Stadtgarten, Bahndschungel und Friedhofspark
Berlin – Berlin wächst: Wo früher Güterwagen verschoben wurden, Achterbahnen für Stimmung sorgten oder Flugzeuge starteten, stehen heute Birkenwäldchen, breiten sich Rasenmeere aus, wird Kohlrabi geerntet. Willkommen in den neuen urbanen Dschungeln Berlins. Wer hier unterwegs ist, vergisst schnell, dass er sich in einer Metropole befindet, die pro Jahr Millionen Besucher aus aller Welt zu Gast hat. Die Stadt wird jedes Frühjahr um ein paar grüne Ecken reicher.
Gärtnern und Genießen: Die Prinzessinnengärten
Wer die Prinzessinnengärten besucht, fühlt sich schnell in eine andere Welt versetzt. Während draußen der großstädtische Alltag vorbeirauscht, herrscht in den Gärten entspannte Atmosphäre: An den Tomatenpflanzen hängen die ersten grünen Früchte, in roten Kunststoffkisten breitet der Rhabarber seine Blätter aus. Seit Sommer 2009 wird am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg gesät, gepflegt und geerntet. Wo 60 Jahre lang eine Brachfläche war, werden heute Kräuter und Gemüse angebaut. Die Besonderheit des Stadtgartens: Er ist mobil, denn gepflanzt wird in Kisten, Kästen und Säcken. Ein gemütliches Gartencafé lädt dazu ein, länger in der Stadtoase zu verweilen und die Produkte des Gartens zu probieren.
Vom Rangierbahnhof zum Großstadt-Dschungel: Das Schöneberger Südgelände
Zwischen den Gräsern sind Weichen zu erkennen. Schienen führen ins Nirgendwo. Hinter ein paar großen Birken leuchtet eine schwarz-rote Dampflokomotive. Was früher der Rangierbahnhof in Tempelhof war, ist inzwischen zu einer urwaldähnlichen Parklandschaft geworden. Das Erbe aus der Zeit der Dampflokomotiven ist noch deutlich erkennbar, auch die ehemalige Lok-Halle hat die Zeiten überstanden. Ab dem 15. Juni 2012 wird das Schöneberger Südgelände von der Shakespeare Company Berlin in Szene gesetzt und in eine Theaterbühne verwandelt. Auf dem Spielplan stehen „Der Sturm“, „Romeo und Julia“ sowie „Der Widerspenstigen Zähmung“.
Sommertheater im Spreepark
Der Spreepark ist eine lebende Legende: Vor 20 Jahren vergnügten sich hier Millionen Menschen. Jetzt ist der Park in Treptow eine stille Wunderwelt mit grüner Dschungel-Patina: Verlassen liegt das Western Dorf, umgestürzte Dinofiguren säumen die Wege, im Teich unter dem rostigen Riesenrad quaken die Frösche. Doch nun wird der vergessene Park Stück für Stück wiederbelebt. Seit vergangenem Jahr wird im Parkcafé „Mythos“ an Wochenenden und Feiertagen Kaffee und Kuchen serviert. An diesen Tagen fährt auch die Parkbahn durch das grüne Dickicht, durch verlassene Tunnel und vorbei an den Ruinen des Spreeparks. Neu in diesem Jahr: Sommertheater mit dem passenden Titel „Spuk unterm Riesenrad“.
Hängematten zwischen Grabsteinen
Der jüngste Neuzugang in der Berliner Parklandschaft ist der „Leise-Park“ an der Heinrich-Roller-Straße in Prenzlauer Berg. Früher war hier ein verwilderter Friedhof. Das sieht man immer noch. Es gibt dort Hängematten, Hochstände, Podeste und Spielgeräte inmitten von Grabsteinen und Steinplatten. Ein Rundweg mit Bänken zieht sich über das Gelände, es gibt Liegewiesen, Picknickplätze und viele alte Bäume. Den Namen „Leise-Park“ haben sich übrigens die Anwohner für die neue Anlage ausgedacht.
Parkführungen durch die Tempelhofer Freiheit
Der Park rund um den ehemaligen Flughafen Tempelhof ist ein beliebtes Ausflugsziel für Radler, Skater, Kite-Surfer und Grillfreunde. Auch für Geschichtsinteressierte ist der Park ein Erlebnis. Eine Parkführung bietet interessante Einblicke: von der nationalsozialistischen Vergangenheit, als hier das erste Konzentrationslager Berlins errichtet wurde, über die Zeiten der Luftbrücke 1948/49, als die „Rosinenbomber“ hier landeten bis zum Jahr 2017, wenn hier die Internationale Gartenausstellung stattfinden wird. Informationen über den Naturschutz und die Bewirtschaftung ergänzen die Führungen.
Foto: Carstino Delmonte