Champagnerflasche als Turm


15 Jul. 2009 [12:53h]     Bookmark and Share


Champagnerflasche als Turm

Champagnerflasche als Turm



Traben-Trabach. Das Moselstädtchen ist eingebettet in einem wildromantischen Flußtal mit seinen sanft gerundeten Bergkuppen. Bekannt wurde die 6.600 Einwohner zählende Gemeinde durch den Jugendstil der legendären Belle Epoque.

Champagnerflasche als Turm

Traben-Trabach – Perle des Jugendstils und Heimat erlesener Weine

Traben-Trabach. Das Moselstädtchen ist eingebettet in einem wildromantischen Flußtal mit seinen sanft gerundeten Bergkuppen. Bekannt wurde die 6.600 Einwohner zählende Gemeinde durch den Jugendstil der legendären Belle Epoque. Gleich zehn Gebäude aus dieser Zeit sind noch heute vollständig erhalten. Eine Reisegruppe aus Emden steht staunend vor dem Jugendstilhotel Bellevue. Ihr Blick gleitet über den Erker des 1903 erbauten Gebäudes, dessen Turm die Form einer Champagnerflasche erkennen läßt. Selbst Drahtverschluss und Korken lassen sich erahnen. Links und rechts stellen die Balkone die passenden Champagnerkelche dar. „Der Hausplaner engagierte den bekannten Berliner Jugendstil-Architekten Bruno Möhring, um seinem Wohnsitz einen ganz besonderen Stempel aufzudrücken“, erzählt Matthias Ganter, der in dem Gebäude heute ein Hotel betreibt.

Das Jugendstil-Haus überlebte unbeschadet zwei Weltkriege, aber auch die Sanierungswut der 50er Jahre. Von hier aus starten zahlreiche themenunterschiedlicher Stadttouren. Fremdenführer Günter Hauenstein berichtet dabei in schöner Regelmäßigkeit auch vom Dichterfürsten Goethe, der sich von dem Moseldorf wohl angezogen fühlte, obwohl sein Besuch im Jahr 1792 durchaus nicht freiwillig war. Goethe war seinerzeit auf dem Fluß unterwegs, von dessen „weitläufigen Schlangengang“ er schwärmte. Bei der Fahrt von Trier in Richtung Koblenz mußte das Ausflugsschiff aufgrund zu hohen Wellenschlags in Höhe Traben-Trabachs notgedrungen vor Anker gehen. Die Nacht verbrachte der Verfasser großer Weltliteratur im Böckinghaus, einst Villa einer betuchten Weingutsfamilie, heute Heimstatt des Mittelmosel-Museums.

Das Kur- und Weinstädtchen war vor einhundert Jahren neben Bordeaux der zweitgrößte Weinhandelsplatz Europas. Um die beiden Städtchen diesseits und jenseits der Mosel miteinander zu verbinden, wurde Bruno Möhring mit der Gestaltung einer aufwendig geplanten Brücke beauftragt. Die ortsansässigen Winzer und Weinhändler waren von den Entwürfen des „Bau-Professors“ dermaßen angetan, daß sie den Architekten auch für andere Vorhaben engagierten. Einer der Auftraggeber: Ein wohlhabender, Weinhändler, namens Adolph Huesgen. Der Kaufmann, so ist überliefert, ließ sich die von Möhring entworfene Jugendstilvilla geschätzte 200.000 Goldmark kosten.

Geld schien zu jener Zeit an der Mosel ohnehin recht locker zu sitzen. Dafür sorgte der angebaute Riesling. Damals ein Exportschlager, zählte der begehrte Rebsaft seinerzeit zu den weltweit exklusivsten und teuersten Weinen. Nicht nur die günstige Lage auf den steilen Südhängen mit ihrem mineralischen Schieferboden machte ihn so erfolgreich. Dabei half auch ein preußisches Zollgesetz aus dem 19. Jahrhundert, das Winzer vor unliebsamer Konkurrenz aus dem benachbarten Ausland schützte.

Zahlreiche architektonische Schmuckstücke zeugen von dieser „goldenen“ Zeit. Folgerichtig blieben Jugendstil und Weinanbau bis heute touristisch wichtige Pfunde, mit denen Traben-Trabach wuchern kann. Am besten ist das Städtchen bei einem geführten Rundgang zu erkunden. Dazu zählt unter anderem ein Weinlehrpfad, der viel Wissenswertes über den Riesling und seine Geschichte verrät. Unter dem Motto „ Auf den Spuren der Belle Epoque“ werden darüber hinaus verschiedene Jugendstil-Touren durch die Altstadt angeboten. Informationen im Internet unter www.traben-trabach.de, www.bellevue-hotel.de.

Günter von Saint-George

 







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