Düsseldorf: Richard-Bampi-Preis 2010: Biskuitporzellan in der Schneekugel


09 Mai 2010 [08:56h]     Bookmark and Share




Förderpreis für junge Keramiker wird erstmals in Düsseldorf verliehen/Ausstellung im Hetjens-Museum

Düsseldorf – Der Bampi-Preis, der auf das Vermächtnis des Keramikers Richard Bampi (1896-1965) zurückgeht, wird in diesem Jahr erstmals in Düsseldorf verliehen. Mit dem Preis werden künstlerisch begabte junge Keramiker gefördert. Eine Ausstellung im Hetjens-Museum, Schulstraße 4, begleitet den Künstlerwettbewerb.

Veranstalterin des Wettbewerbs ist die Gesellschaft der Keramikfreunde e.V. mit Sitz in Deggendorf/Bayern. Sie verleiht den renommierten Förderpreis nun zum 13. Mal und wählte sich diesmal das Hetjens-Museum als Kooperationspartner für die Realisierung des Wettbewerbs und die anschließende Ausstellung.

Eine fünfköpfige Jury, die mit drei Museumsvertretern und zwei  Künstlern kompetent besetzt war, vergab drei Preise in Höhe von insgesamt 15.000 Euro. Die Arbeiten der Preisträger und 13 weiterer Wettbewerbsteilnehmer werden in der Ausstellung präsentiert.

Große Einigkeit herrschte bei der Jury im Hinblick auf die Hauptpreisträgerin: Marianne Eggimann reichte figürliche Kleinplastiken aus Biskuitporzellan ein, die durch ihre Skurrilität fesseln. So trägt der auf einem Sessel in einer Schneekugel sitzende alte Mann einen merkwürdig grellvioletten Auswuchs unter dem Kinn, und auf dem Kopf einer hübschen Frau irritieren kleine Hörner. Man wird nicht müde, über Hinter- und Abgründe der Arbeiten von Marianne Eggimann zu grübeln.

Susanne Petzold (2. Preis) reizt die Möglichkeiten der sehr dünn ausformbaren Porzellanmasse weidlich aus. Die fragilen kleinteiligen Arbeiten zeugen von einer ausgesprochenen Fabulierlust beim Umgang mit dem keramischen Material. Es entstanden ganze Landschaften. Der letzte Winter mit seinen Schneemassen inspirierte die Künstlerin zu ihrer Arbeit „Packeis“. Und tatsächlich meint man aufgetürmte und zusammengeschobene Schneeberge zu sehen.

Die Arbeiten von Nicole Thoss (3. Preis) sind schlichte Kästen. Zwei Werke sind „Wendekiste“ benannt. Dabei ist „Wende“ durchaus in seiner Mehrdeutigkeit zu verstehen – als Verweis auf ein Objekt zum Wenden und zugleich eine Anspielung auf die Wende. Als Bildvorlagen nutzt die Künstlerin eigene Fotos, die sie – ergänzt mit Motiven aus Zeitschriften – zu neuen Sujets kombiniert. Zu den Bildmotiven treten auch eingeritzte Worte und lassen an Gefängniswände denken.

Insgesamt fällt auf, dass das klassische Gefäß eine untergeordnete Rolle spielt. Die ausgewählten Beiträge überzeugten durch einen experimentellen Ansatz, zum Beispiel die filigran durchbrochenen Objekte von Silke Decker, die Gefäße aus Porzellan und Kunststoff der Schmuckkünstlerin Tamara Grüner oder die aus verschlungenen Porzellanröhren gebildeten „Teapots“ von Maria Volokhova.

Das Gros der Bewerber reichte zum diesjährigen Richard-Bampi-Preis freiplastische Arbeiten und Installationen ein, die häufig einem konzeptionellen Ansatz folgen. Drei dieser Beiträge kommen von der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel, bei denen auch verschiedene nichtkeramische Materialien kombiniert und Fundstücke einbezogen wurden (Madeleine-Christin Leroy, Birgit Saupe, Jeongmeen Lee).

Anna Holzhauer aus Kassel bevorzugt abstrakte Formen und eine für Keramik ungewohnte Lackoberfläche. Symbolträchtig zeigen sich der Wandaltar und  das Schalenduo „Heimat auf dem Teller“ von Bettina Graber-Reckziegel. Und es gibt auch den großen „Wurf“: Der in Köln arbeitende Jan Oliver Glismann lässt aus luftiger Höhe Tonklumpen fallen, deren endgültige Gestalt nicht genau vorhersehbar ist. Besonders facettenreich erweisen sich die von Jong Hyun Park aus Stuttgart eingelieferten Arbeiten. Seine Installation mit abgegossenen Katzenschädeln mutiert zur ästhetischen Ornamentfläche.

Als Fazit des Wettbewerbs bleibt festzuhalten, dass das Schaffen der jungen keramischen Szene hoffnungsvoll stimmt. Ein Großteil der Exponate entstand an den Hochschulen und Akademien, die sehr gute Bedingungen für ein freies Arbeiten und Experimentieren bieten. Dr. Sally Schöne, Mitjurorin und Direktorin des Hetjens-Museums: „Es ist zu wünschen, dass es den Absolventen gelingt, Fuß zu fassen und ihnen trotz eines harten Kunstmarktgeschäftes die Möglichkeit bleibt, ihren Inspirationen zu folgen.“

Die Ausstellung im Hetjens-Museum/Deutsches Keramikmuseum, Schulstraße 4, läuft vom 9. Mai bis 1. August. Die Vernissage mit Preisverleihung findet am Vorabend ebenfalls im Hetjens-Museum statt.







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