Eine Ausstellung aus Anlass des 70. Geburtstags des Künstlers Günter Walbeck im Theatermuseum
Düsseldorf – Aus Anlass seines 70. Geburtstages zeigt das Düsseldorfer Theatermuseum, Jägerhofstraße 1, vom 14. Februar bis 5. April einen Überblick über das komplexe und zeichnerisch aufregende Lebenswerk des Düsseldorfer Bühnenbildners und Autors Günter Walbeck. „Der Gesamteindruck ist vielfach bizarr, grotesk, verstörend – eine Ausstellung, die starke Gefühle hervorruft“, beschreibt Michael Matzigkeit, stellvertretender Leiter des Theatermuseums, die Ausstellung. Aus Anlass des „Jahres der Graphik“ wird Günter Walbeck am Mittwoch, 18. Februar, 19 Uhr, persönlich durch seine Ausstellung führen und aus seinem Arbeitsleben erzählen (Eintritt: drei Euro). Außerdem gibt es an den Sonntagen, 15. Februar, 15. März und 5. April, jeweils um 15:30 Uhr eine Führung durch die Ausstellung (vier Euro, inklusive Museumseintritt).
Am liebsten wäre er gleich Schriftsteller geworden, gibt Günter Walbeck unmissverständlich zu verstehen, fragt man ihn nach dem Berufswunsch seiner Jugendzeit. Tatsächlich hat er viele Zeugnisse dieser frühen Suche aufbewahrt. Gemeinsam mit dem späteren Schriftsteller Peter Schneider, einem Schulkameraden in Freiburg im Breisgau, entwickelt er Bildgeschichten, Comics, deren Themen Einblick in die romantisierte Gefühls- und Lebenswelt einer Generation vor dem Computerzeitalter gibt. Die Geschichten spielen im „Wilden Westen“ oder sind durch Sir Walter Scotts Ritterepos „Ivanhoe“ inspiriert. Bereits hier zeigt sich eine Doppelbegabung aus überbordendem Text und gestalterischem Vermögen, die Walbecks weiteres Leben nachhaltig beeinflussen wird.
Noch im musisch geprägten Elternhaus – die Eltern erhielten nach der Flucht aus dem brennenden Dresden ein Engagement im Opernchor des Freiburger Stadttheaters – wurden die Weichen zu einer soliden gymnasialen Bildung gelegt, in der auch die intensive Beschäftigung des Jungen mit der Druckgraphik Albrecht Dürers nichts Ungewöhnliches ist. Stundenlang betrachtet er Reproduktionen mit einer Lupe und schult Auge und Hand an diesen künstlerischen Standards.
Es ist der Naivität im Umgang mit akademischen Anforderungen geschuldet, dass eine direkte Aufnahme an der Stuttgarter Kunstakademie scheitert. An einer freien Kunstschule in Stuttgart wird Günter Walbeck in Schrift und Aktzeichnen für die Zulassung vorbereitet; parallel laufen Bühnenbildpraktika in Stuttgart und Freiburg. Als Günter Walbeck 1960 in die noch junge Bühnenbildklasse des Exilheimkehrer Professor Teo Otto an der Düsseldorfer Kunstakademie kommt, hat er bereits einen eigenen Stil, der die romantische Welt seiner Jugend auf einer technisch ausgereifteren, höheren Ebene widerspiegelt. Teo Otto zeigt sich von der künstlerischen Qualität dieser Arbeiten beeindruckt. Sein eigener Stil, der sich den jeweils neuen Herausforderungen der Realisation eines Werkes auf der Bühne anzupassen weiß, bewahrt ihn davor, zum schlichten „Jünger seines Meisters“ zu werden. Dennoch ist er während seiner Bühnenassistenz am Schauspielhaus Zürich professionell genug, im Notfall auch Ottos „duftigen Stil“ zu kopieren, um die misstrauischen Auftraggeber vor Ort während dessen Abwesenheit zu beschwichtigen und eine mögliche Krise zu vermeiden.
Viel lernt er von Erwin W. Zimmer, Ottos erstem Assistenten an der Düsseldorfer Kunstakademie, der die Klasse während der aushäusigen Verpflichtungen des Vielbeschäftigten – Teo Otto hinterließ ein kaum fassbares Lebenswerk von 800 Ausstattungen – intensiv betreut. Als Walbeck 1964 die Akademie verlässt, zählt er – auch im Nachhinein – zu den bedeutenden Schülern der Klasse. Dass Walbeck noch während dieser Zeit auch den modernen Medien offen gegenübersteht, zeigen seine Tusch- und Federzeichnungen zu Grimms Märchen, die durch eine bewegliche Kamera für das damals übliche Schwarz-Weiß-Fernsehen animiert wurden. Für die völlig unzeitgemäßen gegenständlichen Sujets wählt er die Technik der Federzeichnung, die er mit einem getuschten Tachismus verknüpft.
Nach der Akademiezeit arbeitet Walbeck an zahlreichen Bühnen des In- und Auslandes, so in Zürich, Wien, Kassel, Berlin, Hamburg, München, Mannheim, Düsseldorf und Essen. Regiegrößen der 60er- und 70er-Jahre – unter anderem Bernhard Wicki, Leopold Lindtberg, Douglas Sirk, August Everding, Fritz Kortner, Karl-Heinz Stroux oder John Dew – sind seine Partner.
Bei den Kostümentwürfen, die als Fertigungsvorlage für die Schneiderei dienen sollen, begnügt sich Walbeck nie mit dem Notwendigen. Häufig sind die dargestellten Charaktere – wie bei Comics – mit Sprechblasen versehen, stehen im unmittelbaren Dialog miteinander. Durch die Dramatisierung der Figurinen werden die Verhältnisse auf theatergemäße Art „zum Tanzen“ gebracht.