Während die Narren und Jecken bei uns bereits gestern die fünfte Jahreszeit einläuten, gehen die Vorbereitungen auf Teneriffa erst in die heiße Phase.
Santa Cruz de Tenerife/Frankfurt – Die größte Kanareninsel feiert in der Zeit von Februar bis März bei frühlingshaften Temperaturen den exotischsten und aufregendsten Karneval Europas. Dieser findet jedoch nicht überall gleichzeitig statt, sondern wandert von Ort zu Ort über die ganze Insel. In Santa Cruz beispielsweise beginnt die närrische Zeit am 18. Februar und endet offiziell am 1. März 2009. Motto des kommenden Festes: El Cine de Terror, das „Horrorkino“. Rund eine Millionen Tinerfeños, spanische und internationale Gäste feiern Jahr für Jahr das nach Rio de Janeiro zweitgrößte Karnevalsfest der Welt, das Jecken von Nah und Fern in seinen Bann zieht. Das gilt auch für Promis: So saßen beispielsweise die Hollywood-Größen Sophia Loren und Gérard Depardieu in der Jury zur Wahl von Teneriffas Karnevalskönigin 2008.
Exklusiv auf Teneriffa: Ein Fisch erhält Feuerbestattung
Das ganze Spektakel beginnt nach mehrmonatigen Vorbereitungen ganz offiziell mit den Wahlen von Königin und Kinderkönigin. Highlight der darauf folgenden Umzüge ist der große „Coso“, bei dem in Begleitung von verschiedenen Musik- und Kostümgruppen sogenannte „Murgas“ (Gesangsgruppen) und „Comparsas“ (Tanzgruppen) für närrisches Treiben auf Teneriffas Straßen sorgen. Bei aller Musik und buntem Treiben fehlt es jedoch auch nicht an guter Satire und zeitgenössischer Kritik der Gesellschaft, an Politikern oder den alltäglichen Dingen des Lebens. Für das offizielle Ende der Faschingszeit steht die „Entierro de la Sardina“, die Beerdigung der Sardine. Traditionell wird am Aschermittwoch eine überdimensionale, aus Pappmaschee gefertigte Sardine durch die Gassen von Santa Cruz und jeder größeren Stadt in einer Trauerprozession getragen. Nach dem Umzug folgt die zeremonielle Feuerbestattung, die gleichzeitig die Fastenzeit einläutet.
Vom Winterfest zum Karneval
Teneriffas Karneval ist ein Rausch der Farben und ein Fest der Freude. Trommel-Stakkati und grelle Pfeiftöne durchdringen in der närrischen Zeit die Straßen von Santa Cruz und vielen weiteren Städten. Für die Tinerfeños ist der Karneval seit jeher von großer Bedeutung. Es sollen die Rückkehrer aus südamerikanischen Kolonien gewesen sein, die den Kanaren ihre pure Lebensfreude eingeimpft haben. Nicht von ungefähr erinnert das Meer aus glänzenden Farben und atemberaubenden Kostümen, die heißen Samba- und Salsa-Rhythmen und feurigen Tänze an den temperamentvollen Karneval unter dem Zuckerhut. Selbst unter General Franco ließen es sich die Tinerfeños nicht nehmen, gebührend zu feiern. Das strikte Verbot, Faschingsveranstaltungen in Spanien durchzuführen, umgingen die Inselbewohner dadurch, dass sie das Fest kurzerhand in „Fiestas de Invierno“ (Winterfeste) umbenannten. Erst seit 1977 wird ganz offiziell von Karneval gesprochen.