Brexit könnte für Briten einen dramatischen Abstieg bedeuten.
Französische Bürger können zufrieden sein, dass ihre Staatsbürgerschaft erneut den ersten Platz in der Welt einnimmt, während die Auswirkungen eines „harten Brexit“ für Bürgerinnen und Bürger des Vereinigten Königreiches durchaus die Qualität ihrer Staatsbürgerschaft vom 8. Platz weltweit auf den 56. Platz (die aktuelle Position von China) senken könnten. Dies steht nach den neuesten Erkenntnissen des Index der Staatsangehörigkeitsqualität von Kälin und Kochenov (Quality of Nationality Index = QNI) fest, der die einzige Rangwertung ist, die Staatsangehörigkeiten weltweit objektiv nach deren Rechtsstatus misst.
Frankreich hat den Spitzenplatz seit acht Jahren in Folge inne mit einer Bewertung von 83,5 Prozent von möglichen 100 Prozent und liegt mit weniger als einem Prozentpunkt vor Deutschland und den Niederlanden, die sich gemeinsam den zweiten Platz mit 82 Prozent teilen. Frankreichs relativer Vorteil besteht in der höheren Freiheit der Wohnortwahl, was hauptsächlich auf den Status als ehemaliges Kolonialreich zurückzuführen ist.
Im diesjährigen Index belegt Dänemark den 3. Platz mit einer Punktzahl von 81,7 Prozent, während Norwegen und Schweden sich gemeinsam den vierten Platz mit 81,5 Prozent teilen. Die Positionen 5-10 werden von Island, Finnland, Italien, Großbritannien, Irland und Spanien in dieser Reihenfolge eingenommen.
Die USA befinden sich auf dem 25. Platz auf dem QNI mit einer Punktzahl von 70,0 %; der relativ schlechte Rang ist hauptsächlich auf die geringe Freiheit bei der Wohnortwahl im Vergleich zu der in den EU-Mitgliederstaaten zurückzuführen. China rangiert an 56. Stelle, eine Verbesserung von vier Stufen gegenüber dem Vorjahr, und die Russische Föderation stieg um zwei Stufen auf den 62. Platz. Die VAE erreichten ihren bisher höchsten Rang an 42. Stelle. Die Staatsangehörigkeiten auf den drei untersten Rängen im diesjährigen QNI sind Südsudan, Afghanistan und Somalia.
Brexit wird wahrscheinlich die Qualität der britischen Staatsangehörigkeit herabmindern
Generell schneiden EU-Länder im QNI sehr gut ab, und zwar insbesondere wegen der im hohen Maße freien Wohnortwahl, die unter den Mitgliedsstaaten gestattet ist. Allerdings könnte das Vereinigte Königreich eine Ausnahme zu dieser Regel werden, denn seine derzeitige 8. Position ist möglicherweise in Gefahr, wenn das Land die EU ohne Abkommen verlässt.
Professor Dimitry Kochenov, Rechtsprofessor und Autor von Citizenship (Staatsbürgerschaft) und Christian H. Kälin, Vorsitzender von Henley & Partners und Autor von Ius Doni sind die Verfasser des Index. Prof. Kochenov erklärt: „Das Vereinigte Königreich ist möglicherweise dabei, einen Weltrekord im Hinblick auf die Unterminierung der Qualität seiner Staatsbürgerschaft ohne einen tiefgreifenden gewaltsamen Konflikt aufzustellen. Je nach Ausgang des Brexit könnte das Vereinigte Königreich erleben, wie es aus der Elitegruppe von Staatsbürgerschaften von „sehr hoher Qualität“ in die Gruppe von „hoher Qualität“ abrutscht. Ein wirklich „harter Brexit“ würde dazu führen, dass das Vereinigte Königreich eine Staatsbürgerschaft hat, die den britischen Bürgern in keiner der EU-Gerichtsbarkeiten oder der Schweiz, Norwegen und Island, einer Gruppe der höchst entwickelten Länder der Erde, das Recht auf Wohnort oder Arbeit gestattet, was die Qualität der eigenen Staatsbürgerschaft auf unwiderrufliche Art und Weise herabwürdigen würde.“
Obwohl es unwahrscheinlich ist, könnte das Vereinigte Königreich im Worst-Case-Szenario und abhängig von dem wirtschaftlichen Abschwung, der durch den Brexit verursacht werden könnte, sogar noch weiter fallen und in die Einstufung „mittlere Qualität“ neben China und Russland geraten.
Laut Kälin ist der Index sowohl für Einzelpersonen als auch für Regierungen hochrelevant. „Es ist klar, dass unsere Staatsangehörigkeiten einen direkten Einfluss auf unsere Chancen sowie auf unsere Freiheit haben, zu reisen, Geschäfte zu machen und ein längeres, gesünderes und lohnenswerter Leben zu führen. Die Realität, wie sie der QNI beschreibt, ist in vielerlei Hinsicht ungerecht und bedauerlich: In den meisten Fällen spielt unsere Staatsangehörigkeit eine wichtige Rolle bei der Einrichtung einer höchst irrationalen Obergrenze für unsere Ziele.“