Filmmuseum und Institut für Medizingeschichte starten gemeinsame Filmreihe
Filmklassiker wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920) oder „Frankensteins Braut“ (1935) haben ihren Erfolg einem spektakulären Plot zu verdanken: dem medizinischen Menschenversuch. Dass elektrifizierte Körper und Hypnoseexperimente jedoch einen reellen wissenschaftshistorischen Hintergrund aufweisen, fand bislang wenig Beachtung, im Gegenteil: Film- und medientheoretische Abhandlungen konzentrierten sich vornehmlich auf die Darstellungsebene des Horrors und vernachlässigten die medizinhistorische Frage nach Versuchsanordnungen, die eben diesen Horror verwirklichten.
Mit der Veranstaltungsreihe „Entwickeln – Schneiden – Projizieren“ wollen das Filmmuseum Düsseldorf und das Institut für Geschichte der Medizin der Heinrich-Heine-Universität in den nächsten Wochen dieser Ausgangssituation Rechnung tragen. Betont werden Tätigkeiten, die Film und Forschung auf einer semantischen Ebene teilen: das Entwickeln von Negativen und Theorien, das (Zer-) Schneiden von Zelluloid und Menschen, das Projizieren von Bildern und Ideen. Die jeweiligen Vorführungen werden von Mitarbeitern des Filmmuseums und einer Vertreterin des DFG-Projekts „Der experimentalistische Mensch“ mit kurzen Vorträgen über die film- und medizinhistorische Bedeutung der Werke eingeleitet.
Den Anfang macht in der Black Box des Filmmuseums, Schulstraße 4, am Dienstag, 11. November, 19 Uhr, der Klassiker „Frankensteins Braut“ (USA 1935, s/w, Originalfassung, Regie: James Whale, mit Boris Karloff, Colin Clive, Valerie Hobson, Ernest Thesiger u.a.).
Schauspieler Boris Karloff schrieb als Frankensteins Monster Filmgeschichte. Die Fortsetzung von Universals erstem Frankenstein-Film ist eine poesievoll humorige Variante des klassischen Themas und gilt dank ihrer Darsteller, der Kameraarbeit, Ausstattung, Musik und Stimmung als ein Meisterstück des schwarzen Humors.
Aus medizinhistorischer Sicht persifliert „Frankensteins Braut“ die wissenschaftliche Methode der (Wieder)Belebung mit Elektrizität, die bereits 1819 vom Chemiker Andrew Ure in Glasgow praktiziert wurde. Die Aufsehen erregenden Experimente an dem Leichnam des hingerichteten Mörders Matthew Clydesdale, der aufgrund der elektrischen Stimulation tatsächlich zu atmen schien, ließen die Öffentlichkeit vermuten, dass Ure seine Versuchsanordnung dem gerade erschienenen Buch „Frankenstein“ von Mary Shelley entnommen habe.
Die weiteren Filmpräsentationen in dieser Reihe: „Das Testament des Dr. Cordelier“ (Dienstag, 25. November, 19 Uhr), „Der Verlorene“ (9. Dezember, 19 Uhr), „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (6. Januar, 20 Uhr)