Düsseldorf: Kämpferin für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung


19 Feb 2009 [18:40h]     Bookmark and Share




Zum 15. Todestag von Lore Lorentz, der wohl größten deutschen Kabarettistin der Nachkriegszeit / Theatermuseum erschließt ihren Nachlass

Sie war die wohl größte Kabarettistin der Nachkriegszeit und eine unermüdliche Kämpferin für Gerechtigkeit, Pazifismus und Gleichberechtigung: Lore Lorentz. Mit ihrem Mann Kay Lorentz gründete sie das Düsseldorfer Kom(m)ödchen und machte es zum Inbegriff des deutschen Kabaretts. Am 22. Februar 2009 jährt sich zum 15. Mal ihr Todestag.

Am 12. September 1920 als Lore Schirmer im heutigen Tschechien geboren, begegnete sie in einem Hörsaal der Berliner Universität dem Studenten Kay Lorentz, der ihr Lebens- und Weggefährte werden sollte; die Hochzeit fand 1944 statt. Von der Überzeugung geleitet, dass ein Neubeginn nur in Auseinandersetzung mit der Vergangenheit möglich ist, experimentierten beide im Hinterzimmer einer Düsseldorfer Kneipe erstmals mit dem für sie völlig neuen Medium des Kabaretts. Das Programm wurde ein Erfolg und Lore Lorentz zur bejubelten Diseuse. Bald darauf gründeten sie gemeinsam 1947 in der Düsseldorfer Hunsrückenstraße das erste deutsche Nachkriegskabarett. Das Kom(m)ödchen leiteten sie gemeinsam 46 Jahre lang und machten es zu einer der renommiertesten Kleinkunstbühnen Deutschlands.

Mit ihrer ausdrucksstarken Persönlichkeit ließ Lore Lorentz die Medien bald aufmerksam werden. Hörfunk und später das junge Fernsehen übertrugen bereits Ende der 40er-Jahre die ersten Kom(m)ödchen-Programme. Das 7. Programm „Nicht Treffendes bitte streichen“ brachte Lore Lorentz im Mai 1949 sogar auf das Titelbild des Spiegels. Von nun an war sie das Gesicht des Kom(m)ödchens und stand bundesweit im Rampenlicht des öffentlichen Interesses. Lore Lorentz war der kritische Geist der Nachkriegszeit. Sie stand für politisches Bewusstsein, soziale Gerechtigkeit, Pazifismus und Gleichberechtigung ein. Mit gleicher Vehemenz kämpfte sie gegen das Wiedererstarken rechter Kräfte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, gegen Militarismus und bürgerliche Doppelmoral.

Ihre politische und offensichtlich emanzipierte Lebenshaltung machten das Publikum der 50er-Jahre nicht nur neugierig auf ihre Überzeugungen, sondern auch auf deren Umsetzung in ihrem Privatleben. Ihre regelmäßigen Rundfunkgespräche mit Werner Höfer zum Thema „Frauen fragen – Männersorgen“ begeisterten über Jahre hinweg die Zuhörer. Gleichzeitig rissen die Berichte über Lore Lorentz und ihre drei „K´s“ –Kinder – vier an der Zahl, Küche, Kom(m)ödchen – in den bunten Gazetten nicht ab. Als Prominente wurde Lore Lorentz Teil der Düsseldorfer Society, deren Neigung zur Schickeria sie auf der Bühne stets mit einem Augenzwinkern zu kommentieren wusste. Aber ihr Auftreten in der Presse zeigte auch: Nicht nur Düsseldorf liebt Lore Lorentz, auch sie liebte ihre Wahlheimat Düsseldorf.

Das Leben von Lore Lorentz zu beleuchten, ist derzeit ein Projekt des Düsseldorfer Theatermuseums. 2005 wurde das Produktionsarchiv des Kom(m)ödchens an das Museum übergeben. Seit August des vergangenen Jahres wird es von den Theaterwissenschaftlerinnen Sabine Herder und Erika Wickel systematisch und inhaltlich erschlossen. Im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Forschungsprojektes der Fritz Thyssen Stiftung soll das Lebenswerk von Kay und Lore Lorentz gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Neben dem Archiv des Theatermuseums ist das seit 1993 von Kay Lorentz jun. geführte Kom(m)ödchen die beste Adresse, um in Lore Lorentz’ Lebenswerk einzutauchen. Denn wie in der Einladung zur Premiere des ersten Programms von 1947 geschrieben, hält das Kom(m)ödchen dem Zuschauer noch immer das „Zerr-Spiegelein vor sein wohlgefälliges Antlitz“.







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