Im Nationalpark Müritz, der vor 20 Jahren gegründet wurde, ist Natur pur zu hause
Auf den Spuren der Fischadler
Im Nationalpark Müritz, der vor 20 Jahren gegründet wurde, ist Natur pur zu hause
Hohenzieritz. „Es ist ein Paradies für Biber, Fischadler und Kraniche“, schwärmt Ulrich Meßner. Der Naturkundler, der dem Amt für Deutschlands naturreichem Nationalpark an der Müritz vorsteht, hat den Wandel der Region begleitet. Zu DDR-Zeiten vergnügten sich hier mal hochstehende Funktionäre bei der Jagd, mal nutzten Soldaten der Volksarmee Teile des Geländes zu Schießübungen. Der Natur hat das offensichtlich wenig geschadet. Sie hat sich nach und nach ihren Lebensraum zurückerobert.
Bei Gründung des Müritz-Parks vor 20 Jahren riefen die Verantwortlichen den Schutz von Flora und Fauna auf den Plan. „Oberstes Ziel war es, die Natur sich selbst zu überlassen,“ blickt Meßner zurück. Das hat geklappt. Heute sind auf dem 322 Quadratkilometer großen Areal zwischen Neustrelitz und Waren mehr als 250 Vogelarten beheimatet. Über 100 Seen, Moore, Wiesen und Weiden bilden den Lebensraum für See- und Fischadler, für seltene Schmetterlings- und Libellenarten. „Der Charaktervogel der Seenplatte ist auch der Star im Luftraum über der Müritz“, erklärt Alfred Bohnenstädt vom Nationalparkservice in Federow. Er ermöglicht Besuchern auf eigens aufgelegten Adlersafaris einen Einblick in Leben und Fangmethoden der Fischgreifer. Eine Kamera liefert rund um die Uhr Bilder brütender Fischadlerpärchen. Auf einer Videowand verfolgen Besucher gespannt Szenen der fassettenreichen Familienidylle. Rangerin Liane Limm weiss, dass sich inzwischen bis zu 20 Brutpaare im Nationalpark angesiedelt haben. „Damit haben wir die größte Brutdichte in Europa“, ergänzt die Rangerin voller Stolz.
Am Ostufer der Müritz bietet sich Naturliebhabern ein anderes seltenes Schauspiel, wenn im Herbst Kraniche in Scharen bei Waren einen Raststopp einlegen. Auf der Durchreise in die Winterquartiere Spaniens suchen sich die stelzbeinigen Vögel in der frühen Dämmerung ihre Schlafplätze im Schilfgewirr des Sees. Von August bis Oktober begleiten Ornithologen Gruppen zu kleinen Beobachtungshütten. Mit und ohne Fernglas lässt sich von hier aus das Treiben der laut trompetenden Kraniche bestens verfolgen.
Eine Reise durch den Nationalpark erleichtern ein fast 200 Kilometer langes Radwegenetz und gut ausgeschilderte Wanderrouten. Auch per Bus und Schiff geht es zu den Ausflugszielen wie Federow, Speck und Käflingbergturm. Mit einer imposanten Aussicht auf die Wasser-, Wald- und Wiesenlandschaft. Zu Paddeltouren lädt die „Alte Fahrt“, ein vier Kilometer langer Kanal zwischen Müritz und der Mirower Seenkette. Und die Obere Havel führt Wasserwanderer von der Havelquelle in Kratzburg direkt zum Useriner See, dem größten im Schutzgebiet. Wer sich über Fischzucht informieren will, selbst mal die Angel auswerfen will oder köstlichen Kaviar verkosten möchte, hat als Gast bei Fischern in Waren die Möglichkeit dazu. Als Tor zum Müritz-Nationalpark ist die „graue Stadt am Meer“, wie bereits Theodor Fontane von Waren schwärmte, der ideale Ausgangspunkt für einen Ausflug in die „Werkstadt der Natur“.
Günter von Saint-George
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Infos: Der Reiseveranstalter TUI und die Hotelkette Radisson unterhalten im Land Fleesensee in der Nähe zum Nationalpark zwei Hotels, einen Robinson Club und ein Dorfhotel für Familien. In der Umgebung werden ebenfall seine Vielzahl von Zimmern und Appartements für Übernachtungen angeboten. Kostenlose Führungen bietet das Nationalparkamt an. Rund ein Dutzend Informationsstellen geben Auskunft und Tipps. Nationalparkamt Müritz, Tel: 03982520. Informationen im Internet unter www.nationalparl-müritz.de. Auch der Nationalpark-Service in Federow ist bei der Ausflugsplanung behilflich. Tel: 03991/668849 oder im Internet unter www. nationalpark-service.de
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