Eine von Netzwerk Privatbahnen in Auftrag gegebene Bilanzanalyse gelangt zu überraschenden Erkenntnissen
Berlin – Auf der Bilanzpressekonferenz am 30.3.2009 wurden von Hartmut Mehdorn noch rekordverdächtige Zahlen vorgestellt, bevor er seinen Abschied verkündete. In Wirklichkeit ist das Jahresergebnis jedoch um 20 % und das EBIT um 10 % zurückgegangen. Auch wurden die Konzernumlagen so umgestellt, dass ein großer Teil davon in die Kasse der neu gegründeten DB-ML AG fließt. Zahlmeister Nummer 1 für die Umlagen sind die Infrastrukturgesellschaften, also in erster Linie die DB Netz AG. Sie zahlt mit ca. 10 % ihres Umsatzes nicht nur die absolut und relativ höchsten Konzernumlagen, sondern erzielt zudem auch noch das höchste Ergebnis ihrer Geschichte. Hinter dieser an sich erfreuliche Meldung verbirgt sich allerdings ein Skandal. Zum einen handelt es sich bei der deutschen Eisenbahninfrastruktur um ein natürliches Monopol, das der DB AG anvertraut worden ist. Zum anderen braucht die DB AG auf Jahre hinaus eine wirksame Entgeltregulierung nicht zu befürchten. Gute Zahlen der Infrastrukturgesellschaften bedeuten nichts anderes, als dass der Konzern dort kräftig zugelangt hat, wo die Kunden keine Alternative haben: Der Konzern lebt von seinen Monopolgewinnen.
Ähnliche Verhältnisse herrschen bei DB-Regio: Der regionale Schienenpersonenverkehr wird von der deutschen Staatsbahn dominiert (ca. 90 % Marktanteil). Entsprechend traumhaft fallen die Ergebnisse aus: Im massiv bezuschussten Regionalverkehr werden Umsatzrenditen von über 12 % erzielt, was in keinem Verhältnis zum eingegangenen Geschäftsrisiko und zum eingesetzten Kapital (ROCE: annähernd 20 %) steht.
„Ohne die rücksichtslose Ausnutzung ihrer Monopole ist die DB mit ihren weltweiten, eisenbahnfremden Engagements gar nicht lebensfähig“, sagt Arthur-Iren Martini, Geschäftsführer von Netzwerk Privatbahnen. Das Management nutze in ihrem Geschäftsbericht jede sich bietende Grauzone des Bilanzierungsrechts. „Für Aufsichtsrat und den Staat als Alleingesellschafter ist diese Art der Berichterstattung kein Ruhmesblatt“, so Martini abschließend.