Das Erbe der alten Künste in Quito


31 Jul 2012 [13:48h]     Bookmark and Share


Das Erbe der alten Künste in Quito

Das Erbe der alten Künste in Quito



Nur wenige historische Stadtzentren in Lateinamerika wirken so lebendig wie das von Quito. Dies liegt vor allem an den Quiteños, den Bewohnern der ecuadorianischen Hauptstadt, und an ganz besonderen Handwerkern, die die alten Künste Quitos bewahren und damit auch für Gäste erlebbar machen.

Quito – Mehr als ein Dutzend Werkstätten, Ateliers und historische Läden ermöglichen Besuchern eine Reise in die Vergangenheit und das Zusammentreffen mit Menschen, die mit ihrem Handwerk alte Traditionen vermitteln. Die monumentale Altstadt Quitos, die von der UNESCO als erstes Weltkulturerbe anerkannt wurde, erhält erst durch diese Kulturbewahrer, durch ihre persönlichen Geschichten und Fertigkeiten ihren Charme. Die Altstadt von Quito ist ein idealer Ort für die Entdeckung der alten Künste. Hier können Besucher die Stadt durch die Augen ihrer Bewohner sehen.  

Deshalb stellen wir hier einige Handwerker vor, denen Quito-Reisende unbedingt einen Besuch abstatten sollten:  

Die Erdnuss-Snacks von „Cruz Verde“  

In einem Hinterhof in Quitos Stadtteil San Roque brutzeln Zucker, Erdnüsse, Honig und andere, geheime Zutaten in einem riesigen Kupferkessel, der über 100 Jahre alt ist. Geduldig und mit ruhigen Bewegungen verarbeitet Luis Banda die verschiedenen Zutaten bei großer Hitze zu dem beliebten weißen „Colaciones“-Kügelchen, die bereits in der dritten Generation ausschließlich von der Familie Banda hergestellt werden.  

„Colaciones“ sind stadtbekannt und werden bis heute von Luis persönlich in Handarbeit hergestellt. In einem stundenlangen Prozess röstet Luis seine Erdnüsse, fügt Gewürze und selbstgemachten Zuckersirup hinzu und schwenkt die Nüsse immer wieder in der süßen Panade. Seine offene Werkstatt liegt an den Straßen Bolívar und Imbabura mitten im Zentrum Quito s.   

Die Geheimnisse der Kräuter  

Auch Emma Lagla betreibt in der Altstadt einen kleinen Laden und führt bereits in der vierten Generation eine Tradition fort, die in der heutigen Zeit etwas Besonderes ist: Genau wie ihre Vorfahren hat sie die Gabe, mit Kräutern und Blütenessenzen zu heilen. An der Plaza de Santa Clara, zwischen den Straßen Cuenca und Benalcázar, können sich Kunden täglich von Emma behandeln lassen und werden von ihren Fähigkeiten und ihrer Hingabe beeindruckt sein.  

Emma kann nicht nur jede Form von Schmerzen und Wunden behandeln, sondern auch schlechte Energie vertreiben. Internationale Gäste nehmen bei ihr besonders gern ein Reinigungsritual in Anspruch, das negative Gedanken vertreibt und den Körper entspannt.  

Restaurationen aus der Werkstatt Carrión
Rocio hat ihr Handwerk von ihrem Vater Alfredo Carrión gelernt, der in Quito unter dem Namen „Die Wunderhand“ bekannt war. In ihrem Studio im Stadtteil San Roque werden seit 65 Jahren Heiligenbilder und -figuren restauriert.  

Aber Rocio und ihr Mann, deren Werkstatt an den Straßen Imbabura und Rocafuerte liegt, sind nicht nur auf Engel, Heilige und Jungfrauen spezialisiert. Zu ihnen kommen auch Menschen mit schwer heilenden Narben und Wunden. Rocios Vater machte die verblüffende Entdeckung, dass die Farbe, die zum Aufarbeiten der Heiligenbilder verwendet wird, die Narbenbildung vermindert und die Heilung beschleunigt.  

Hüte, die Geschichten erzählen  

Luz versteht ihr Handwerk, seit sie acht Jahre alt ist. Auch ihr Mann Segundo Ocaña ist ein Meister des Hutmachens und stellt mit ihr zusammen über 70 verschiedene Arten von Filzhüten her. Die aufwändig verarbeiteten Exemplare verkaufen Luz und Segundo in ihrem Hutladen „Sombrerería Pilarcita“ zwischen den Straßen Rocafuerte und Cuenca.  

Bekannte Persönlichkeiten aus Quito wie der ehemalige Präsident Velasco Ibarra trugen bereits Segundos Kreationen. Diese Hüte sind ein tolles Quito-Souvenir mit Stil.  

