Düsseldorf: Als Literatur zum Kampforgan wurde


22 Nov 2008 [09:01h]     Bookmark and Share




Ausstellung im Heine-Institut über die „Rheinische Literatur in Vormärz und Revolution 1840-1850“

Düsseldorf – Kaum eine Zeit der deutschen Literaturgeschichte ist so spannend wie das Jahrzehnt vor der 1848er-Märzrevolution. Nie zuvor, und wohl auch nicht danach, haben Autorinnen und Autoren so sehr an sozialen und politischen Auseinandersetzungen Teil genommen. Literatur wurde zum politischen Kampforgan. Nicht mehr das ästhetische Moment herrschte vor, sondern die Tendenz. Das Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12-14, widmet dieser bewegten Zeit nun seine neue Sonderausstellung: „‚Kein schöner Ding ist auf der Welt/Als seine Feinde zu beißen…‘ – Rheinische Literatur in Vormärz und Revolution 1840-1850“ (23. November bis 1. Februar 2009).

Als Medium dienten der Literatur neue propagandistische Verbreitungsformen: Flugblätter, Lieder, ausgesprochen scharfe und geistreiche Karikaturen, aber auch das gerade im Entstehen begriffene Feuilleton (seit 1837 in den „Kölnischen Zeitung“). Die Autoren des so genannten „Jungen Deutschland“ – unter anderem Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube – entwickelten eine leserfreundliche und dennoch politisch-pointierte Literatur- und Zeitungssprache, die sich mit der strengen Zensur der preußischen Obrigkeit anlegte.

Das Rheinland war ein Zentrum der politisch-literarischen und publizistischen Auseinandersetzungen, im Feuilleton der liberalen und frühsozialistischen Zeitungen versammelten sich die profiliertesten Literaten jener Tage. In der „Rheinischen Zeitung“ veröffentlichten unter der Redaktion des jungen Karl Marx Autoren und Lyriker wie Georg Herwegh, Robert Eduard Prutz, Franz Dingelstedt, Hoffmann von Fallersleben (Verfasser des „Deutschlandliedes“) und Müller von Königswinter. Auch das Feuilleton der „Kölnischen Zeitung“ zeigte unter Hermann Püttmann ein fortschrittliches Gesicht – mit Beiträgen von Ernst Dronke, Ferdinand Freiligrath und Georg Weerth.

Den Höhepunkt der literarisch-politischen Bewegung stellte die „Neue Rheinische Zeitung“ (Köln) unter der Chefredaktion von Karl Marx (1848/49) dar. Zur Redaktion gehörten unter anderem Friedrich Engels, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Ernst Dronke. Ebenfalls im Jahr 1848 gab Mathilde Franziska Anneke mit der „Frauen-Zeitung“ die erste feministisch orientierte Zeitung Deutschlands heraus, wenn auch nur für kurze Zeit.

Die Ausstellung präsentiert historische und biographische Materialien, die größtenteils aus dem Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut und dem Historischen Archiv der Stadt Köln stammen, vermehrt um Exponate aus der Lippischen Landesbibliothek Detmold, dem Engelshaus Wuppertal und dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Durch Originalhandschriften, Faksimilés und Bildmaterialien werden die Aktivitäten der fortschrittlichen Presse und ihrer Autoren dokumentiert – das gesamte literarisch-politische Feld im Rheinland der 1840er-Jahre soll anschaulich werden.

Die Ausstellung wird von einem Vortragsprogramm begleitet; zur Finissage findet eine literarische Revue mit Texten von Georg Weerth statt. Während der Laufzeit gibt es darüber hinaus kommentierte Führungen und Projektarbeiten mit Schulen. Außerdem sind ein Katalog, ein Hörbuch und eine Anthologie erschienen. Die Ausstellung wurde gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland.







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