

Besonderen Einfluss kam den Kompositionen Raffaels und seines Mitarbeiters Marc Antonio Raimondi zu, der getreue Kupferstiche nach dessen Werken anfertigte. In der Keramikkunst nutzten die Maler in Italien eben diese Szenen und die illustrierten Ausgaben von Ovids Metamorphosen (1. gedruckte Ausgabe in Venedig 1493/4) als Vorlagen für ihre Bemalung und übertrugen sie auf Majolikateller, die so genannten Istoriati-Teller. Von den etwa 100 von Ovid überlieferten Themen wurden besonders die Mythen von der Liebe eines Gottes zu einem Menschen geschätzt, wie es die Exponate beispielhaft belegen.

Die Mythen als Bildungsgut

Die Erforschung der Städte Herculaneum (ab 1738) und Pompeji (ab 1748) führte im 18. Jahrhundert wiederum zu einem regen Rezeptionsverhalten in der zeitgenössischen Kunst. Antike Gefäße aus Ausgrabungen gelangten durch einen blühenden Handel in die herrschaftlichen Sammlungen Europas. Auf der Suche nach Inspiration pilgerten Aristokraten und Künstler während ihrer „Grand Tour“ nach Rom, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Die Antike prägte im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert den Stil einer ganzen Epoche, des Klassizismus.

Den Grundstein für die Wissenschaft der Archäologie legte Johann Joachim Winckelmann durch die kunsthistorische Bearbeitung der antiken Kunstwerke, dessen aufwändig illustrierte Publikation Monumenti antichi inediti (1767) in der Ausstellung präsentiert wird. Ebenso leidenschaftliches Interesse, besonders auf dem Gebiet der griechischen Keramik, zeigte der Gesandte der britischen Krone in Neapel, Sir William Hamilton. Er trug die zur damaligen Zeit größte Sammlung griechischer Vasen zusammen. Die europäischen Porzellanmanufakturen zeigten sich im Umgang mit antiken Sujets unbefangen: Neben szenischen Darstellungen auf Porzellan lösten sie Figuren als eigenständige Kleinplastiken aus dem Bildkontext, wie den Raub der Proserpina, Jupiter oder Venus.







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