Auf den Spuren der Carettas
Im Südwesten der Türkei vertragen sich Strandurlaub und antike Schatzsuche
Dalyan. „Beeilen wir uns“, mahnt Reiseleiter Aykut Acar, „später wird es hier rappelvoll“. Und richtig: Punkt 10 Uhr
Auf den Spuren der Carettas
Im Südwesten der Türkei vertragen sich Strandurlaub und antike Schatzsuche
Dalyan. „Beeilen wir uns“, mahnt Reiseleiter Aykut Acar, „später wird es hier rappelvoll“. Und richtig: Punkt 10 Uhr beginnt eine „Schlammschlacht“ wie nicht nur Kinder sie mögen. Täglich kommen rund 3.000 Touristen, um sich in Horzlar Köyü zwischen Dalyan Kanal und Köcegiz-See in 35 Grad warmen Schwefelmatsch zu suhlen. Von der Sonne getrocknet, sind ihre Körper ganz von Schlammkruste bedeckt. Jetzt ein Sprung ins Becken, das randvoll mit Thermalwasser aus Heilquellen gefüllt ist. Und fertig ist die Kur, die weiche Haut verspricht und Falten keine Chance gibt. Ganz abgesehen davon, dass die Bäder so manchen Krankheiten und Beschwerden des Alltags vorbeugen sollen.
Wir fühlen uns gestärkt und besteigen einen türkischen Motorsegler. Der Steuermann des „gulet“ nimmt Kurs auf den fünf Kilometer langen Sandstrand Itztuzu. Der naturgeschützte Küstenstreifen gilt als wichtigster Nistplatz der vom Aussterben bedrohten Caretta-Schildkröten. Deshalb ist er nur tagsüber für Touristen zugänglich. Nachts tummeln sich hier Scharen von Carettas, um ihre Eier im Sand abzulegen. Geschlüpfte Jungtiere orientieren sich auf dem Weg ins Meer ausschließlich am Schein des Mondes. „Leider überleben nur wenige den Wettlauf mit dem Tod“, weiß Aykut Acar. Umweltschützer verweisen zur Rettung der Schildkrötengelege gern darauf, dass Touristen zum Baden andere Strände wählen sollten. Und die gibt es schließlich in großer Vielzahl rund um Göcek und Fethiye.
Blaue Reise oder Tekking?
Blaue Reise, Jeeptour oder Trekking? Wer den Südwesten der Türkei erkunden will, hat viele Möglichkeiten. Fast überall warten auf ihn Spuren der Antike. Unsere 25 Meter-Segeljacht ankert vor Dalyan. Vom Ostufer des Hafens aus gleitet der Blick auf die in Bergwände geschlagenen Felsengräber von Kaunos. Die Todestempel stammen aus dem vierten Jahrhundert vor Christus und künden von Reichtum und Macht der alten Lykier. Von der einst blühenden Stadt sind noch ein Amphitheater, eine byzantinische Festung und diverse Tempelruinen erhalten.
Tempel, Felsengräber & Ruinen
Rund ein Dutzend Ruinenstätte aus der Antike reihen sich um Fethiye. Ein Erdbeben zerstörte die Stadt Mitte der 1950er Jahre. Wieder aufgebaut, wurde Fethiye zum urbanen Zentrum der Südwesttürkei. Zwischen der Anhöhe der antiken Akropolis und dem Jachthafen liegt die Altstadt. In den Gässchen drängen sich Touristen, die in den dicht aneinandergereihten Läden um Souvenirs, Lederutensilien oder Goldschmuck feilschen. In einer Felswand oberhalb des Kerns sind die berühmten Felsgräber der Stadt in Stein gehauen. Darunter das wohl Bekanntesten, in dem der Lykierkönig Amyntas seine letzte Ruhe gefunden haben soll.
Fethiye ist idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflugsziele in die Vergangenheit. Zum Beispiel in das heutige Ykaköy. Umgeben ist die antike Stadt Tlos von einem Berg, auf dem Lykier im 12. Jahrhundert vor Christus eine Festung bauten. Später nutzten Griechen und Römer die Bastion. Aus dieser Zeit stammen imposante Relikte, so die Reste einer Kirche, eines Bades und Theaters.
Wer es sportlich mag…
Immer mehr Touristen suchen neben Strandurlaub und Hotelkomfort auch sportliche Herausforderungen,erzählt Aykut Acar. So warten auf Abenteuerlustige und Mutige beispielsweise ein Trekkingerlebnis durch die Stromschnellen der Saklikent-Schlucht oder ein Paraglidingflug vom knapp 2.000 Meter hohen Berg Babadag über wunderschöne Buchten und die Blaue Lagune bei Ölüdeniz.
Günter von Saint-George