Premiere am Samstag, 15. November 2008, 19.30 Uhr im Theater Duisburg
Wenn Schauspiel-Regisseurin Amélie Niermeyer eine Oper inszeniert, Star-Architekt Stephan Braunfels das Bühnenbild entwirft und der Barock-Spezialist der Deutschen Oper am Rhein, Andreas Stoehr, sich dem Vollender der Wiener Klassik widmet, dann hat eine Neuproduktion von Beethovens Oper Fidelio wirklich Neuigkeitswert. Am Samstag, dem 15. November, um 19.30 Uhr ist Premiere im Theater Duisburg.
Fidelio ist Beethovens einzige Oper. Er hat lange gerungen mit dem Stoff, der als Opernvorlage bereits kursierte. Beethoven bearbeitete ihn mehrfach für die erste, noch mit Leonore betitelte Fassung von 1805, für deren Revision 1806 und für die spätere, sich als Fidelio endlich durchsetzende Version von 1814. Daran erinnert die Aufführung, wenn Andreas Stoehr diesem Fidelio die Ouvertüre Nr. 1 Opus 38, in seinen Augen „die lyrischste Variante aller Ouvertüren“ voran stellt und damit einen eher suchenden, tastenden Einstieg in die Geschichte findet.
Die Titelheldin Leonore, die sich – als Fidelio verkleidet – Zutritt zu dem Gefängnis verschafft, in dem ihr Mann Florestan offenbar unrechtmäßig gefangen gehalten wird, ist eine der wenigen Heldinnen, die als kämpfende Frauen auf der Opernbühne überleben. „Wer ein solches Weib errungen“, dieser Schlussjubel gilt ihr, der Retterin des Gatten, deren privater Kampf zu einer Befreiungsideologie stilisiert wurde.
Beethovens Fidelio von 1814 ist kein Stück, das den individuellen Empfindungen auf den Grund geht, es will Wahrheit ans Licht bringen. Die Wahrheit aber ist nach dem Ende der Befreiungskriege und dem Wiener Kongress das illusionslos gewordene Europa, in dem alle Freiheitsträume verflogen scheinen. Und doch kämpft Beethoven um sein Drama, als gelte es, die Idee zu retten, unabhängig davon, ob sie die Welt verändern kann oder nur eine Utopie bleiben wird.
Was dieser Kampf um die Wahrheit uns heute anzeigt und welche Hoffnungen sich daran knüpfen lassen, das hinterfragt Amélie Niermeyer, die mit Fidelio, ihrer zweiten Musiktheater
produktion, zum ersten Mal an der Rheinoper inszeniert. Sie arbeitet zusammen mit dem vielfach ausgezeichneten Architekten Stephan Braunfels, der von seinem Großvater, dem Komponisten Walter Braunfels, die Leidenschaft für die Oper geerbt hat und zum wiederholten Mal ein Bühnenbild für die Opernbühne entwirft. Unter der musikalische Leitung von Andreas Stoehr sind Annette Seiltgen als Leonore und Steven Neil Harrison als Florestan, Sami Luttinen als Rocco und Netta Or als Marzelline sowie Heikki Kilpeläinen als Don Pizarro, Mirko Roschkowski als Jaquino und Ludwig Grabmeier als Don Fernando zu erleben. Martin Shalita und Rolf Broman singen die beiden Gefangenen.