Die Siegertafel ziert den gewaltigen Kopfbahnhof
Leipzig – Seit dem 19. September lesen es die Leipziger Bürger in Messing graviert: Der kundenfreundlichste Bahnhof Deutschlands steht im Freistaat Sachsen. Bahnfreunde und Politprominenz feierten am Montag mit der Allianz pro Schiene eine festliche Siegerkür für den ersten Kopfbahnhof, der in der achtjährigen Wettbewerbsgeschichte den Titel „Bahnhof des Jahres“ gewonnen hat. Im Beisein von Landesverkehrsminister Sven Morlok (FDP) und dem Vorstandsvorsitzenden von DB Station & Service, André Zeug, enthüllten die Jury-Mitglieder feierlich eine Messingtafel in der Halle des Hauptbahnhofs.
„Ich freue mich, dass mit dem Hauptbahnhof Leipzig zum ersten Mal ein sächsischer Bahnhof diesen Titel erringen konnte“, sagte der sächsische Verkehrsminister Sven Morlok. „Wer hier ankommt, bekommt Lust, noch mehr von Stadt und Land zu entdecken; wer hier abreist, wird hoffentlich gerne wiederkommen wollen. Der Bahnhof ist Sinnbild für sächsische Tradition, Lebensqualität, wirtschaftliche Leistungskraft und natürlich in erster Linie einer unserer wichtigsten Verkehrsknotenpunkte.“ Die Leipziger Bahnhofsmanagerin Sabine Rothenberger (Deutsche Bahn) und der Leipziger Bürgermeister Martin zur Nedden (SPD) bekamen eine Urkunde für ihre gemeinschaftlichen Anstrengungen bei der Jahre währenden Modernisierung des Leipziger Hauptbahnhofs.
„Leipzig hat einen Kopfbahnhof der Spitzenklasse“, sagte Jury-Mitglied Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Obwohl Bahnkunden in der Nominierungsphase mehrheitlich für Stuttgart Hauptbahnhof gestimmt hätten, sei die Jury zu einem anderen Ergebnis gekommen. „Bei der Kundenfreundlichkeit kann Stuttgarts Kopfbahnhof mit dem Leipziger Prachtbau nicht mithalten“, sagte Naumann und schwärmte von der „hohen Aufenthaltsqualität des Gebäudes: Solche Gefühle vermitteln sonst nur Kirchen“. Leipzig, das sei eine „Kathedrale mit Gleisanschluss“, sagte Naumann. Auch Monika Ganseforth vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) lobte, dass Leipzig den Reisenden „unglaublich viel Platz biete“. Der Bahnhof sei dennoch übersichtlich und barrierefrei. Trotz des mächtigen Einkaufsbereichs kämen sich Reisende und Shoppende niemals in die Quere. Im alten preußischen Wartesaal residiere die „schönste Bahnhofsbuchhandlung Deutschlands“, sagte Ganseforth und lobte zugleich die „sehr aktive Leipziger Bahnhofsmission“. „Ob glänzende Ladenzeilen oder erste Hilfe bei Notlagen, dieser großartige Bahnhof erfüllt alle Bedürfnisse der Reisenden.“
„Anders als noch vor wenigen Jahren schätzen die Kunden heute ihre Bahnhöfe als ganzheitliche Erlebniszentren“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Wer in Leipzig einen Zug verpasst, muss keine leere Wartezeit mehr fürchten.“ Flege wies darauf hin, dass „in diesem Jahr beide Gewinner des Titels in Ostdeutschland liegen“. Mit Leipzig in der Kategorie Großstadt und Halberstadt in der Kategorie Kleinstadt erringen Sachsen und Sachsen-Anhalt erstmals den Titel in der achtjährigen Wettbewerbsgeschichte. Thüringen hat mit Weimar (2005) und Erfurt (2009) bereits zwei Bahnhöfe des Jahres vorzuweisen. „Bahnhofsfinanzierung ist eine Querschnittsaufgabe zwischen Land, Stadt und der Deutschen Bahn“, sagte Flege. „Der Osten steht beim Thema Bahnhöfe insgesamt sehr gut da.“
Foto: Edgar Delmont