Düsseldorf: Ungewöhnliche Fotosession mit Kay und Lore Lorentz


30 Sep 2009 [17:15h]     Bookmark and Share




Wer schmeißt denn da mit Lehm…? Theatermuseum erwarb Arbeit des „Düsseldorfer Designer-Fotografen“ Charles Wilp

Düsseldorf – Das Theatermuseum hat aus Familienbesitz einen großformatigen Abzug eines Fotoporträts von Kay und Lore Lorentz für seine Theatergalerie erworben. Im Auftrag des Zeit-Magazins hatte der „Düsseldorfer Designer-Fotograf“ Charles Wilp das Kabarettistenpaar 1977 porträtiert. Der Ankauf wurde durch Eigenmittel des Theatermuseums und durch die Unterstützung der Stadtsparkasse Düsseldorf und des Freundeskreises des Theatermuseums ermöglicht. Am Mittwoch (30. September) übergaben Ingrid Schmidt-Winkeler und Valérie Schmidt (Witwe und Tochter von Charles Wilp) das ungewöhnliche Lorentz-Porträt an Museumsdirektor Dr. Winrich Meiszies.

Hintergrund

Im März 1977 feierte das Düsseldorfer Kom(m)ödchen seinen 30. „Geburtstag“. Für das Zeit-Magazin beschrieb aus diesem Anlass Lore Lorentz die Anfänge und die Entwicklung dieser Düsseldorfer Institution in einem eigenen Beitrag. Mit dem Titelfoto für die Geschichte wurde Charles Wilp beauftragt. Wilp dachte sich für die Fotosession mit dem Kabarettduo etwas Besonderes aus: Er ließ eine Maske anfertigen, die Kay und Lore Lorentz auf Gesicht und Oberkörper gelegt wurde. Ihre Bestandteile: Kanada-Lehm aus der ölreichen Provinz Alberta, besonders bitumenhaltig, von dunkler Farbe und geschmeidiger Konsistenz.

Die Irritation beim Fototermin war groß. Aber Lore Lorentz gewann in Anlehnung an Claire Waldorfs Chanson „Wer schmeißt denn da mit Lehm?“ der Aktion einen besonderen Reiz ab: „Immerhin sind wir für wert befunden worden, mit Schlamm beschmissen zu werden.“

Vor den Toren der documenta 6 setzte Charles Wilp im Sommer 1977 die Fotoserie fort, die er „Hommage an Giacometti“ nannte und mit der er unter anderem documenta-Leiter Manfred Schneckenburger, die australische Kanalschwimmerin Linda McGill, die texanische „First Lady of Philantrophy“ Carolyn Farb, Ausstellungskurator Harald Szeemann, Heinrich Böll und Uschi Obermaier porträtierte. Die Anregung stammte möglicherweise vom „Aktionskünstler“ Harry Kramer, der auf der documenta 5 (1972), auf der Wilp mit einem eigenen Raum für seine Werbefotografie vertreten war, eine Porträtplastik von Wilp mittels eines Gipsabdrucks des ganzen Kopfes schuf.

Das Theatermuseum hat aus dem Besitz der Familie Wilp nun einen großformatigen Abzug dieser Fotografie auf Leinwand (Maß zirka 100 mal 100 Zentimeter) für seine Theatergalerie erworben. Neben dem doppelten Lokalbezug in Person der Porträtierten und des Porträtisten macht die ungewöhnliche Porträttechnik den Wert der Darstellung für das Theatermuseum aus. In der Galerie werden Kay und Lore Lorentz ab Oktober 2009 darüber hinaus durch Arbeiten von Anatol (Plastik), Winfried Lührs (Gemälde) und H.J. Witkowski (Fotografie) vertreten sein.

Vita Wilp

Charles Paul Wilp (* 15. September 1932 in Witten; † 2. Januar 2005 in Düsseldorf) war Werbefachmann, Künstler, Fotograf und Kurzfilmregisseur. Nach der Schulzeit in Witten und Vannes besuchte er die Académie de la Grande Chaumière in Paris. Daran schloss Wilp ein Studium der Fächer Synästhesie, Publizistik, Kunst und Wirkungspsychologie an der TH Aachen an, wurde schließlich Schüler des Fotografen Man Ray in New York.

Wilp, der nach eigener Einschätzung „seiner Zeit immer um 30 Jahre voraus“ war, fotografierte für Werbe-Kampagnen wie Puschkin („Wodka für harte Männer“, 1963), Stiebel Eltron, Pirelli und Volkswagen. Eine seiner bekanntesten Aktionen war die Afri-Cola-Kampagne, bei der das Gesamtkonzept inklusive Komposition, Text, Gestaltung, Fotografie, Film, TV- und Printkampagnen von ihm stammten und von seiner eigenen Agentur umgesetzt wurde.

Daneben beriet er auch Politiker wie etwa Willy Brandt in Imagefragen.

Anfang der 80er-Jahre wirkte Wilp zeitweilig als Professor für Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Design in Aachen. Ein Teil seiner Fotos befindet sich heute in in- und ausländischen Privatsammlungen und im Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin.







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