Die Eisdiele „San Agustín“  

Im Jahr 1895 eröffnete der Eisladen „San Agustin“ in Quito. Er wurde schnell zu einem beliebten Treffpunkt der Büroangestellten, Intellektuellen und Politiker.  

Eine der Spezialitäten, die jeder Gast probieren sollte, ist das „Helado de paila“. Dafür werden der Saft frischer Früchte, die in Ecuador ohnehin schon viel aromatischer schmecken als in Deutschland, mit Eis von Gletschervulkanen in einem Bronzekessel so lange von Hand verrührt, bis Eiscreme entsteht – eine absolute Delikatesse in Quito. 

Der Hutmacher von La Ronda  

Der Hutmacher Luis Lopez und seine Familie führen ihre Werkstatt „Humacatama“ in Quitos historischer Straße La Ronda bereits seit den 1940er-Jahren. Hier gibt es nicht nur die berühmten Panamahüte, „Sombreros de paja toquilla“, die eigentlich aus Ecuador stammen, sondern auch ausladende Sonnenhüte und Tirolerhüte.  

Don Luis fertigt außerdem Trachten aus der Kolonialzeit an, in denen Besucher sich fotografieren lassen können, um so ein ganz besonderes Andenken mit nach Hause zu nehmen.  

Die Klavierklinik  

Huberto Santacruz bezeichnet sich selbst als „Chirurg für antike Klaviere“. In seiner „Klavierklinik“ in La Ronda stehen wertvolle alte Instrumente, die er mit viel Liebe restauriert. Da er ausschließlich Originalteile verwendet, um den unverwechselbaren Klang eines Instruments wieder herzustellen, kann es Jahre dauern, bis Huberto einem alten Instrument neues Leben eingehaucht hat.  

Seine Besucher empfängt Huberto, der auch als Klavierlehrer arbeitet, gern am Pianoforte. Er spielt mit Vorliebe alte Musikstile aus Quito, die in Europa weitgehend unbekannt sind.  

Das heilige Gewand  

Seit sechzig Jahren führt Rosalia Chilaguano das traditionelle Kunsthandwerk fort, das sie von ihrer Mutter und ihrer Großmutter gelernt hat, und verziert heilige Insignien mit kunstvollen Stickereien und Applikationen.  

In ihrem Ladenatelier in den Straßen Rocafuerte und García Moreno  setzt Rosalia aber auch die Tradition der „Miniatuendos“ fort, das sind mit Eleganz und Hingabe gefertigte Kleider für Krippenfiguren oder Madonnen, die in vielen lateinamerikanischen Haushalten typisch sind.  

Historisches Holz-Spielzeug  

Ein gelernter Spielzeugmacher wie Jorge Rivadeneira kann auf seiner Drehbank bis zu 200 verschiedene Spielzeuge aus Holz herstellen, von einfachen Kreiseln und dem typisch südamerikanischen Holzspielzeug Perinola bis zum Zeichentisch. Jorge hat sein Handwerk von seinem Vater gelernt, der seinen Beruf bereits ausübte, als es in Quito noch kein elektrisches Licht gab und die Drechselbank noch durch menschliche Kraft angetrieben werden musste.  

Es überrascht wenig, dass Jorge das Spielzeug nicht nur fertigt, sondern selbst ein Meister darin ist, den Kreisel tanzen zu Lassen. Er besitzt einen Weltmeistertitel und hat 38 verschiedene Techniken kreiert, um das Holzspielzeug zum Rotieren zu bringen.  

Wolle und Garn  

Für Yolanda Subía sind das Weben und das Sticken eine Familienangelegenheit. Sie und ihr Bruder haben es von ihrer heute 76-jährigen Mutter gelernt, die den beiden noch immer über die Schulter schaut und darauf achtet, dass die Kleidungsstücke der neuen Generation ebenso fein und sorgfältig gearbeitet sind wie ihre eigenen.  

Yolandas meistverkaufte Stücke sind mit Blumenzweigen verzierte Blusen. Inzwischen entwickelt sie auch eigene Tischdecken, Bettwäsche und Wohnaccessoire s.    

Eine Blechtrommel aus Ecuador  

Humberto Silva arbeitet seit über 56 Jahren mit dem Material Blech, das Handwerker in Quito seit der Kolonialzeit gern benutzen. Die Kunst, das schwierige Metall zu formen, lernte Humberto von seinem Vater. Heute staunen Kunden in seinem Laden in La Ronda über die Vielfalt der Gebrauchs-Gegenstände und des Spielzeugs, die er aus Blech herstellt.  

Foto: Edgar Delmont







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