Ob Ferien auf dem Bauernhof in den Alpen oder mehrwöchiger Trip nach Südostasien – im Reisen sind wir Deutschen nach wie vor Weltmeister – verändert hat sich dabei nur, wie lange und auf welche Art wir reisen, sagt die Chefredakteurin des Polyglott-Verlags Barbara Lennartz.
München – Übrigens, Polyglott hat seine on tour Reihe deshalb sowohl inhaltlich als auch äußerlich komplett neu aufgelegt. Barbara Lennartz ist jetzt bei mir (Katrin Müller) im Interview und da stellt sich mir eigentlich gleich die Frage:
1. Wenn ein Reiseführer einmal geschrieben ist, was macht es nötig ihn nach 7 Jahren komplett auseinander zu nehmen und einen neuen Reiseführer zu machen? Denn die Sehenswürdigkeiten dürften sich in sieben Jahren doch wohl kaum verändert haben, oder?
„Es gibt schon Orte, da passiert deutlich weniger, aber wenn Sie zum Beispiel ein Land wie Thailand nehmen, dann kann es sein, dass ganz neue Inseln entdeckt werden, dass es mit einem Mal Charterflüge in eine Ecke gibt, in der es vorher nur Zugang per Bus gab. Sieben Jahre ist für manche Destinationen vielleicht ein bisschen zu lang, für andere ist es eher kurz, aber als Schnitt würde ich das für einen ganz guten Wert halten.“
2. Angesichts der Finanzkrise – hat sich da eigentlich etwas im Reiseverhalten der Deutschen verändert?
„Also Deutsche sind ja Weltmeister im Reisen, und ich glaube, dass auch die Finanzmarktkrise auch etwas daran ändern wird, wie viel Geld man für die Reise ausgibt oder wie weit man verreist, aber ich glaube, das Reisen selbst, das Aussteigen aus dem Alltag ist so wichtig, dass es einen Stellenwert behalten wird. Es gibt allerdings Veränderungen, zum Beispiel innerhalb der letzten sechs bis sieben Jahre: Billigflieger. Auf einmal fährt man übers Wochenende in eine Stadt, an die man vorher gar nicht gedacht hat – Budapest ist so ein Fall. So etwas hängt davon ab, ob es auf einmal von einem großen, zentralen Flughafen einen günstigen Flug in eine solche Ecke gibt.“
3. Und wie sieht es denn bei Familien aus – führen da Ostsee, Nordsee und die Alpen im Sommerurlaub noch die Hitlisten an oder nehmen inzwischen immer mehr Eltern ihre Kinder auch auf weite Reisen mit – gibt es da mittlerweile andere Trends?
„Ja, die gibt es. Vor 20 Jahren war es fast generell noch so, dass Leute, die kleine Kinder hatten, sagten, da fahren wir auf eine dänische Insel und mieten ein Haus oder wir gehen hier auf den Bauernhof. Mittlerweile gibt es eine Generation, die selbst als Kinder oder Jugendliche und junge Erwachsene sehr viel gereist ist, sehr weit gereist ist, und die haben gar keine Angst mehr, ihre Kinder auch nach Mauritius oder nach Südostasien mitzunehmen. Deshalb gibt es in jedem Polyglott jetzt auch ein Kapitel für Kinder.“
4. Wie haben Sie diese Veränderungen im Reiseverhalten in den neuen Reiseführern umgesetzt?
„Polyglott war komplett nach Touren aufgebaut, das heißt, sämtliche Sehenswürdigkeiten wurden immer im Rahmen einer Tour aufgesucht. Wir haben nun einen eigenen Reiseplanungsteil, der Individualreisenden sehr gut hilft, überhaupt eine Route festzulegen und da werden verschiedene Dinge angeboten. Polyglott ist jetzt vielmehr nach einem Baukastensystem aufgebaut, das es besser erlaubt, sich auf die Interessen des individuellen Reisenden zu konzentrieren.“
5. Informationen aus den Polyglott-Reiseführern finden sich ja jetzt auch im Internet auf Google-Earth wieder – was genau hat es damit auf sich?
„Die wichtigsten unserer Touren werden auf Google-Earth abgebildet. Das heißt, Sie können diese Tour auf Google-Earth direkt abfliegen, wie sie im Polyglott-Reiseführer ist. Das ist total spannend und völlig begeisternd. Es gibt noch eine weiter Geschichte: Die Polyglott Top 12. Das sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wenn Sie also in ein Land fahren und nur ganz wenig Zeit haben, dann gibt Ihnen diese Rubrik quasi die Informationen, was die „Must Haves“ sind, und die sind auch alle auf Google-Maps verzeichnet.!
6 . Haben Sie noch einen brandheißen Reisetipp für unsere Hörer?
„Wenn ich Ihnen heute einen Tipp geben sollte, dann kann ich im Moment nur sagen, dass man im Moment nach London fahren sollte. Das Pfund ist wunderbar billig, also sprich, auf einmal ist London nichts mehr so teuer wie letztes Jahr, und für mich ist es immer noch die faszinierendste Stadt in eineinhalb Stunden Entfernung.“
Frau Lennartz, herzlichen Dank für das Gespräch. Und die neuen Polyglott Reiseführer sind ab sofort im Buchhandel erhältlich.